Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.01.2022

Erst die Kunst, dann die Rechnung

Susan Kopp und Brigitte Schneider haben die Riesenschuhe an der Promenade erschaffen

Mit den Riesenschuhen Sündarella auf der Promenade in Frauenfeld bringen die Künstlerinnen Susan Kopp und Brigitte Schneider aus Wigoltingen die Menschen zum Staunen und Lächeln. Mittels einer Spendenaktion soll das Kunstwerk aus Bronzeguss nun auch finanziert werden.

 

 

Die Promenade entwickelt sich schrittweise zum öffentlichen Schuhschrank im Auftrag der Kunst. Nachdem im westlichen Teil der Promenade einst die Installation Rotzeit – bestehend aus
einem Paar roten Schuhen – platziert wurde, stehen im östlichen Teil nun Riesenschuhe aus Bronzeguss. Im Gegensatz zu den von einem PW flachgefahrenen Schuhen des St. Galler Kunstschaffenden Jan Kessler ist Sündarella aber um ein Vielfaches grösser und dominiert den Platz vor dem ehemaligen Hauptgebäude der Huber & Co AG, wo sich früher ein Parkplatz befand.

200 Ballone zum Start
Von den 150 000 Franken Gesamtkosten für das Bronzeguss-Kunstwerk im öffentlichen Raum ist freilich erst ein Drittel abgedeckt – durch die Erschafferinnen Susan Kopp und Brigitte Schneider selber. Einen Drittel erhofft man von der öffentlichen Hand zu erhalten und einen Drittel durch eine Spendenaktion von Privaten und Unternehmungen. Zum Start der Sammelaktion liessen Susan Kopp und Brigitte Schneider unterstützt von Anwesenden am Donnerstagmittag bei der Einmündung der Staubeggstrasse in die Promenadenstrasse 200 Luftballone in die Höhe steigen, die an den Riesenschuhen befestigt waren. Stadtpräsident Anders Stokholm sowie Publizist Alex Bänninger aus Stettfurt hatten zuvor in kurzen Ansprachen ihre Gedanken zum Thema Kunst im öffentlichen Raum und zum sozialen Mehrwert dieses Projekts kundgetan.

Ein Wortspiel
Der Name Sündarella ist abgeleitet von Cindarella, dem amerikanischen Pendant zum Märchen Aschenputtel, das weltweit in unzähligen Variationen bekannt ist. Mit dem Wortspiel weisen Susan Kopp und Brigitte Schneider auf Themen wie Emanzipation, Modediktat, Selbstbestimmung und Zerbrechlichkeit hin. Die Ansichten werden vor allem durch die Lebenseinstellung der
respektive des Betrachtenden definiert. Erstmals in Frauenfeld zu sehen waren diese Riesenschuhe ab 1. Oktober 2019, wo sie auf dem Kiesplatz hinter dem Coop Schlosspark standen. Die beiden hatten dieses Kunstwerk mit volkserzählerischem und modehistorischem Hintergrund einst für die «Bad
Ragartz» in Bad Ragaz geschaffen, der grössten Skulpturenausstellung der Schweiz.

Andreas Anderegg