Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.08.2021

 Interview mit Hanspeter Kanz, Quartiervereinspräsident Vorstadt

«Seit über 50 Jahren kommt es in der Vorstadt immer wieder zu Stau»

Welcher Leitsatz oder welches Motto begleitet Sie als Quartiervereinspräsident durch den Alltag?
Eigentlich keines. Ich meine, früher war der QV Vorstadt ein Zusammenschluss der Menschen zwischen der katholischen Kirche und dem heutigen Erchingerhof gegen die Obrigkeit. Gemeinsam stark gegen die Bürgergemeinde war das Motto. Heute steht die Pflege des Gesellschaftlichen im Vordergrund. Das Wichtigste ist, dass man sich trifft und gemeinsam Freude und Spass hat.

 

 

Was beschäftigt Ihr Quartier – abgesehen von der Bewältigung der Corona-Krise – in den kommenden Wochen und Monaten besonders?
Wir wollen endlich wieder Anlässe für unsere Mitglieder durchführen. Das steht an oberster Stelle. Wir haben im September letzten Jahres einen Minigolf-Nachmittag organisiert. Nur gerade vier Mitglieder sind gekommen, wo in den Jahren vorher jeweils über 20 Personen mit dabei waren.

Wie schätzen Sie die verkehrstechnische Lage/Erschliessung Ihres Quartiers ein (ÖV und Individualverkehr) und gibt es Verbesserungspotenzial oder -bedarf?
In Sachen ÖV können wir uns in der Vorstadt nicht beklagen. Bushaltestellen und Bahnhof sowie der Wiler-Bahnhof beim Marktplatz sind in Gehdistanz. Das mit dem Individualverkehr ist natürlich eine andere Geschichte. Seit über 50 Jahren kommt es in der Vorstadt immer wieder zu Stau. Diesen zu verhindern und den Stadtkern vom Verkehr zu entlasten, das hat die Stadt bis heute nicht geschafft. Das Projekt F21 schickte das Volk damals knapp bachab, es scheiterte am Gärtli-Denken. Das ist schade. Und ich gehe davon aus, dass das Verkehrsproblem auch in den nächsten
15 Jahren nicht gelöst wird. Wobei der Verkehr nicht weniger, sondern mehr wird.

Welche Projekte in der Stadt Frauenfeld sind aktuell für Sie und Ihr Quartier am wichtigsten?
Ganz klar die Stadtkernentlastung. Das ist ein Problem, von dem unsere Vereinsmitglieder stark betroffen sind, weil sie hier wohnen. Aber wir als Quartierverein können dieses Problem nicht lösen. Es spielen in dieser Thematik viele verschiedene Bedürfnisse eine Rolle.

Was zeichnet Ihr Quartier aus?
Wir sind nahe am Zentrum und an diversen Einkaufsmöglichkeiten. Es ist alles gut zu Fuss erreichbar. Auf der anderen Seite aber haben wir dadurch ein Nachwuchsproblem. Denn durch diese Nähe zu allem zieht es eher ältere Semester oder Singles in die Vorstadt. Familien ziehen kaum mitten ins Zentrum. Das macht es für uns als Verein schwierig, neue, junge und engagierte Mitglieder zu finden. Unter anderem fehlt uns daher auch schon seit fünf Jahren ein Mitglied im Vorstand.

Was ist Ihr Wunsch an die Frauenfelder Bevölkerung?
Wir sollten alle offen sein für Neues und über unseren eigenen Garten hinausschauen. Oftmals ist der Frauenfelder, ja der Thurgauer, übervorsichtig und zurückhaltend. Es besteht schnell die Gefahr, dass zu viel nachgedacht wird, statt dass man mal den Pickel reinhaut und etwas Mut zeigt. Denn um vorwärts zu gehen und weiter zu kommen, braucht es eben genau diesen Mut.

Vielen Dank für das Interview.

Michael Anderegg