Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.12.2021

Mehr Zucker als anfangs erwartet

Am Donnerstag geht die Rübenverarbeitung in der Zuckerfabrik zu Ende

Der Ertrag der Rübenverarbeitung in der Zuckerfabrik Frauenfeld, die am Donnerstagnachmittag endet, fällt mit nicht ganz 120 000 Tonnen Zucker besser aus als ursprünglich erwartet. Der schöne Herbst hat den Zuckergehalt der knapp 750 000 Tonnen Rüben auf 17,5 Prozent angehoben.

 

 

Werkleiter Joachim Pfauntsch von der Zuckerfabrik Frauenfeld ist zufrieden mit dem Ergebnis der Rübenverarbeitung – obwohl die Zuckersilos nicht ganz voll geworden sind. Zufrieden ist er dabei insbesondere mit Blick auf die Ernteerhebungen vor Beginn der Verarbeitungskampagne, die damals einen schlechteren Zuckergehalt der Rüben erwarten liessen. «Das schöne Wetter im Oktober und November hat aber für einen goldenen Herbst gesorgt», sagt Joachim Pfauntsch dazu.

Zuckerproduktion
Mit einberechnet in der erzeugten Zuckermenge sind 11 000 Tonnen Biozucker. Die Biorüben werden jeweils zu Beginn der Kampagne verarbeitet, wenn die Anlagen noch sauber sind – weil so in der Produktion eine Vermischung von «normalem» Zucker und Biozucker ausgeschlossen wird. Der Zuckeranteil belief sich über alle Rüben hinweg auf 17,5 Prozent – «was mehr ist, als erwartet». Vom Moment, wenn die Rübe in den Verarbeitungsprozess gelangt, braucht es bis zum Vorliegen des Zuckers etwa 12 Stunden, wenn der Zucker den kürzesten Weg nimmt – fasst der Werkleiter im Weiteren zusammen. Abgeschlossen wird die Zuckerproduktion am Donnerstagnachmittag, 23. Dezember, danach werden die Anlagen bis am 27. Dezember leergefahren und gereinigt.

Dank an Mitarbeitende
Joachim Pfauntsch nahm zudem die Gelegenheit wahr, den Mitarbeitenden ein Lob auszusprechen: «Der Einsatz war wiederum grossartig. Und bis auf den Unfall Ende September, als mehrere Wagen eines Güterzugs entgleist sind, gab es nichts Aussergewöhnliches – immerhin wurde glücklicherweise niemand verletzt.» Leider ist während der Kampagne ein Mitarbeiter auf dem Heimweg von der Arbeit schwer verunfallt, befindet sich jetzt aber wieder auf dem Weg der Besserung. Bei der Rübenverarbeitung stehen in diesem Jahr gesamthaft etwas mehr als 140 Mitarbeitende im Einsatz, davon 55 temporäre Kräfte – «ihnen allen gebührt ein grosses Dankeschön.»

Neue Aufgabe für Joachim Pfauntsch
Die Verarbeitungskampagne 2021 ist die letzte komplette Kampagne unter der Leitung von Werkleiter Joachim Pfauntsch. Zwar wird er im nächsten Herbst noch für den Start der Rübenverarbeitung bis Ende Oktober besorgt sein, danach übergibt er diese Verantwortung aber an Steve Howe. Dieser wird bereits ab dem 1. Januar 2022 beide Werke der «Schweizer Zucker» in Frauenfeld und in Aarberg leiten. Joachim Pfauntsch wird bis zu seiner Pensionierung Ende Juli 2023 einige wichtige Leitungsaufgaben behalten, grössere laufende und neue Projekte mit auf den Weg bringen (beispielsweise das Holzheizkraftwerk auf der gegenüber liegenden Seite der Oberwiesenstrasse) sowie weiter als Geschäftsleitungsmitglied im Unternehmen unterstützend tätig sein. Dieses Kraftwerk realisiert «Schweizer Zucker» gemeinsam mit «Energie 360°» und es wird Strom für rund 8000 Haushalte und Wärme für die Zuckerfabrik und den Verbund «Wärme Frauenfeld West» liefern. Dieser wurde gemäss Beschluss des Gemeinderats per 1. Juli 2021 übernommen und in Thurplus integriert.

(aa)



Potenzial beim Biozucker
In den Zuckerfabriken Frauenfeld und Aarberg könnten aktuell etwa 1,8 Mio. Tonnen Rüben verarbeitet werden, in der Kampagne 2021 wurde das Potenzial der beiden Werke der Schweizer Zucker AG nur zu etwa 75 Prozent ausgeschöpft. Die Kapazitäten für höhere Verarbeitungsmengen sind also vorhanden – allerdings braucht’s dazu auch Schweizer Bauern, die wieder vermehrt auf die Zuckerrüben setzen. Aktuell werden bis zu 40 Prozent der in Frauenfeld insgesamt verarbeiteten Rüben aus Deutschland herangeführt, vor allem über die Bahn. Joachim Pfauntsch sieht auch speziell im Bereich der Biozucker-Produktion noch Potenzial: «Mittlerweile beträgt der Anteil von Biozucker an der gesamten Zuckerproduktion schon etwa 10 Prozent und der Absatz ist steigend.»

(aa)