Frauenfeld · 28.02.2024
Landparzelle «Hofwies» soll verkauft werden
Ein geeignetes Projekt für familienfreundliches Wohnen ist gefunden
Das zweite Thema der Infoveranstaltung der Gemeinde Hüttwilen am Samstagmorgen war der Landverkauf der Parzelle 2053 an der Hofwiesstrasse in Nussbaumen. Ein Teil des Grundstücks war einst eine Kiesgrube und wurde von der Gemeinde als Entsorgungsstelle genutzt. Die Gemeinde hat einen Käufer mit passendem Projekt gesucht und auch gefunden.
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 13. März wird als zweites Geschäft über den Verkauf der Grundstücksparzelle abgestimmt werden. Gemeindepräsidentin Sabina Peter Köstli führte den gut 60 Anwesenden den bisherigen Verlauf in Bezug auf das Grundstück vor (siehe Kasten). «Mit dem Verkauf und dem ausgewählten, aus unserer Sicht passenden Projekt, will der Gemeinderat das Leben in Nussbaumen positiv mitgestalten», so Sabina Peter Köstli.
Wohnraum für Familien
Die Parzelle an der Hofwiesstrasse umfasst 6312 Quadratmeter – 5420 davon liegen in der zweigeschossigen Wohn- und Arbeitszone WA mit übergeordneter Gestaltungsplanpflicht. Der östliche Teil der Parzelle – rund 3000 Quadratmeter – diente einst als Kiesgrube und Entsorgungsstelle und gilt daher als belasteter Standort. Bedeutet: Nur im westlichen Teil dürfen Bauten unterkellert oder eine Tiefgarage gebaut werden. Auf dem belasteten Teil dürfen nur Hochbauten erstellt werden. Soweit die Ausgangslage.
Nach dem Nein der Stimmbevölkerung zur Abparzellierung der rund 2000 mit Sicherheit unbelasteten Quadratmeter an der Gemeindeversammlung im Dezember 2022 und dem mehrfach und nachdrücklich geäusserten Wunsch nach Wohnraum für Familien, nahm sich die Gemeinde diesem Auftrag an. Entsprechend wurden Überbauungsprojekte für günstigen Wohnraum für junge Familien gesucht, um so die Primarschule Nussbaumen zu unterstützen. In der Ausschreibung wurde aber nicht nur auf diese Anforderung hingewiesen, sondern auch auf die Gestaltungsplanpflicht sowie die Tatsache, dass die Kaufangebote und Bebauungskonzepte von einem Beurteilungsgremium mit festgelegten Kriterien bewertet werden. Im Gremium sassen neben drei Gemeindevertretern auch zwei unabhängige Fachberater.
Drei Projekte, ein Sieger
Eingegangen sind drei Projekte. Das Gremium bewertete diese anhand von fünf Kriterien. Nach einem ansprechenden, ortsbaulichen und architektonischen Konzept, dem Einfügen ins Dorf- und Landschaftsbild, der Anzahl Wohneinheiten und -qualität, dem Kaufangebot sowie dem Energiekonzept. Der langjährige Raumplaner der Gemeinde Hüttwilen, Hanspeter Woodtli, präsentierte alle drei Projekte sowie deren Bewertungen. Siegreich war das Projekt «Solarpark Nussbaumen». Dieses holte in drei der fünf Kategorien die höchst mögliche Punktzahl.
Das Siegerprojekt stammt aus der Feder des Bauatelier Metzler GmbH aus Hüttwilen und Frauenfeld. Dieses sieht vor, die Parzelle im Auftrag der Investoren – der Orchilla AG aus Rapperswil-Jona – für 2,294 Mio. Franken zu erwerben und darauf einen Mix aus Reihenhäusern (14 Stück), Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen inklusive Seniorenwohnungen im Erdgeschoss und einem zusätzlichen Solarhaus mit Parkierungsmöglichkeiten, Ateliers und Energiespeicher zu erstellen.
Pläne für die Zukunft
Investoren und Planerteam beabsichtigen, bezahlbare Mietshäuser für Familien zu bauen. «Das Projekt orientiert sich an der ortstypischen, landwirtschaftlich geprägten Architektursprache. Die beiden Nord-Süd ausgerichteten Reihenhäuser bilden einen durchgrünten Hofplatz mit Familiengärten», erzählte Thomas Metzler, Eigentümer und Geschäftsführer Bauatelier Metzler GmbH. Er stellte sein Projekt detailliert vor und sprach von einer optimalen Ausnutzung von 20 bis 28 Wohneinheiten. «Möglich wären aber bis zu 36», ergänzte er. Zudem sollen die fünf Bauten mit rund 1000 Quadratmetern Photovoltaikanlagen versehen werden. Das zukunftsgerichtete Energiespeicherkonzept ist so ausgelegt, dass die Batteriespeicheranlage sowohl den Eigenbedarf abdecken, sowie auch als Quartierspeicher überschüssigen Solar-Strom der Gemeinde aufnehmen und später wieder abgeben könnte.
In der anschliessenden Fragerunde wurden dann vertiefte Fragen zum Projekt, dem baulichen Ablauf sowie die Sicherheiten für die Gemeinde gestellt, dass dieses Projekt dann auch so umgesetzt werde, wie es präsentiert wurde. «Das wird vertraglich geregelt und juristisch abgesichert», sagte Sabina Peter Köstli. Weiter wollte jemand wissen, was passiert, wenn die Stimmbevölkerung an der Gemeindeversammlung am 13. März Nein zum Landverkauf sagen würde. Die Gemeindepräsidentin dazu: «Dann legen wir das Geschäft auf Eis und werden in nächster Zeit von einer weiteren Bearbeitung dieser Parzelle absehen.»
Ein Versprechen
Das Schlusswort des Morgens hatte Cyrill Gebert, Inhaber der Ochilla AG und Erbe der Firma Geberit AG in Rapperswil-Jona. Er versprach, ganz im Sinne des Projekts günstigen Wohnraum für Familien anzubieten und erklärte, dass die Wohnsiedlung dereinst im Besitz der Orchilla AG bleiben werde und sowohl die Wohnungen als auch die Reihenhäuser zur Miete angeboten werden. Auf die Rückfrage aus dem Publikum nach Mietpreisen, antwortete er: «Das können wir heute noch nicht detailliert sagen, weil wir noch keine genauen Angaben über die Erstellungskosten haben. Wir werden aber an unserem Versprechen für familienfreundliches Wohnen festhalten.»
Was bisher geschah …
Februar 2020 – erste Planungsvariante für Flächenausgleich: Mögliche Varianten wurden diskutiert, beispielsweise die Umsiedlung der Landi Hüttwilen oder die Umlagerung der Fläche nach Hüttwilen für eine Umnutzung der Schweinestallungs-Fläche östlich des Dorfes für eine Wohnüberbauung. Eine Konsultativabstimmung vom September 2020 zeigte dann aber deutlich den Wunsch der Bevölkerung nach einer Wohnüberbauung für Familien zur Stärkung der Primarschule Nussbaumen.
Ende 2021 – Projektausschrieb für Bebauung und Verkauf: Sieben Angebote gingen ein, aber keines nahm genügend Bezug auf die Ausschreibung und den Umstand des belasteten Standorts. Das führte zu keinem befriedigenden Projekt und zu vertieften Abklärungen.
Dezember 2022 – Bevölkerung lehnt die Aufteilung des Grundstücks zwischen belastetem Standort und restlicher Parzelle ab. Die Bevölkerung will eine gesamthafte Betrachtung und es soll günstige Wohneinheiten für Familien geben.
Mai 2023 – erneuter Projektausschrieb mit angepassten, detaillierten Kriterien: Dieselben sieben Interessenten wurden angeschrieben, drei davon reichten anschliessend ein bewertungsfähiges Projekt ein.
Michael Anderegg