Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.02.2023

Bilanz gezogen: Herausforderungen trotz intensiven Jahren angegangen

Etwas mehr als zwei Wochen vor den Stadtratswahlen

Die Legislatur 2019 bis 2023 neigt sich dem Ende zu. Der Stadtrat zog am Dienstag im Rahmen einer Medienkonferenz Fazit in Sachen Legislaturschwerpunkte. Die Legislatur war geprägt von Tatkraft sowie einer partizipativen und bürgernahen Politik, aber auch von unvorhersehbaren Ereignissen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der drohenden Strommangellage.

 

 

«Vier intensive und arbeitsreiche Jahre mit einigen Herausforderungen liegen schon fast hinter uns», resümiert Stadtpräsident Anders Stokholm während der Medienkonferenz zum Stand der Legislaturschwerpunkte. So habe beispielsweise die Bewältigung der Corona-Pandemie die Stadtverwaltung und ihre Betriebe stark beschäftigt und immer wieder neue, zum Teil kreative Lösungen erfordert. Auch die aktuellen Themen «Ukrainekrieg und Migration» sowie die drohende Strommangellage würden alle Departemente stark beschäftigen. «In Ausnahmesituationen wie diesen ist es wichtig, dass alle am gleichen Strick und in die gleiche Richtung ziehen», betont Elsbeth Aepli Stettler, Vorsteherin des Departementes für Alter und Gesundheit. Dies sei in Frauenfeld der Fall.

Bürgernahe und offene Politik
«Unser Ziel war von Anfang an, die Stadt weiterzuentwickeln und die bürgernahe, offene Politik der letzten Jahre weiter zu festigen», betont Stadtrat Fabrizio Hugentobler. So werden in jeder Botschaft an den Gemeinderat die finanziellen Auswirkungen eines Projektes transparent ausgewiesen. «Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sollen wissen, welche finanziellen Auswirkungen grössere Projekte haben», erläutert Hugentobler. Als Beispiel nennt er den Bau des neuen Hallenbades. «Ein Generationenprojekt mit Leuchtkraft, das wir während der Legislatur vom Planungsstadium bis zur Fertigstellung des Rohbaus realisieren konnten», weiss der Vorsteher des Departementes für Thurplus, Freizeit und Sport. Aber eben auch eines, das mit Kosten von rund 40 Millionen Franken in der Stadtkasse spürbar werde.

Feedback-Kultur fördern
Die Effizienz steigern und im Alltag proaktiv agieren, war einer von fünf departementsübergreifenden Schwerpunkten, die für die Legislatur 2019 bis 2023 festgelegt wurden. Im Jahr 2020 hat der Stadtrat deshalb das Teambarometer eingeführt, mit dem die Mitarbeitenden regelmässig befragt werden. «Das Instrument hilft, die Feedback-Kultur in Teams zu fördern und die Arbeitsprozesse zu verbessern», ist Elsbeth Aepli Stettler überzeugt. Ein weiteres, grosses Anliegen des Stadtrates ist es, die Chancen der Digitalisierung aktiv zu nutzen. «Digitalisierung trägt dazu bei, Abläufe effizienter zu gestalten», erläutert Anders Stokholm. Die dank digitalen Prozessen gewonnene Zeit könne dann anderswo nutz- und gewinnbringend eingesetzt werden.
Gesamtbild entwickelt
Einen weiteren Schwerpunkt legte der Stadtrat auf die Entwicklung eines Gesamtbildes für die Stadt- und Agglomerationsentwicklung. «Neben dem Gesamtbild mit sechs Leitsätzen zur räumlichen Entwicklung haben wir ein Zukunftsbild sowie konkrete Massnahmen für Siedlung, Freiraum und Verkehr erstellt», weiss Stadtrat Andreas Elliker, Vorsteher des Departementes für Bau und Verkehr. Zudem habe man für die Stadt Schlüsselgebiete definiert, die in den nächsten 20 Jahren prioritär entwickelt werden. Da der Rahmenkredit für die Strassenraumgestaltung in der Innenstadt von den Stimmenden mit grossem Mehr angenommen worden sei, konnte man bereits mit der Umsetzung beginnen und erste Mitwirkungen durchführen.

Bevölkerung einbeziehen
«Der Einbezug der Bevölkerung ist für den Stadtrat generell ein zentrales Thema», betont Stadträtin Barbara Dätwyler Weber. Gut sichtbar wird dieses Anliegen beispielsweise in der Quartierentwicklungsstrategie, die 2022 verabschiedet wurde. Die Einbindung und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern ist ein wichtiger Aspekt dieser Strategie. Ziel ist es, die Quartierbevölkerung zu stützen, zu motivieren und zu befähigen, ihre Anliegen einzubringen und wo möglich selbst zu verwirklichen. Die Stadt schafft den Rahmen dazu, indem sie attraktive Wohn- und Aussenräume sowie flexibel nutzbare Infrastruktur erstellt.

(svf)

Die persönlichen Höhen und Tiefen der Stadträte
Anders Stokholm: «Positiv in Erinnerung bleiben mir natürlich die beiden Stadtfeste in dieser Zeit. Eines vor, das andere nach der Pandemie. Beides waren tolle Anlässe und vor allem dasjenige nach Corona war dringend notwendig. Auf der negativen Seite muss man sagen, dass der März 2020 mit der Wahlmanipulation nicht spurlos an uns vorbei ging und trotz dem Wissen, dass es auch in grösseren Städten nicht reibungslos funktioniert, warfen die Ereignisse kein gutes Licht auf Frauenfeld.»

Andreas Elliker: «Die Unterschrift unter den Baurechtsvertrag der Stadtkaserne war schon ein besonderes Ereignis. Man unterschreibt nicht oft einen Vertrag über eine Laufzeit von 100 Jahren und es ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Stadt. Auf der negativen Seite fällt mir sofort die Parkplatzabstimmung unter dem Neubau des Regierungsgebäudes ein. Aber daraus konnte ich viel lernen in Sachen Kommunikation.»

Elsbeth Aepli Stettler: «Das Positive ist klar die tolle Stimmung, die wir am 40-Jahr-Jubiläum des Alterszentrums Park im letzten Herbst geniessen durften. Es war ein kleines, aber fröhliches Fest nach einer sehr intensiven und schwierigen Zeit. Das gab Mut für die Zukunft. Negativ fällt die Tatsache ins Gewicht, dass wir ein grosses Loch in der AZP-Kasse haben. Und das, obwohl wir viele Ideen und Projekte haben, die wir umsetzen möchten. Nun geht es darum, sich davon nicht lähmen zu lassen.»

Fabrizio Hugentobler: «Positiv vernahm ich das Aufatmen der Vereine nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen. Zudem war es schön zu sehen, wie Vereine gemeinsam auf städtischem Boden etwas realisieren können, Stichwort Athletics-Center. Und auf der anderen Seite ist es schön und recht, ein Gesamtkonzept für die Freizeit- und Sportanlagen zu haben, aber die Finanzierung der Projekte bereitet Sorgen. Mit diesem Thema werden sich auch künftige Stadträte noch befassen müssen.»

Barbara Dätwyler Weber: «Dass mir ermöglicht wurde, das Grossratspräsidium anzunehmen. Das damit verbundene Fest war gewaltig und wird mir noch lange positiv in Erinnerung bleiben. Auf der weniger schönen Seite kommt mir auf die Schnelle die steigende Zuwanderung in den Sinn und die Herausforderungen, die sie mit sich bringt, in allen Bereichen und Departementen. Auch der damit verbundene Fachkräftemangel macht uns zu schaffen, und das nicht erst seit kurzem.»

(mra)