Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 10.08.2022

Kino-Kunstwerk kehrt zurück

Das neue Geschäftshaus am Anfang der Grabenstrasse in Frauenfeld verbindet altes Schaffen und neues Bauen auf besondere Weise – denn nun ziert das Mosaik von Werner Eberli (1930–2013) die Fassade. Dieses wurde an jener Stelle einst für des Cinéma Scala geschaffen, das anfangs der 90er Jahre nach vier Jahrzehnten schloss.

 

 

Für Angelus Hux ist die Rückkehr des Mosaiks von Werner Eberli an die Fassade eingangs der Grabenstrasse ein erfreulicher Moment. Dies ist den Worten des versierten Kenners der Stadtgeschichte zu entnehmen: «Manche Leute mögen sich in den letzten Jahren gefragt haben, warum an der Fassade hier eine hochrechteckige Fläche im schmalen Fassadenstreifen gegen das Postgebäude hin ausgespart blieb. Seit wenigen Tagen ist diese Frage beantwortet. Ein Kunstwerk ist an seinen angestammten Platz zurückgekehrt», sagt er und Begeisterung schwingt in seinen Worten mit.

Fünfteiliges Mosaik
Bei diesem Kunstwerk handelt es sich um ein fünfteiliges Mosaik des Frauenfelder Künstlers Werner Eberli, das Bezug nimmt auf das einstige Cinéma Scala. «Dieses bot dem Frauenfelder Publikum von 1950 bis 1991 gehobene Unterhaltung an. Damals florierten in der Stadt noch drei Kinos: das Cinéma Pax an der Rheinstrasse, das Schlosskino und das Cinéma Scala an der Grabenstrasse 5.» Der Betreiber dieser «Vereinigten Lichtspiele Frauenfeld» war zunächst Hans Rieber. Kurz nach der Eröffnung des Cinéma Scala am 8. November 1950 trat er das Schlosskino der Familie Brüni ab. «Rieber gab auch den Auftrag zur Schaffung des
Mosaiks an Werner Eberli», weiss Angelus Hux.

Lichter gingen aus
Jahrzehntelang war das Cinéma
Scala gut frequentiert und fast ein Vierteljahrhundert lang empfing die freundliche Olga Wüst die Gäste am Billettschalter. Mit dem Aufkommen des Fernsehens waren aber die goldenen Zeiten für die Kinobetreiber vorbei. Das Scala schloss Ende Mai 1991. Als im Juli 2017 das Gebäude des ehemaligen Kinos zugunsten eines neuen Geschäftshauses abgerissen wurde, liess die Bauherrschaft das Mosaik sorgfältig von der Wand ablösen.

Mosaik mit Bezug zum Kino
Angelus Hux: «Der Restaurator Rolf Zurfluh begleitete diesen Vorgang und sorgte für sachgerechte Behandlung. Die einzelnen Teile nehmen Bezug zum Kino. Werner Eberli bindet fünf verschiedene Motive in eine Filmrollenschlaufe ein: zuoberst einen Reiter, darunter ein tanzendes Paar, in der Mitte Mann und Frau als Liebespaar, darunter eine Sportlergruppe und zuunterst einen Regisseur und einen Kinooperateur.»

Zusicherung gemacht
Der Bauherr der neuen Liegenschaft, Josef Räschle, sicherte dem Amt für Denkmalpflege zu, das Mosaik am neuen Gebäude wieder anzubringen. Nun ist es – nach dem Tod von Architekt Räschle – an gleicher Stelle wie früher in die neue Gebäudefront eingelassen worden. Die farbigen Einzelsteine des Keramik-Mosaiks leuchten wieder in ursprünglicher Frische. «Werner Eberlis Kunstwerk hält die Erinnerung an das ehemalige Cinéma Scala für alle Betrachter fest. Das ist höchst erfreulich», sagt Angelus Hux weiter.

Andreas Anderegg


Eberli war eng mit Frauenfeld verbunden
Werner Eberli (1930–2013) wuchs im Mühletobel in Frauenfeld auf und gehörte zu jenem jungen Künstlerkreis, der in den 1950er Jahren rund um die Galerie «Gampiross» dem Frauenfelder Kunstbetrieb Leben einhauchte. Aufenthalte in Italien und in Paris führten ihn in eine neue Richtung. Er wandte sich der «Kunst am Bau» zu: Kirchenfenster, Wandmalereien, Mosaike. 1960 eröffnete er in Gottlieben ein eigenes Atelier und veranstaltete grosse Ausstellungen. Auch der Kunstverein Frauenfeld öffnete ihm seine Räume im Bernerhaus. Je länger, je mehr zog es Werner Eberli wieder an die Staffelei. Er wagte den Neuanfang als Maler und fand seinen persönlichen Ausdruck in einer eigens entwickelten Strukturmalerei. Werner Eberli hatte – was viele nicht wissen – auch eine närrische Seite. Denn er war im Jahr 1966 auch Gründungsmitglied der Narrengesellschaft Murganesen Frauenfeld. Zudem hat er das Murganesen-Logo erschaffen und auch der Narrenbrunnen beim Coop Schlosspark wurde nach Eberlis Plänen erbaut. 

(aa)