Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 31.08.2022

Stadtkaserne eröffnet einmalige Chance

Diskussionsrunde zur Vergangenheit und Zukunft

Am Montagabend fanden sich rund 50 Personen im Eisenwerk zu einer Diskussionsrunde über die Stadtkaserne ein. Während es im ersten Teil um die 160-jährige Geschichte ging, wurde im zweiten Teil über die Zukunft des Bauwerks an zentraler Lage gesprochen.

 

 

Dass die Stadtkaserne mit ihrer Lage, Grösse und Bauweise von grosser Wichtigkeit für Stadt und Region ist, muss kaum betont werden. Ende 2023 wird die 160-jährige Geschichte des Militärs dort nun zu Ende gehen und die Stadt Frauenfeld kann sie im Baurecht übernehmen. «In den Preisverhandlungen sind wir auf Kurs», sagte Stadtrat Andreas Elliker an einer Diskussionsrunde am Montagabend, die vom Verein «Unsere Stadtkaserne» organisiert wurde. Aber der Reihe nach.

Die richtigen Fragen
Zuerst wurde vor den rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörern die Vergangenheit des Bauwerks aufgezeigt. Unter anderem, warum die Kaserne nach Frauenfeld kam (siehe Box). Aber auch die Architektur, Repräsentation sowie die bauliche Entwicklung der Kaserne und der Armee im Allgemeinen wurden thematisiert. Vieles, was erzählt wurde, ist noch bis 30. Oktober in der Ausstellung «Die Kaserne wird zivil» rund um die Frauenfelder Stadtkaserne auf 12 Schau- und Lesetafeln erlebbar.
Der kürzere Teil des Abends widmete sich dann der Zukunft der Stadtkaserne. Vereinspräsident Roland Wetli und Vorstandsmitglied Tobias Lenggenhager stellten den Vertretern der Stadt – neben Stadtrat Andreas Elliker war auch Christoph Anneler, Bereichsleiter Liegenschaftenverwaltung der Stadt Frauenfeld vor Ort – konkrete Fragen zum Stand der Dinge und der Zukunft.

Markt Thurgau begeistert
Die Stadt verfolgt die Idee des Markt Thurgau. Diese Idee wurde im letzten Jahr vorgestellt und stiess auf reges Interesse. «Ein abwechslungsreicher Mix soll die Stadtkaserne beleben», sagte Christoph Anneler. «Erhalten und Beleben» heisse das Motto, darüber war sich die Diskussionsrunde unisono einig. Auch der Verein unterstützt die Idee Markt Thurgau.
Erster Meilenstein aber werde es, wenn der Baurechtsvertrag mit der armasuisse unterschrieben werden kann. «Wir verhandeln auf Augenhöhe, hart aber fair. Schliesslich muss die Lösung für alle stimmen. Wir haben ja diverse Berührungspunkte mit dem Militär und nach Bern», sagte Andreas Elliker zum Stand der Dinge.

Kein Alleingang
Roland Wetli betonte, dass es wichtig sei, dass die Stadt keinen Alleingang unternehme sondern in Sachen Mietermix für die Kaserne die Bevölkerung, Vereine, Interessengruppen, Architekten, Fachleute und die Bürgergemeinde mit ins Boot hole. Das sahen auch die beiden Stadtvertreter so und versicherten, dass man gemeinsam diese grosse Chance nutzen wolle. Bereits heute habe man erste Ideen gesammelt und man werde dies auch in den kommenden Monaten tun. «Es kamen schon Personen mit Vorschlägen auf uns zu. Die nehmen wir auf und erstellen einen Katalog. Einige würden am liebsten sofort loslegen», so Christof Anneler. Gut Ding will aber Weile haben.

Abwechslungsreiches Angebot
«Die Belebung wird ein jahrelanger Prozess sein. Man kann nicht erwarten, dass es Anfang 2024 ‘puff’ macht und die Kaserne ist voll und belebt. Oberste Priorität hat in erster Linie das Erdgeschoss, dann geht es an die restlichen Stockwerke», erklärte Christof Anneler. Auch Roland Wetli sieht das so: «Wichtig ist, dass die Einzelteile des Areals unterschiedlich betrachtet werden». Es gebe nicht die eine Lösung für alles, sondern es soll ein abwechslungsreiches Angebot entstehen, sagte Andreas Elliker dazu.

Unterschiedlich betrachten
Mit den 20 Millionen Franken aus dem TKB-Fonds, über die voraussichtlich im nächsten Jahr abgestimmt wird, sollen laut Roland Wetli vorderhand für die Doppelreithalle sowie die Seitenflügel genutzt werden. «Für den Kopfbau braucht es dann für beispielsweise eine Schule oder für Wohnungen einen Investor», teilte er seine Gedanken mit. In einer Runde «Wünsch dir was» – wie sieht die Stadtkaserne in zehn Jahren aus – waren sich die Sprechenden einig: Die Kaserne soll ein Ort sein, der Ausstrahlung hat, wo man sich trifft und wo etwas los ist – ein Ort, der lebt.
Zum Schluss gab es für die Teilnehmer der Runde ein Präsent. Für die beiden Stadtvertreter gab es zwei Bücher, die von erfolgreichen und realisierten Zwischennutzungen solcher und ähnlicher Bauten handeln. Stadtrat Andreas Elliker sagte abschliessend: «Die Kaserne soll am Ende ein Gesamtwerk für jedermann und jederfrau sein. Wir wollen, dass alle etwas davon haben und nicht, dass wenige alles haben».

Michael Anderegg