Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.08.2021

Das Fasslager der Zukunft steht in Strohwilen

Grossaufmarsch zur Präsentation bei der «Macardo Swiss Distillery»

Im beschaulichen Strohwilen in der Gemeinde Amlikon-Bissegg wird Geschichte geschrieben – mit dem wohl innovativsten Fasslager der Welt. Basierend auf einer Bachelor-Arbeit von zwei Absolventen der ZHAW Winterthur bieten 450 Fässer Platz für einen computergesteuerten, optimalen Reifeprozess von Destillaten.

 

 

Hausherr Andy Bössow war sichtlich stolz, als er die zahlreichen Gäste gemeinsam mit Gattin Martina über das «Fasslager 4.0» informierte. Dabei unterstrich er die grosse Bedeutung der Fasslagerung für die Qualität der Destillate. Denn während der Lagerung im traditionellen Holzfass gestalten Umweltfaktoren den Reifeprozess mit. Je nach Standort, Tageszeit und Jahreszeit nehmen Temperatur, Luftdruck- und Luftfeuchtigkeit Einfluss auf den Inhalt – weil jedes Fass «atmet». Damit verbunden verdunsten rund zwei Prozent des Flüssigguts pro Jahr. Und wenn innerhalb eines Fasslagers auch noch unterschiedliche Bedingungen herrschen, kann das Destillat nach einigen Jahren in den einzelnen Fässern unterschiedliche Volumenprozente aufweisen. Mit dem Ziel, gleichbleibend mit hoher Qualität produzieren zu können, haben die Macardo Swiss Distillery und die ZHAW Winterthur gemeinsame Sache gemacht.

Bachelorarbeit als Grundlage
Mit ihrer Bachelorarbeit «Fasslager 4.0: Vernetzte Qualitätsüberwachung von Fasslagern» haben Ivan Krajinovic und Lars Müggler zusammen mit Ruedi Bossert und Bruno Schläpfer ein innovatives und sensorgesteuertes System entwickelt, das gar weltweit vermarktet werden soll. Dieses System ermöglicht nicht nur das permanente Messen der klimatischen Lagerqualität jedes einzelnen Fasses, sondern auch dessen Gewicht. Die Daten werden täglich ermittelt und laufen vollautomatisiert in einer Datenbank zusammen, wo sie umgehend auf einer Website visualisiert werden. Anhand dieser Daten lässt sich eine optimale Reifung der Destillate garantieren und wenn nötig können die klimatischen Bedingungen angepasst werden.

Vielseitig einsetzbar
Das an der ZHAW entwickelte System ist nicht nur für Destillerien interessant – es kann in vielen weiteren Bereichen eingesetzt werden, in denen Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit einen grossen Einfluss auf das Endprodukt haben. Beispielsweise in der Käseproduktion und der Bienenzucht. Auf den hohen Stellenwert der Neuerung wiesen in ihren Grussworten auch Teddy Loeliger (Elektronik & HF Technik) sowie Direktor Dirk Wilhelm von der ZHAW, Daniel Wessner vom Amt für Wirtschaft und Arbeit sowie Ständerat Jakob Stark hin. Bei der Besichtigung des Fasslagers im repräsentativen Gebäude in Strohwilen zeigen sich die Gäste – unter ihnen die Zürcher Nationalrätin Therese Schläpfer und der Weinfelder Gemeindepräsident Max Vögeli – angetan von der Anlage und auch von der Kostprobe, die Inhaber Andy Bössow einem Fass entnahm und zum Degustieren gab.

Andreas Anderegg

 

 

Das Fasslager der Zukunft steht in Strohwilen