Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 23.11.2022

Die letzte Woche von «Mr. Schlosskino»

Nach 18 Jahren verlässt Mato Prosenik das Frauenfelder Kino

Mato Prosenik ist ein König und er behandelt auch jeden einzelnen seiner Gäste so. Dies macht er aber am 30. November zum letzten Mal. Dann geht das Schlosskino in die Hände neuer Besitzer über und der Gastgeber und Theaterleiter nimmt nach 18 Jahren seinen Hut – dies mit seinem üblichen Lachen, aber auch zwei weinenden Augen.

 

 

«Als erstes will ich einfach nur von ganzem Herzen Danke sagen!», beginnt Mato Prosenik das Gespräch. «Danke für die tolle Zeit, das Vertrauen, die Unterstützung und für unzählige Stunden voller Spass und Lachen». Tränen füllen die Augen des 52-Jährigen und seine Stimme beginnt etwas zu zittern, denn er weiss: Es ist das Ende einer Ära. Mato Prosenik war beliebt bei den Kinobesucherinnen und -besuchern. Jeder Gast wurde von ihm mit seiner gewohnten, gutgelaunten Art begrüsst und wie ein König behandelt. Aber auch er selbst wurde einst von Gästen gekrönt, die Krone steht seither auf der Popcorn-Maschine. «Ich bin wohl der einzige König der Welt, der in einem Kino lebt», sagt er und lacht.

Das eigene Wohnzimmer
In seinem Fall ist die Wortwahl wohnen korrekt gewählt. «Ich habe meinen Job gerne gemacht und das Kino war für mich immer wie mein Wohnzimmer. So wollte ich die Gäste auch bewirten, wie wenn Freunde zu einem nach Hause kommen», erklärt der scheidende Geschäftsleiter des Schlosskinos. Vieles ist passiert und über vieles kann und darf er nicht sprechen. Deshalb fokussiert er sich auf die positiven Dinge der letzten 18 Jahre. Und da gibt es so einiges zu erzählen – und das Wichtigste dabei: Beim Erzählen jeder Geschichte huscht Mato Prosenik ein Lachen übers Gesicht oder er bricht gar in schallendes Gelächter aus. Sogar wenn es darum geht, dass er Erbrochenes aufwischen musste. «Das gehört dazu und die Leute können ja nichts dafür, das musst du mit Humor nehmen.»
Hochzeit und Zahnfee
Ja, die Anekdoten im Zusammenhang mit «seinem Kino» sind überaus zahlreich. Beispielsweise half er mal bei der Organisation eines Heiratsantrags inklusive speziellem Film im Film abspielen lassen. «Das war ein grosser Aufwand, aber ich habe es gern gemacht. Und natürlich hat sie Ja gesagt», erinnert er sich. Ein anderes Mal verlor ein kleines Mädchen seinen ersten Zahn im Kino und so ging der Theaterleiter anschliessend auf die Suche nach dem kleinen Zahn. «Und ich habe ihn gefunden und übergeben. Schliesslich hätte sonst die Zahnfee nicht vorbeischauen können».

100 Lasagnen für Garfield
Ebenfalls in bester Erinnerung bleiben Mato Prosenik unzählige private Festivitäten und Jubiläen, die er im Kino organisieren durfte. Auch Play Station wurde mal gespielt und an einem Sonntagnachmittag organisierte er für die Vorpremiere von Garfield 100 Lasagnen. «Das war gar nicht so einfach, aber es kam super an und hat richtig Spass gemacht», erinnert er sich. Er war für jede Idee zu haben, denn «geht nicht, gibt’s nicht» war eines seiner Mottos.
Es sind die Begegnungen mit den Menschen, die er in positiver Erinnerung aus dieser langen Zeit mitnimmt. «Wenn du Menschen hilfst und sie glücklich machst, bringt das auch dir selbst Zufriedenheit», sagt er dazu.
Alptraum wurde wahr
Mato Prosenik kümmerte sich immer leidenschaftlich um das Schlosskino. Er reparierte das Interieur, kämpfte zweimal mit aller Kraft gegen Überschwemmungen an und hegte und pflegte alles liebevoll. «Das war alles aber auch sehr zeit- und arbeitsintensiv. Ich war 24/7 auf Bereitschaft», sagt er. Darunter haben auch seine Frau und die beiden Söhne immer wieder gelitten. «Aber sie haben mich immer unterstützt. Auch ihnen gehört mein Dank. Denn ohne eine starke Familie im Rücken ist es nicht möglich, über so lange Zeit einen guten Job zu machen», so Mato Prosenik.
Sogar sein Alptraum wurde einmal wahr: «Ich habe den falschen Film eingelegt. Und das nicht in der heutigen, digitalen Zeit, sondern damals, als man noch grosse Filmrollen einspannen musste», erzählt er. Ein Batman sei es gewesen, was aber eigentlich hätte laufen sollen, genau weiss er es nicht mehr. Es blieb aber glücklicherweise eine Ausnahme.

Was kommt danach?
Am 30. November lädt «Mr. Schlosskino» Mato Prosenik ein, sich nochmals zu sehen und er hofft, dass viele seiner Stammgäste an diesem Tag den Weg ins Schlosskino finden. «Es muss nicht für einen Film sein, aber über ein gemeinsames Anstossen im Schlosskeller würde ich mich freuen – Getränke sind organisiert». Ihm ist wichtig, dass er jetzt nicht Adieu sagt, sondern viel lieber: «Man sieht sich!».
Was für den gebürtigen Kroaten, der heute über den Schweizer Pass verfügt, danach kommt, steht in den Sternen. «Ich suche einen neuen Job, aber das ist gar nicht so einfach, wenn man 18 Jahre dasselbe gemacht hat», sagt er und lacht. «Aber ich bin mir sicher, dass ich wieder etwas Tolles und Erfüllendes finden werde».

Michael Anderegg

Neue Besitzer
Die Kino Weinfelden AG hatte den Mietvertrag mit dem Schlosskino per Ende Jahr gekündigt (FW vom 27. Juli). In der Folge haben sich die Brüder Hansjörg und Michael Beck bereit erklärt, das Schlosskino per 1. Dezember zu übernehmen. Sie sind in
Diessenhofen aufgewachsen und betreiben bereits heute Kinos in Rapperswil und im Berner Oberland. 

(mra)