Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.08.2021

Die Vielfalt schlummert unter der Erde

Ein Blick ins Depot des Thurgauer Kunstmuseums

Im Aussendepot des Kunstmuseums Thurgau in Aadorf lagern rund 6500 von insgesamt 30 000 Objekten, die das Kunstmuseum aufbewahrt. Ausstellungen zeigen immer nur einen kleinen Teil der Kunstsammlung des Kantons und sind daher nur die Spitze des Eisbergs.

 

 

Museen wollen mit ihren Ausstellungen Publikum anlocken und dieses begeistern. Kunst zeigen bedeutet Kunst sammeln. Und Kunst sammeln bedeutet Kunst lagern. Das passiert im Thurgau unter anderem im Aussendepot in Aadorf. «Der Kern eines Museums ist die Sammlung. Ohne eine Sammlung ist es nur eine Galerie oder ein Ausstellungsraum», sagt Markus Landert, Museumsdirektor des Kunst- und Ittinger Museums, bei einem Rundgang durch das Aussendepot. Betreut werden hier nicht nur die kantonale Kunstsammlung, sondern auch mehrere Nachlässe von Künstlern, die als Legat oder Depositum dem Museum übergeben wurden.

Sammlungskonzept entwickelt
Der Kanton Thurgau begann 1941, regelmässig Kunstwerke zu erwerben. Damals diente das Sammeln noch als geistige Landesverteidigung und fand ohne ein Gesamtkonzept statt. Mit der Zeit wurde ein systematisches Sammlungskonzept eingeführt und der Schwerpunkt liegt heute «auf Aussenseiterkunst, Kunst aus der Region und Werken mit Bezug zur Kartause Ittingen», so Markus Landert. Durch Ankäufe und Schenkungen wächst die kantonale Kunstsammlung stetig. Zum Ankauf stehen pro Jahr über die Ankaufskommission sowie über das Museumsbudget je 100 000 Franken zur Verfügung. «Diese Instrumente sind ein wichtiger Teil der Kunstförderung», sagt Markus Landert.

Aussendepot seit 2007
Die kantonale Kunstsammlung wuchs schnell und schon 1972 wurde in Frauenfeld ein erstes provisorisches Museum eröffnet. 1983 folgte dann der Umzug in die Kartause Ittingen, wo auch erstmals professionelle Depots zur Verfügung standen. Das ständige Wachstum führte im Jahr 2007 zu einem Aussenlager in Aadorf, wo zusätzliche 400 Quadratmeter Fläche in einem ehemaligen Zivilschutz-Spital zur Verfügung stehen. Inzwischen lagern dort rund 6500 Werke. Neben Gemälden, Arbeiten auf Papier und Fotografien sind das auch Materialien für raumgreifende Installationen.

Ausgefeilte Technik
Ein Kunstdepot wie jenes in Aadorf ist ein Ort, an dem Hightech und Alltagsarbeit zusammenwirken. Ausgefeilte Technik sorgt dafür, dass Sicherheit und Klima stimmen, während gleichzeitig Transport, Lagerung und Ausleihe der Werke durchaus handfeste Tätigkeiten sind. Das Depot ist zudem eine Art «Kunstpool». Daraus können sich kantonale Mitarbeitende ein Werk für das Büro als Schmuck aussuchen. Natürlich handle es sich dabei gemäss Markus Landert nicht um die kostbarsten Exponate.

Die Hüterin des Kunstdepots
Zum Einlagern der Kunstobjekte gehören oft auch Inventar- und Rahmungsarbeiten. Auch gilt es Begleitmaterialien wie Erklärungen, Anleitungen, Briefe und dergleichen zu archivieren und aufzubewahren. Verantwortlich für die Ordnung und die Auffindbarkeit der Werke ist Registrarin Vanessa Iuorno. Sie kümmert sich um die Inventarisierung, die korrekte Aufbewahrung oder auch die Werkausleihe. «Wenn ein Werk reinkommt, dann gilt es dieses zu fotografieren, auszumessen, die Technik zu bestimmen, es zu reinigen und ihm eine Nummer zu geben», erklärt die Registrarin ihre Arbeitsweise. Vanessa Iuorno sorgt dafür, dass die verborgenen Schätze der kantonalen Sammlung jederzeit zur Verfügung stehen und dass die Objekte fachgerecht gelagert werden.

Michael Anderegg