Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.12.2021

Aus dem ehemaligen Mostindien ist längst Sportindien geworden

Normalerweise führt das Sportamt Thurgau dreimal im Jahr eine Präsentation der Besten durch. Wegen der Corona-Pandemie ist seit längerem alles anders. Bei einer hoffentlich einmaligen «Sportlerehrung plus» fanden 350 Personen den Weg in den Weinfelder Thurgauerhof.

 

 

Logisch, dass beim Eingang Zertifikationspflicht herrschte und im Saal die Maske getragen werden musste. Regierungspräsidentin Monika Knill, begleitet von Vizepräsidentin Carmen Haag und Peter Schönholzer, begrüsste die 350 Personen, davon 75 Sportler (einige mussten absagen). Schwungvoll schritt die Sportministerin zum Rednerpult und verkündete: «Ich freue mich riesig, mega, dass wir diesen Anlass durchführen dürfen. Damit danken, würdigen und anerkennen wir das, was Thurgauer Sportlerinnen und Sportler in diesen schwierigen Zeiten geleistet haben».

In 31 Sportarten
Monika Knill erwähnte im weiteren: «Wir fieberten und litten mit. Vieles war heuer ein täglicher Balanceakt. Trotzdem hat unser Kanton einmal mehr gezeigt, wie viele Talente hier gedeihen». Der Thurgau wird seit jeher als Mostindien ausserhalb der Kantonsgrenzen bezeichnet. Es wäre an der Zeit umzudenken, man könnte ob der vielen internationalen Auszeichnungen auch von Sportindien reden. 118 Athletinnen und Athleten standen an Europa- und Weltmeisterschaften in nicht weniger als 31 Sportarten am Start und ergatterten 63 Medaillen. Gleich zehn Thurgauer fuhren nach Tokio an die Olympischen Spiele.

331 600 Franken ausbezahlt
Der gekonnt als Moderator fungierende Sportamtschef Martin Leemann hatte ebenfalls allen Grund zur Freude: «Bedenken Sie, das schafft ein kleiner Kanton mit knapp 280 000 Einwohnern». Sein Amt durfte deshalb die satte Zahl von 331 600 Franken Erfolgs-Beiträge von Swisslos auszahlen. Die Stars und Talente, welche Leemann kurz auf die Bühne bat, zeigten die enorme Bandbreite der Thurgauer Spitzenklassierungen auf. Vertreten waren Faustballer, Wasser-, Kampf- und sogar Wintersportler, Tänzer, Kanupolo, und vieles mehr. Stets immer weiblich und männlich. Auch die Gas- und Heissluft-Ballonfahrer gehören schon lange zur absoluten Weltspitze.
Es sassen beispielsweise vor dem Podest nebeneinander die jüngste und die älteste Olympionikin in Tokio: Die 20-jährige Kanuslalom-Fahrerin Naemi Brändle und die 52-jährige Pistolenschützin Heidi Diethelm Gerber, welche nun als Nationaltrainerin fungiert. Oder die schon erfolgreichen Talente Yasmin Giger (400 Meter Hürden und Staffel) und die Stabhochspringerin Andrina Hodel.

Highlight des Abends
Jung und etwas älter war das Rad-Trio. U23-Europameister Cédric Butti ist froh, dass er auf dem BMX nicht so lange leiden muss wie Zeitfahr-Europameister Stefan Küng auf dem Velo. Daneben sass nach 18 Jahren als Radprofi der neue Nationaltrainer Michael Albasini. Wie ein «Sprenzel» kam sich Martin Leemann neben den Schwinger-Assen Samuel Giger und Domenic Schneider vor. Beide antworteten auf seine Fragen durchaus mit einem träfen Spruch.
Als Höhepunkt des Abends wurden die Rollstuhl-Leichtathleten Catherine Debrunner und Marcel Hug aufs Podium gebeten. Die Mettendorferin und der Pfyner hatten nebst anderen Glanzleistungen an den Paralympics in Tokio brilliert. Debrunner holte Gold und Bronze, Hug war bei allen vier Starts nicht zu bezwingen.
Ganz zum Schluss erhielt der ehemalige Weltcup-Gesamtsieger im Rudern, Nico Stahlberg, ein Präsent. Er ist verletzungsbedingt eben vom Spitzensport zurückgetreten.
Aus Sicherheitsgründen wurde nach dieser gut zweistündigen Feier auf den vorgesehenen Apéro riche verzichtet und jeder erhielt ein Lunchpaket mit auf den maskenfreien Heimweg.

Ruedi Stettler