Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.10.2021

Zurück aus der Hölle von Paris – Roubaix

Radprofi Stefan Küng musste in diesem Jahr einige Tiefschläge einstecken. Zuletzt bei Paris – Roubaix. Gestern wurde der 27-Jährige im Frauenfelder Rathaus-Turm feierlich empfangen.

 

 

Der am 16. November 28 Jahre alt werdende Stefan Küng erlebte in dieser Saison einiges. An den Olympischen Spielen in Tokio fehlten ihm beim Zeitfahren läppische 0,4 Sekunden zu Bronze. An der WM in Belgien («Da wollte ich Revanche nehmen») reichte es wieder nicht für Edelmetall: Fünfter. Seinen EM-Titel hatte er allerdings in Trient (It) verteidigt, ebenso den als Schweizer Meister. Im Kampf gegen die Uhr triumphierte Küng auch zum Auftakt der Tour de Suisse in Frauenfeld. Bei der Valencia-Rundfahrt gewann er nicht nur eine Etappe, sondern holte sich den Gesamtsieg. Das war für die Stadt Frauenfeld Grund genug, Stefan Küng für seine sportlichen Leistungen zu ehren. Stadtrat Fabrizio Hugentobler führte den Radprofi in den Rathaus-Turm, wo nur exklusive Gäste empfangen werden und meinte: «Wir sind enorm stolz, dass Du Frauenfeld und den Thurgau in der weiten Welt vertrittst. Als Anerkennung möchten wir Dir ein paar kleine Geschenke mitgeben. Deine grossartigen Leistungen kann man logischerweise damit nicht gebührend ehren». Der mit einem Strassenvelo vor das Rathaus gefahrene Küng strahlte: «Die Stadt Frauenfeld macht viel für den Sport. Deshalb fühle ich mich wie der Botschafter meines Wohnortes, wo ich mich zusammen mit meiner Freundin mittlerweile im Eigenheim sehr wohl fühle».

Gehört halt auch dazu
Wenn man sich am Fernsehen die Bilder des Rad-Klassikers Paris – Roubaix über happige 257,5 Kilometern anschaute, musste man sich ernsthaft fragen: Kann das bei so misslichen Bedingungen noch Spass machen? Stefan Küng bejahte: «Das ist das faszinierende am Radsport, man weiss nie genau, was alles auf einem zukommt. Doch der Sonntag war schon extrem». Der Frauenfelder hatte sich im Vorfeld ein gutes Ergebnis zugetraut. Bei Regen und unglaublich schlammigem Untergrund durch die «Hölle des Nordens» musste er dreimal zu Boden. Darum gab er in aussichtsloser Situation nach halber Distanz auf. Wie extrem anforderungsreich dieser Parcours war, zeigte Sieger Sonny Colbrelli nach dem gewonnenen Dreiersprint. Der Italiener lag im Vélodrom auf dem Rasen und weinte lange hemmungslos. Küng reiste noch am späten Sonntagabend zurück in die Schweiz und war am Montag bei der Physiotherapeutin: «Sie diagnostizierte eine Prellung am Knie und hat mir empfohlen, diese Woche besser nur dosiert zu trainieren». Das hinderte den 27-Jährigen nicht daran, sich schon am Nachmittag wieder auf das Rad zu schwingen. Noch stehen zwei Rennen an, dann ist Saisonschluss. Übrigens: Der erst vor einigen Monaten von Frauenfeld nach Felben umgezogene Stefan Bissegger hielt sich lange in der Spitzengruppe. Dann musste er bei seiner Premiere in diesem Klassiker abreissen lassen und wurde 60.

Ruedi Stettler