Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.08.2021

Revolutionäres Verpflegungs-System am KSF

Mehr Technik, dafür weniger Food-Waste und attraktivere Essenszeiten

Seit der Eröffnung des Neubaus Horizont setzt man am Kantonsspital Frauenfeld in Sachen Patientenverpflegung auf das System «serve on demand». Am Terminal direkt am Bett kann der Patient sein Essen à la Carte bestellen und sich auf die gewünschte Zeit servieren lassen. Das hat viele Vorteile.

 

 

Früher waren die «Bedside-Terminals» im Kantonsspital Frauenfeld (KSF), also die Apparate, die direkt am Bett festgemacht waren, reine Unterhaltungs-Geräte. Sie waren Telefon und Fernseher. Heute ist das anders, die 14-Zoll-Touchscreens sind viel mehr. Unter anderem auch der Zugang, um sich Essen zu bestellen. Das neue System des KSF ist in der Schweiz bisher einzigartig und nennt sich «serve on demand». Damit ist gemeint, dass sich die Patienten ihr Essen direkt und selbstständig – wenn gewollt – bestellen können. Auch Zwischenmahlzeiten sind möglich. «Wann der Patient eben Hunger hat oder wann er etwas essen darf oder mag. Auch mitten am Nachmittag», sagt Sandra Frey, Co-Leiterin Hotellerie Spital Thurgau.

15 Minuten Zeitfenster
Vor dem Neubau bekamen die Verantwortlichen immer wieder negative Rückmeldungen, was die Essenszeiten anbelangt. Teilweise mussten Patienten bereits um 11 Uhr Mittagessen, oder um 17 Uhr zu Abend. «Das war einfach nicht mehr zeitgemäss», sagt Marco Dorigo, Leiter Küche. Jetzt kann selbst bestimmt werden, wann man essen will. «Patienten können ein 15-Minuten-Zeitfenster vorgeben, in dem das Essen geliefert werden soll. Und das funktioniert sehr gut», sagt Marco Dorigo dazu.

Vorteile für alle
Die Vorteile dieses Systems seien augenscheinlich. «Essensbestellungen können kurzfristig geändert oder auch gestrichen werden. Bei Austritten zum Beispiel», sagt Marco Dorigo. Die Flexibilität sei um ein Vielfaches erhöht worden. «Wir können zielgerichteter vorbereiten und einkaufen. Zudem müssen wir viel weniger Lebensmittel wegwerfen», ist der Chefkoch begeistert. Das unterstreichen auch blanke Zahlen: 15 000 Kilo Lebensmittel hat man im letzten Jahr weniger für Patienten gebraucht oder weggeworfen. Dadurch habe man gut 40 000 Mahlzeiten eingespart bei praktisch gleichbleibender Auslastung des Spitals.

Kein Essenslift mehr
Auch in Sachen Verteilung geht man neue Wege. Der Essenslift wird nicht mehr benötigt. Für das Personal steht neu eine eigene Lift-Gruppe zur Verfügung. Die Room Service Mitarbeiter – früher verteilte das Pflegepersonal das Essen – gehen mit leichten Wagen und maximal zwölf Mahlzeiten auf die Stationen und verteilen sie. «Eine App sortiert im Hintergrund den schnellsten Weg auf den Stationen», erklärt Sandra Frey.

Was der Patient mag
Täglich werden am KSF rund 1200 Mahlzeiten zubereitet, dies für Patienten, eine Kita, das Kantonalgefängnis sowie für Mitarbeitende und Externe, die im Restaurant speisen. Marco Dorigo freut sich, dass man heute nicht mehr am Patienten vorbei koche, wie das früher teils der Fall gewesen sei. «Wir wissen genau, was die Leute mögen und passen unser Angebot immer wieder an», sagt er. Besonders beliebt seien im Sommer die kalten Teller oder auch das Birchermüesli zum Abendessen. Täglich stehen zwei Tagesmenüs zur Auswahl. Allgemeinpatienten können zudem aus 12 weiteren Menüs wählen. Halbprivat-Versicherte haben 14 Menüs zur Auswahl und Privat-Versicherte deren 16. «Am Ende des Tages ist es das Ziel, dass unsere Patientinnen und Patienten sich auf ihre Heilung konzentrieren können und wir sie mit unserem Essens-Angebot dabei optimal unterstützen und bedienen», sagt Marco Dorigo.

Michael Anderegg


Viel Technik und Hilfe
Das neue «serve on demand»-System ist auch ein IT-Projekt. Auch die Personaleinteilung stellte die Verantwortlichen vor Herausforderungen. Mittlerweile habe sich das aber alles eingespielt und auch am IT-System habe es immer wieder Optimierungen gegeben. Wie Sandra Frey, Leiterin Hotellerie am KSF, sagt, bestellen heute über zwei Drittel der Patienten über den «Bedside-Terminal». «Den anderen helfen unsere Room Service Mitarbeitenden gerne und bestellen die Mahlzeiten mit ihnen zusammen am Terminal», erklärt sie.
(mra)