Frauenfeld · 12.06.2024
«Gämmer eine dure»
Kennen Sie das Gefühl, durch die Strassen zu schlendern, sich eine frische Brise um die Nase wehen zu lassen und plötzlich das unbändige Verlangen zu spüren, auf den nächstgelegenen Spielplatz zu rennen und das «Gireizli» zu kapern?
Ja genau, dieser Moment, wenn die kindliche Unbekümmertheit durch unsere stolz erhabene, erwachsene Fassade blitzt…
«Gämmer eine dure» könnte man sagen – eine Aufforderung an uns alle, die unverblümten Freuden des Alltags zu geniessen und das innere Kind wieder einmal zu umarmen…
Zurück zum «Gireizli» – dieses simple Vergnügen, das einst beste Unterhaltung bot. Warum nicht heute, im eleganten Business-Outfit, eine «Schaukelpause» einlegen? Die irritierten Blicke der Passanten sind zwar förmlich zu spüren, das altbekannte Kribbeln jedoch unbezahlbar!
Eine spontane «Wasserschlacht»? Das nasse Hemd und die triefenden Haare sind dabei Ehren-Medaillen der Alltagshelden!
Die täglichen Glücksmomente sind eben überall, wir müssen sie nur bewusst ins Auge fassen.
Ein weiterer Champion: das Gelati! Weshalb auf den Sommer warten? «Gämmer eine dure» und schlecken auch im tiefsten Winter (oder im Thurgauer-Frühling) unser Lieblingseis; eingemummelt in Schal und Mütze, meinetwegen auch mit dem neonfarbenen Skianzug aus den hippen 80er.
Ebenso Vergnügliches aus Kindheitstagen: Das «Matschepfützen gumpe!» Trotz der damals mahnenden Worte unserer Eltern im Ohr: «Spring nicht in diesen ‘Guntä’!»
Doch ist das nicht exakt der Punkt? Das Wasser mit einem lauten «Platsch» in alle Richtungen spritzen zu lassen? Wie befreiend es doch wäre, das nächste «Hudelwetter» als Einladung zum «Pfützenhüpfen» zu nutzen, anstatt es als lästiges Übel zu betrachten.
«Gämmer eine dure» heisst nicht, wichtige Pflichten zu vernachlässigen, jedoch die Ernsthaftigkeit des Lebens ab und zu abstreifen zu dürfen...
Also ziehen wir unsere inneren Superheldenumhänge an, schnappen uns einen Wasserballon, eine saftige Regenpfütze – zusammen mit einem Raketenglacé – und los gehts!
Denn das Leben ist zu kurz, um es ausschliesslich ernst zu nehmen oder stets auf die perfekten Bedingungen zu warten. Sarah Utzinger