Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.01.2022

Verkraftbares Minus und neue Synodalmitglieder

Budgetversammlung der Evangelischen Kirchgemeinde Frauenfeld

Am Montagabend fand die Budgetversammlung der Evangelischen Kirchgemeinde statt. Neben Wahlen und Budget – das klar angenommen wurde – ging es in der Evangelischen Stadtkirche auch um die Nachfolge des zurückgetretenen Pfarrers
Marcel Schmid und die Sanierung des Kirchgemeindehauses.

 

 

Von 6649 Stimmberechtigten fanden deren 76 den Weg in die Stadtkirche. Heinz Stübi, Präsident der Kirchenvorsteherschaft, führte durch die gut zweistündige Versammlung, in der es zu wenig Diskussionen kam. Mit einer schriftlichen Wahl wurden die zehn Synodalmitglieder gewählt. Neben den sechs Bisherigen stellten sich nach dem Rücktritt der Mitglieder Markus Aeschlimann, Colin Allan, Christina Aus der Au und Adrian Marti vier neue zur Wahl. Paul Horber, Andreas Rippert, Anina Schwarz und Michael Tschumi wurden – genauso wie die sechs Bisherigen – allesamt mit 60 Stimmen oder mehr ins Amt gewählt, respektive bestätigt. Das Absolute Mehr lag bei 39.

Weniger Steuerzahler
Im Budget 2022 präsentierte Kirchenpfleger Raimondo Branca der Versammlung ein Defizit von 344 000 Franken. «Diese Zahlen beruhen auf der Rechnung 2020 und dem Budget von 2021», erklärte Raimondo Branca. Beide Male resultierte ebenfalls ein Minus. Einer der Hauptgründe dafür seien geminderte Steuereinnahmen. Denn im Vergleich zum Jahr 2019 rechnet man für 2022 bei den natürlichen Personen mit sechs Prozent weniger Steuerzahlern – 5476 statt 5817. «Der abnehmende Trend wird anhalten. Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Steuerzahler in den nächsten Jahren irgendwo um 5000 herum einpendeln wird», sagte Raimondo Branca dazu. Wegen der Revision des kantonalen Steuergesetzes fallen die Einnahmen der juristischen Personen gar um rund 28 Prozent tiefer aus.

Überbauungsplan in Arbeit
Ein weiterer Kostenpunkt, der aufs Budget drückt, sind 80 000 Franken für Planungsarbeiten an einem Überbauungsplan für die Oberkirchstrasse 18. «Das ist eine der wenigen Landreserven unserer Kirche und wir wollen prüfen, was dort möglich ist», erklärte Raimondo Branca. Im Finanzplan der nächsten drei Jahre werden ebenfalls Defizite erwartet. «Weil wir aber über gesunde Finanzen verfügen, können wir uns diese schlechten Jahre leisten, auch wenn wir es eigentlich nicht wollen», erklärte der Kirchenpfleger auf eine Frage aus dem Plenum, ob man die negativen Ergebnisse verkraften könne.

Keine Steuerfusserhöhung, aber…
Um die Finanzen wieder auf Kurs zu bringen, wird an den Mitarbeiter-Pensen geschraubt. So werden im aktuellen Budget 50 Stellenprozent abgebaut – dies bei zwei Neubesetzungen. Wenn Pfarrer Andreas Bänziger 2024 in Pension geht, sollen weitere 20 Stellenprozent folgen. «Wir haben in den letzten zehn Jahren immer wieder aufgestockt, obwohl wir heute weniger Mitglieder haben als damals. Nun nehmen wir langsam den umgekehrten Weg», erklärte Präsident Heinz Stübi.
Der Steuerfuss wird vorerst auf 16 Prozent belassen. «Wir wollen nicht auf den Schultern unserer Mitglieder Vermögen anhäufen», sagte Raimondo Branca. Daher hat man jetzt auf eine Steuerfusserhöhung verzichtet. Das Thema sei aber in den nächsten Jahren nochmals zu prüfen. Auch werden die Verantwortlichen in den kommenden Monaten alle Ressorts und Angebote unter die Lupe nehmen und hinterfragen. Dem Budget wurde mit einer Enthaltung und ohne Gegenstimmen klar zugestimmt.

Neuer Pfarrer gesucht
Für das Kurzdorf wird nach der Kündigung von Pfarrer Marcel Schmid eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht. Dafür erteilte der Souverän der Kirchenvorsteherschaft den Auftrag, die Vorbereitungen für die Pfarrwahlen samt Einsetzung einer Pfarrwahlkommission anzugehen. Ziel ist es, bis Januar 2023 eine Pfarrperson zur Wahl präsentieren zu können. Ab 1. Februar wird interimistisch Pfarrerin Rebecca Giselbrecht-Häfner die verwaiste Stelle im Kurzdorf übernehmen.

Michael Anderegg



Sanierung Kirchgemeindehaus nimmt Form an
Im Budget 2022 sind keine Investitionen über 100 000 Franken vorgesehen. Im Jahr 2024 sieht das anders aus. Dann soll das Kirchgemeindehaus im Suure Winkel saniert werden. Das Vorprojekt ist bereits abgeschlossen, wie Stephan Winkler, Mitglied der Kirchenvorsteherschaft, informierte. Zu den wichtigsten Punkten der Sanierung gehört die Verlegung der Büroräumlichkeiten, die sich heute in der Liegenschaft an der Freie-Strasse 16 befinden. «Für die Arbeitsplätze werden wir die Wohnung im
2. Obergeschoss umnutzen», erklärte Stephan Winkler. Weiter sollen im Untergeschoss neue WC-Anlagen entstehen, im Erdgeschoss wird mehr Platz für Aufenthaltsraum und Foyer geschaffen und im ersten Obergeschoss bekommt die Küche mehr Platz. «Gesamthaft wollten wir die Räume so umgestalten, dass sie für mehr als einen Zweck verwendet werden können», sagte Stephan Winkler. Die erste Kostenschätzung beläuft sich auf drei Millionen Franken. Im September oder November diesen Jahres – nach einer Informationsveranstaltung – soll der Souverän dann über das Projekt abstimmen. Die leer werdende Liegenschaft will man danach im Rohbau vermieten. 
(mra)