Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.01.2023

Geschichte im Ukraine-Krieg ist emotional

Am Freitag referierte Pfarrer Andreas Hess vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer zum Thema «Der Krieg in der Ukraine – ein Versuch, ihn zu verstehen».

 

 

«Auch jetzt, wo der Krieg da ist, haben Kirchen wieder eine grosse Bedeutung», sagte Pfarrer Andreas Hess in seinem tiefgreifenden Referat. Am Freitagabend stellte Pfarrer Wilfried Bührer, der Präsident der Protestantisch-kirchliche Hilfsverein Thurgau im evangelischen Kirchgemeindehaus den Referenten Pfarrer Andreas Hess aus Schaffhausen vor. Hess sagte: «Die Ukraine bedarf unserer Solidarität.» Dies zeigte der Referent mit Blick auf den bewegenden, geschichtlichen Hintergrund über das Leben der Ukrainerinnen und Ukrainer.

Land an der Grenze
Die Grenzen zu Osteuropa seien nie definiert worden. Hess sagte gar, dass dieser geographische Raum sich mit historischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Identitäten vermischte. Wo Europas Grenzen im Osten verlaufen, bestimmen seit jeher weniger die Geografen als die Politiker. Politiker könnten jedoch kaum Frieden schaffen, sondern so Hess, «müssen das die zivilen Kräfte machen.» Klar sei, dass Züge in Osteuropa langsamer fahren als im Westen. Dies merkte Hess bei seinen Reisen durch das Land. Der frühere HEKS-Beauftragte kennt die Situation in der Ukraine, er pflegt dort Kontakte. So erfahren die Gäste im Saal, dass der eigentliche Bruch zwischen der Ukraine und Russland nicht Medienberichten zufolge im Februar 2022 war. Sondern bereits der 21. Februar 2014 barg Konflikte mit der Wiedereinführung der Verfassung von 2004, der Flucht von Präsident Wiktor Janukowytsch nach Moskau, die Befreiung des früheren Ministerpräsidenten Julija Tymosenko aus dem Gefängnis. Seither sei im russisch-ukrainischen Verhältnis nichts mehr, wie es einmal war. Worte beschäftigen und wie Hess es ausdrückte: Über aller sich überstürzenden Ereignisse im Weltgeschehen rufe er die Menschen dazu auf, mit guten Gedanken am Abend schlafen zu gehen und am Morgen positiv in den Tag zu starten.

Manuela Olgiati