Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.12.2022

Champions League auf dem Pfyner Badi-Weiher

Gleich 60 Thurgauer Sportler wurden im Amriswiler Kulturforum geehrt. Darunter waren zahlreiche Talente und auch mehrere Weltstars.

 

 

Wenn der Thurgauer Sportamtschef Martin Leemann ruft, dann sind alle zur Ehrung da. Er durfte bei den Interviews einmal mehr aus dem Vollen schöpfen. Im Volleyball ist die junge Mia Lüthi längst eine feste Grösse in der NLB beim VBC Aadorf. Letzte Saison wurde sie in der Schweiz gar zum Rocky oft the Year gewählt. Ihre Ziele sind logisch: «Ich möchte zu einem Verein in der NLA wechseln und natürlich auch zur A-Nationalequipe gehören. Ins Auge fassen werde ich wohl bald auch einen Wechsel in die italienische Liga, weil sie die beste ist».
Ebenfalls beim VBC Aadorf (wo ihre Mutter als Trainerin wirkt) gross geworden ist Amélie Lengweiler. Die Gachnangerin spielt nun aber bei Baden in der NLB. Warum? «Weil ich die Heim-Komfortzone verlassen wollte, um einen nächsten Schritt vorwärts zu machen. Wenn es klappt, möchte ich Profi-Volleyballerin werden».

Schon oft Schweizer Meister
Die Thurgauer Wildwasserfahrer sind im Kanupolo absolute Spitze und wurden schon öfters Schweizer Meister. Bei den Damen und Herren. Franziska Bartlet meint lakonisch: «Bei unserem Sport gibt es durch die Paddels schon auch blaue Flecken. Wenn aber der Ball in der Nähe ist, schauen die Schiedsrichter genauer hin». Weil der Badi-Weiher in Pfyn nun grossflächig umgebaut wird, lautete die Frage von Leemann an Andreas Hug: «Kann man in Zukunft bei euch im Kanupolo sogar Champions League spielen»? Er lacht: «Mal schauen, was da alles beim Umbau passiert».
Eine eher ungewöhnliche Sportart übt der Frauenfelder Sandro Schleich aus, er ist Rettungsschwimmer: «An der Weltmeisterschaft musste ich neben zahlreichen anderen Aufgaben beispielsweise eine Person aus den Fluten retten, welche 60 Kilogramm gewogen hat».

Turnfabrik als Talentschmiede
Nach dem Rücktritt von Kunstturnerin Julia Steingruber gilt Lilli Habisreutinger (ehemals Turnfabrik Frauenfeld) als ihre designierte Nachfolgerin. Die 18-Jährige war an EM und WM dabei und trainiert schon einige Jahre in Magglingen und ist nun Profi: «30 Stunden pro Woche bin ich in der Halle. Die nächsten Ziele heissen EM und WM und hoffentlich Olympia in Paris».
Es gibt noch zahlreiche andere Hoffnungsträger aus der Turnfabrik. Das Team Frauenfeld I ist nämlich in die NLA aufgestiegen und logischerweise möchte man dort bleiben.
Bei den Junioren war im BMX Cédric Butti Schweizer-, Europa- und Weltmeister. An der Elite-EM reichte es zu Silber «doch an der WM erhielt ich buchstäblich einen grausamen Schlag ins Gesicht, bevor es im Weltcup wieder besser lief. Es war eine durchzogene Saison», zog der Herdener Bilanz. Weil er in Stuttgart beste Trainings-Bedingungen mit Deutschen Konkurrenten vorfindet, hat er mehrheitlich auch seinen Wohnsitz dorthin verlegt.

Fast schon unheimlich
In dieser Saison konnte der Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug nur in Boston von Corona gestoppt werden. Ansonsten war dem Pfyner bei den Marathons in Berlin, London, Chicago, New York und Oita (Jap) keiner gewachsen. Weil es eine Zwischen-Saison war, hat sich der 36-Jährige auf die Marathons fokussiert: «Für mich ist das selber fast unheimlich, dass die Resultate immer noch besser werden. Ich konnte das letzte Jahr sogar übertreffen. Da spielen einige Faktoren mit, etwa das Anpassen der Sitzposition am neuen Rennrollstuhl».
Was hat ihn überhaupt bewogen, allfällige Rücktritts-Gedanken in den Hintergrund zu schieben? «Ich versuche, den Para-Sport noch besser ins Rampenlicht zu stellen. Darum habe ich weiter gemacht». Hoffentlich bleibt das noch länger so. Ruedi Stettler