Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.01.2022

Hände weg vom Brauchtum

 

 

Die Schweizerinnen und Schweizer haben Ende November das überarbeitete Covid-19-Gesetz nach einem hitzigen Abstimmungskampf mit 62 Prozent der Stimmen angenommen. Was mich bis heute ärgert ist der missbräuchliche Einsatz unseres Brauchtums in diesem Abstimmungskampf. Da zogen die so genannten Trychler mit ihren Glocken durch die Strassen und machten viel Lärm gegen das Covid-Gesetz. Sie missbrauchten somit unsere Traditionen für ihre persönlichen Interessen. Das ist unanständig, zumal Brauchtum und Traditionen die ganze Bevölkerung reflektieren sollen. Oder wollte man mit dem Einsatz unseres Brauchtums gar suggerieren, die Schweizerinnen und Schweizer wären gegen dieses Gesetz? Ich weiss es nicht. Klar ist hingegen, dass mich in nächster Zeit sofort ein dumpfes Gefühl an diesen Abstimmungskampf erinnern wird, wenn ich eine Trychel höre. Und das wird nicht nur mir so gehen. Deshalb ein Appell an künftige Abstimmungskomitees: Lasst beim Stimmenfang doch bitte die Hände weg von Brauchtum und Traditionen. Denn das sind Bausteine unserer Demokratie und dürfen nicht missbraucht werden. Von niemandem!

Andreas Anderegg