Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.03.2024

BiblioWeekend 2024: Literarische Snacks und Wissenshäppchen

Schweizer Bibliotheken laden zum kulinarischen Literaturerlebnis ein

Das dritte nationale BiblioWeekend stand unter dem Motto «Zu Tisch! À table! A tavola!» und bot am vergangenen Wochenende unter anderem auch in unserer Kantonshauptstadt ein kulinarisch-literarisches Verwöhnprogramm mit insgesamt mehr als 1000 Besuchenden. 

 

 

Für das diesjährige nationale BiblioWeekend in Frauenfeld warf sich unsere Kantonsbibliothek als Pop-Up-Restaurant wortwörtlich in Schale und debütierte mit einem köstlichen Amuse-Bouche: Die exquisit duftende Kinderbäckerei liess die Genussherzen der jungen Bäckerinnen und Bäcker bereits zum Auftakt höher schlagen.


Die Vorspeise des Wochenendes wurde mit vielfältigem Programm serviert, das die Fantasie verzauberte und auch längst verstaubte Neugier weckte. Insbesondere das Erzähltheater, die vorzüglichen Vorlesungen sowie die Sprachen-Cafés waren beliebte «Delikatessen». Während der Hauptspeise wurde gemeinsam gerätselt und gelesen, während das Dessert mit einem exquisiten Märchenprogramm und einem kreativen Happy End aufwartete.


«Liebe Kinder. Stellt Euch vor, was ich für einen besonderen Beruf habe. Ich bin Märchenerzählerin.» Lisa Gersbach entführte die kleine und grosse Zuhörerschaft mit ihrem Märchenatelier in die Welt der Geschichten – an einen Ort, an dem Unmögliches möglich wird. Die Kinder lauschten mit glänzenden Augen den magisch schönen Erzählungen, deren schimmernde Kraft sogar im Erwachsenenalter noch zu spüren ist.


Im Anschluss wurde fleissig gebastelt und kam ein «Hüngerchen» auf, so schenkte die Bibliothekscaféteria à la «Lebkuchenknusperhaus» eine willkommene Abwechslung voller bunter Leckereien.


Vorsicht war bei der ominösen «SchneckenSchleimSpurTour» geboten; doch statt auf Schnecke Mathildas Schleimspur auszurutschen, wurden spannende Rezeptschnipsel neu zusammengefügt - der Rätselspass war nicht zu übersehen.»


 



Beeindruckende Resonanz 


Anita Thurnheer von der Kantonsbibliothek Frauenfeld zeigte sich begeistert über die grosse Resonanz: «Wir freuen uns sehr, dass unser BiblioWeekend solchen Anklang findet. Es gab Familien, die haben das komplette Wochenende bei uns verbracht.» Kantonsbibliothekar Bernhard Bertelmann ergänzte: «Eine wirklich einzigartige Atmosphäre, die wir erleben durften. Allein am Samstag konnten wir über 600 Gäste begrüssen.»


Als Häppchen für Zwischendurch konnten Ausstellungsgegenstände der Frauenfelder Museen (historisches, archäologisches und Naturmuseum), begleitet von Kurzvorträgen begutachtet werden. Es brillierten aber auch die informativen Bibliotheksführungen, welche den Gästen einen spannenden Einblick in die historische Dokumentation unserer Zeit ermöglichte und den unschätzbaren Wert unseres «Kulturgutes Buch» veranschaulichte.


 



Blick hinter die Kulissen


Kantonsbibliothekar Bernhard Bertelmann begeisterte als «Le Chef» und führte durch das exklusive Archiv in den Kellern des Verwaltungsgebäudes sowie der Bibliothek Frauenfeld. «Unsere wertvollsten Schätze finden sich alle hier unten», enthüllte Bertelmann und verkündete, dass die Kantonsbibliothek im Jahre 1805 eröffnete - damals mit genau einem ‘Bücherkasten’; der vorwiegend mit Literatur der Regierungsverwaltung und der Gesetzgebung bestückt war. Als 1848 die Klöster geschlossen und ihre Werke konfisziert wurden, gingen viele Raritäten an die Kantonsbibliothek über und sind mittlerweile bedeutsame Zeitdokumente.


So kam das interessierte Publikum in den Genuss von mehr als 500 Jahre alten Handschriften aus dem Mittelalter, ebenso verblüfften Unikate von Ittinger Mönchen aus dem 17. Jahrhundert, teils sogar in Lateinschrift. Ein weiteres Raunen ging bei der Präsentation des altehrwürdigen Zeitungsarchivs durch die Reihen. Dieses wird aktuell fortlaufend digitalisiert, was die Wichtigkeit des öffentlichen Publikationsorgans als weiteres Zeitdokument aufzeigt.


 



Wandel der Zeit


«Seit die Stadtbibliothek Frauenfeld 1864 mit der Kantonsbibliothek vereint wurde und einen richtigen Boom erlebte, versuchen wir weiter dem wandelnden Zeitgeist gerecht zu werden», erzählte Bertelmann im persönlichen Gespräch. Einerseits brauche es Raum für Ruhe, für das Lernen und Forschen, gleichzeitig jedoch für die interaktive, lebhafte Seite. «Unsere Aufgabe ist es, diese beiden Pole zusammenzuführen», meinte der Kantonsbibliothekar weiter. Dazu sei die Sammlung an physischen wie digitalen Medien in den letzten Jahrzehnten stetig erweitert worden, auch im Hinblick darauf, dass die Bevölkerung toleranter gegenüber gewissen Themenbereichen geworden sei.


«Es freut uns, dass die Besucherzahlen und Ausleihen konstant geblieben sind», meinte Lukas Hefti, Leiter der Zentralen Dienste der Kantonsbibliothek Frauenfeld. Doch dafür benötige es täglichen Einsatz sowie motivierte junge Menschen, die unsere Kultur weiterhin «zum Buche führen».


Mit ihren rund 200 Veranstaltungen pro Jahr und ihrem beeindruckenden physischen wie digitalen Angebot erstrahlt unsere Kantonsbibliothek in würdigem Glanze. Sie vereint Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.


Sarah Utzinger


 



Weitere Informationen: 


www.kantonsbibliothek.tg.ch