Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.05.2021

Küng im Höhen-Schlafzimmer

Nur zu gerne würde sich am 6. Juni der Frauenfelder Radprofi Stefan Küng – wie schon 2018 – an der Tour de Suisse in Frauenfeld das Goldtrikot überstreifen. Dazu braucht es an diesem Tag einen Sieg im Zeitfahren.

 

 

Natürlich ist der Kampf gegen die Uhr eine Spezialität von Stefan Küng. Doch zum Auftakt der Schweizer Landesrundfahrt wollen auch Konkurrenten dieses Goldtrikot. Vor allem der aufstrebende Jungprofi Stefan Bissegger aus Felben, oder der ehemalige Zeitfahr-Weltmeister Tom Dumoulin vom sehr starken Jumbo-Visma-Team. Das stört Küng überhaupt nicht: «Ich muss nur auf mich schauen. Wenn ich während den zehn Kilometern darüber spekulieren müsste, was die Gegner jetzt wohl machen, habe ich schon verloren. Ich werde natürlich voll attackieren und alles rausholen, was ich habe».

Klasse schon oft gezeigt
Der Frauenfelder wird vom 21. Mai bis zum 2. Juni auf dem Säntis übernachten und so ein Höhentrainingslager absolvieren. Der 27-Jährige hatte allerdings bereits vor diesem Abstecher in die Höhe zu Hause das Schlafzimmer umfunktioniert: «Im Nebenraum stehen zwei Generatoren und sorgen für einigen Lärm. Aber dank ihnen kann ich im Schlaf eine Höhe von 2500 Metern simulieren. Auch tagsüber nach dem Training beim Ausruhen kommt nochmals eine gewisse Zeit dazu. 14 Stunden wären eigentlich ideal».
Als Fahrer im französischen Team Groupama FDJ kann Stefan Küng das Trikot mit dem Schweizer Kreuz tragen. Er hat sich 2020 an den Meisterschaften gleich die Titel im Zeitfahren und im Strassenrennen geholt. Zudem gelang ihm der Zeitfahr-Triumph an der Europameisterschaft. An der Weltmeisterschaft stand er als Dritter ebenfalls auf dem Podest. Auch heuer hat er schon gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Bei der Valencia-Rundfahrt gewann er nicht nur eine Etappe, sondern holte zudem den Gesamtsieg.

Grosse Ziele kommen später
Wenn Stefan Küng erst vier Tage vor dem Start der Tour de Suisse am 6. Juni wieder ins Flachland zurückkehrt, klappt das mit einer guten Leistung zum Auftakt? «Für das Zeitfahren ist das überhaupt kein Problem. Während dieser Tour werde ich die Strapazen dann schon ein bisschen mehr zu spüren bekommen. Aber das gehört zu meiner Strategie. Meine Höchstform muss ich erst Ende Juli erreichen. Dann finden die Tour de France und anschliessend die Olympischen Spiele in Tokio statt».
Mit einem Etappensieg an der Tour de Romandie hat es heuer nicht geklappt. Ganz im Gegenteil, Küng musste auf regennasser Strasse bei einer Abfahrt einen grausamen Sturz hinnehmen: «Es hat mich schon recht heftig durchgeschüttelt. Erst im Nachhinein waren die Prellungen am Körper eine echte Behinderung. Zum Glück habe ich nach der Rundfahrt sowieso eine Woche Regeneration eingeplant gehabt. Mit Physio und Massage trat rasch eine Linderung ein».
Jetzt hofft der am 16. November 28 Jahre alt werdende Stefan Küng, dass an der Tour de Suisse zum Auftakt in Frauenfeld wenn immer möglich seine Stunde schlägt.

Ruedi Stettler