Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.05.2022

Nach 32 Jahren Behördenarbeit wartet der Ruhestand

Werner Künzler nimmt als Gemeindepräsident seinen Hut

15 Jahre lang prägte Werner Künzler die Gemeinde Felben-Wellhausen als Gemeindepräsident entscheidend mit. Ende Mai ist Schluss. Während seiner Amtszeit wurden Schulden abgebaut, Eigenkapital angehäuft, Steuern gesenkt, die Infrastruktur auf Vordermann gebracht und «der Steuerfranken gefühlt gut eingesetzt».

 

 

Vor 32 Jahren begann Werner Künzler seine Karriere im öffentlichen Dienst mit dem Einsitz in die Schulbehörde. 1997 übernahm er das Amt des Schulpräsidenten. Daneben bekleidete er ab 1994 auch das Amt des Feuerwehrkommandanten, ehe er 2007 Gemeindepräsident wurde. Mehrere Jahre führte er die beiden höchsten Posten in Schule und Gemeinde sogar parallel. Diesen Monat endet seine Behördenzeit. «Ich freue mich auf den Ruhestand. Mit meiner Jagdpacht, dem Wald, einer kleinen Hütte an einem Waldrand sowie vier Enkeln und dem Präsidium der Thurgauer Schützen wird es mir auch in Zukunft bestimmt nicht langweilig. Zudem hoffe ich, dass ich mit meiner Frau noch einige Reisen machen kann», sagt Werner Künzler.

Felben-Wellhausen gewachsen
Wenn Werner Künzler auf die Entwicklung der Gemeinde zurückschaut, beurteilt er nicht nur die letzten 15 Jahre, die er Gemeindepräsident war, sondern seine gesamte Behördenzeit. «Es ist viel gegangen. Die Gemeinde hat sich in dieser Zeit praktisch verdoppelt», erzählt er. Gut 3000 Einwohner zählt Felben-Wellhausen heute.
Als Leiter Ressort Hochbau bekam Werner Künzler praktisch alle Bauprojekte in der Gemeinde mit. «Wir haben viele Gebiete erschlossen und entwickelt. Vor allem auch im Bereich des verdichteten Bauens gingen wir haushälterisch mit den Landreserven um», sagt er. Trotzdem sei es heute so, dass Felben-Wellhausen kaum noch über Baulandreserven verfüge. Der abtretende Gemeindepräsident bilanziert: «Ich glaube, die Entwicklung ging in eine Richtung, die gut ist».

Zwei statt drei Hallen
Neben diversen Überbauungen für Gewerbe und Wohnraum blieb Werner Künzler vor allem auch der Neubau der Turnhalle in bester Erinnerung. «Anfang der 90er Jahre hatte der Turnverein so viele Mitglieder, dass eine mögliche Dreifach-Turnhalle problemlos selbst hätte ausgelastet werden können. Heute wäre das nicht mehr der Fall», sagt er. Daher sei der Entscheid für eine Zweifach-Turnhalle der Richtige gewesen, wobei Vereine aus Frauenfeld wohl gerne eine Ausweichmöglichkeit in der Nachbargemeinde hätten. «Aber das würde wieder anderen Aufwand mit sich bringen, den auch jemand bewältigen müsste», sagt er.

Auf Boden der Realität
Auch bei den Verkehrsanbindungen sowie im Bereich der erneuerbaren Energien hätten langfristige Verbesserungen erreicht und installiert werden können. Und wenn es dann um die Zusammenarbeit zwischen Schule und Gemeinde geht, gerät Werner Künzler ins Schwärmen: «Die beiden Behörden arbeiteten Hand in Hand. Des Öfteren konnte man etwas gemeinsam realisieren. Der Skaterpark auf dem Schulgelände oder eben auch die Zweifach-Turnhalle sind nur zwei der unzähligen Beispiele». In allen Bereichen und Entscheidungen sei es immer Künzlers Devise gewesen, den Steuerfranken gezielt einzusetzen und ihm Sorge zu tragen. Nicht umsonst hätte man es geschafft, den Steuerfuss permanent zu senken, Schulden abzubauen und Eigenkapital anzuhäufen.

Eckpunkte
Als weitere markante Eckpunkte seiner Laufbahn nennt der dreifache Familienvater die Schliessung eines Grossteils der Müller Martini AG vor bald zehn Jahren. Die Eröffnung des Dorfzentrums im letzten Jahr nach acht Jahren der Planung und Realisierung. Und natürlich auch die Sanierung der Ortsdurchfahrt, die dereinst vom Souverän abgelehnt wurde, sehr zum Bedauern der Gemeinde und Werner Künzlers. «Im Nachhinein muss ich aber eingestehen, dass wir damals wohl im Bereich der Kommunikation zu wenig gemacht haben».

Blick nach vorne
Etwas, das unter der Ägide Künzler nicht abgeschlossen werden konnte, ist die Überarbeitung des Zonenplans. «Hier kam es leider zu Verzögerungen», so Werner Künzler. Darum wird sich die Behörde mit Nachfolger Ralph Ott kümmern müssen. Ebenfalls ein Problem, das gemäss Künzler absehbar ist: «Die Gemeindeverwaltung wird für die steigenden Anforderungen personell angepasst werden müssen».
Werner Künzler hatte immer nur das Beste für die Gemeinde im Sinn. In weniger als zwei Wochen nun aber wird er sein Amt übergeben. Mit Blick zurück auf seine Amtszeit sagt er bescheiden: «Mein Amt hat mir meistens Freude gemacht und ich glaube, wir haben vieles nicht schlecht hingekriegt».

Michael Anderegg