Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 11.05.2022

Feuerschutz hat lange Tradition

Mit der «Feuerordnung» erhielt Frauenfeld im Jahr 1613 ein Feuerwehrreglement

Unter dem Titel «250 Jahre Stadtbrand Frauenfeld – Feuerwehr einst und heute» wird am Samstag kommender Woche auf dem Marktplatz an den Grossbrand im Jahr 1771 erinnert. Das Bewusstsein um die Bedeutung von Brandschutz in Frauenfeld freilich ist viel älter, denn bereits 1613 wurde eine «Feuerordnung» geschaffen.

 

 

Corona-bedingt mit einjähriger Verspätung wird am 21. Mai 2022 von 10 bis 16 Uhr das Fest «250 Jahre Stadtbrand Frauenfeld – Feuerwehr einst und heute» gefeiert. Die Bezeichnung «Fest» freilich ist im Zusammenhang mit einem Brand, der die Hälfte der Altstadt zerstörte und viel Leid für Einwohnerinnen und Einwohner brachte, nicht korrekt – vielmehr ist es ein Gedenkanlass, mit dem an ein tragisches Kapitel der Stadtgeschichte erinnert wird. Dabei gibt’s auf dem Marktplatz verschiedene Darbietungen, bei denen die Blaulichtorganisationen hautnah erlebt werden können.

Feuerschutz von Bedeutung
Die Feuerwehr nimmt bei den Blaulichtorganisationen eine zentrale Rolle ein, denn die unkontrollierte Feuersbrunst beschäftigt die Menschen seit jeher. Im chronologischen Verzeichnis wichtiger Daten zur Geschichte von Frauenfeld aus dem Jahr 1986 ist das erste Feuerwehrreglement (Feuerordnung) dem Jahr 1613 zugeordnet («Beiträge zur Hausgeschichte von Frauenfeld», Manuskript circa 1933).
Bürgerschreiber Angelus Hux hat sich mehrfach mit dem Thema befasst und weiss viel über die Organisation des Feuerschutzes in alter Zeit. Vor 800 Jahren – im 13. Jahrhundert – bestanden die Gebäude in Frauenfeld vorwiegend aus Holz, nur die markantesten Eckbauten waren mehrheitlich gemauert. Die Estriche der Nachbarbauten waren nicht immer durch Brandmauern, sondern meist nur durch Riegel oder eben gar nicht abgeteilt.

Feuer als Arbeitsmittel
Eine besondere Gefahr ging damals von Handwerksstätten aus, in denen Feuer zur Arbeit gebraucht wurde – weshalb Schmiede oder Schlosser in der Stadt kaum geduldet wurden. Dies vor allem wegen des Funkenschlags und den Lärmemissionen. Betriebe mit Emissionen wurden aus diesem Grund vorwiegend in Gebieten wie der Niederen Vorstadt angesiedelt (unterhalb der Schlossbrücke).

Gut organisierte Miliz-Feuerwehr
Über die Jahrhunderte hinweg gab es in Frauenfeld stets eine gut organisierte Miliz-Feuerwehr, die mit einfachen Mitteln versuchte, Brandkatastrophen zu verhindern und zu bekämpfen. Parallel dazu wurden auch die Dokumente zum Feuerschutz regelmässig überarbeitet und der Einsatz von Löschpersonal und Löschmitteln angepasst. Darüber geben die Bücher zur Bürgergemeinde Frauenfeld Auskunft (die Bürgergemeinde Frauenfeld war bis 1869 Trägerin des öffentlichen Rechts in der Stadt).

Sicherheit im Verbund
Aktuell ist der Feuerschutz in der Kantonshauptstadt im «Reglement über die Öffentliche Sicherheit» geregelt. In Frauenfeld leisten rund 140 Frauen und Männer (inklusive Jugendfeuerwehr) als Milizangehörige Dienst bei der Feuerwehr, wie Feuerwehrkommandant Ursin Camenisch sagt. Daneben stellt der Samariterverein Mitglieder für den Sanitätszug zur Verfügung, während im Bereich der Führungsunterstützung auf Angehörige des Zivilschutzes gezählt werden kann. Pro Jahr werden für die Sicherheit der Frauenfelder Bevölkerung durchschnittlich rund 130 Einsätze geleistet. Dabei gibt es allerdings grosse Schwankungen, rückte die Feuerwehr Frauenfeld beispielsweise im Jahr 2018 insgesamt 389 Mal aus, im letzten Jahr waren es 250 Einsätze. In ihrer Funktion als Stützpunktfeuerwehr unterstützt die Feuerwehr Frauenfeld zudem 13 Partnergemeinden.

Andreas Anderegg