Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.05.2021

Zuckerproduktion bringt hohe regionale Wertschöpfung

Zuckerfabrik mit grosser Bedeutung für Stadt und Region Frauenfeld und auch den ganzen Thurgau

Die Stadt Frauenfeld und die Gemeinde Aarberg haben eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Bedeutung der Zuckerfabriken für die beiden Standorte aufzeigen soll. Hintergrund ist eine Diskussion im nationalen Parlament.

 

 

In der Schweiz werden jährlich 240 000 Tonnen Zucker produziert. Das entspricht einem Selbstversorgungsgrad von rund 70 Prozent. Wie wichtig die Zuckerproduktion auch für die Regionen Frauenfeld und Aarberg ist, zeigt eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz, die von den beiden Standortgemeinden in Auftrag gegeben worden ist.

Wirkung nach Aussen
Bei der Präsentation der Studie sagte Stadtpräsident Anders Stokholm, dass man die Zuckerfabrik während der Kampagne von Oktober bis Januar stark wahrnehmen würde. «Gerade was den Verkehr auf den Strassen anbelangt oder den süsslichen Duft, ob man ihn mag oder nicht, der über Stadt schwebt. Das gehört einfach zu Frauenfeld», so der Stadtpräsident. Ausserhalb der Kampagne gebe es aber noch Luft nach oben. Auch wenn das Image der Zuckerfabrik ziemlich gut sei, gerade was Arbeitsplätze und Ausbildung betrifft.
Die fehlende Aussenwirkung könnte nun aber zu einem Problem werden. Denn in den nationalen Räten wird über die Zölle auf Zucker sowie den Einzelkulturbeitrag für Zuckerrüben diskutiert.
Das könnte die beiden Fabriken durchaus bedrohen. Denn sollte der Einzelkulturbeitrag stark sinken, würde auch der Anbau von Zuckerrüben für Landwirte weniger spannend. Und diese Zahlen sind laut Studie sowieso bereits rückläufig. In den letzten Jahrzehnten sank die Anbaufläche in der Schweiz von 21 000 Hektaren auf heute 16 000 Hektaren.
Zucker ist ein Basis-Nahrungsmittel wie Milch, Mehl oder Salz. Die Schweizer Zucker AG (SZU) verarbeitet als einziges Unternehmen in der Schweiz Zuckerrüben und stellt einen Selbstversorgungsgrad von rund 70 Prozent sicher. Der Gesamtumsatz der SZU und ihrer Nebenbetriebe beläuft sich für die Kampagne 2019 / 2020 auf 263,2 Mio. Franken. Der grösste Teil des Umsatzes wurde durch den Verkauf von Zucker als Vorprodukt für die Lebensmittelindustrie erwirtschaftet.

Hohe Wertschöpfung
25 Prozent der insgesamt in der Schweiz verarbeiteten Rüben kommen aus der Region Aarberg und etwa 20 Prozent aus der Region Frauenfeld. An den Standorten wurde in der letzten Kampagne eine Bruttowertschöpfung von je 22,1 Mio. Franken erzielt. Studien-Projektleiter Mathias Binswanger: «Werden zudem die Vorleistungen und die Investitionsgüter aus der Region miteinbezogen, beträgt die Wertschöpfung in der Region Aarberg insgesamt 60 Millionen Franken. In der Region Frauenfeld ist sie mit knapp 54 Mio. Franken etwas geringer.» Somit finden in beiden Regionen zusammen rund zwei Drittel der gesamten mit der Schweizer Zuckerproduktion verbundenen Wertschöpfung statt.
Die 2-Werk-Strategie macht laut Studie Sinn, denn ein Transport von Zuckerrüben aus der Ostschweiz nach Aarberg wäre ineffizient, kostspielig und würde auch aus ökologischer Sicht keinen Sinn machen.

Wichtige Arbeitgeber
Insgesamt beschäftigt die Schweizer Zucker AG 424 Mitarbeiter, 197 davon in Frauenfeld (136 VZA). Die ausbezahlten Bruttolöhne beliefen sich für das Jahr 2019 / 2020 auf total 23,6 Mio. Franken. Auch als Steuerzahler ist die SZU für die Standortgemeinden ein bedeutender Faktor. «Die mit der Zuckerproduktion verbundenen Steuereinnahmen belaufen sich in Frauenfeld auf rund 1,5 Mio. Franken, in Aarberg auf rund drei Mio. Franken», sagt Mathias Binswanger.

«Zuckeri» als Identifikation
Wie der Studie weiter zu entnehmen ist, tragen die Zuckerfabriken in den Standortgemeinden auch zur Identifikation bei. So wird die Gemeinde Aarberg in der Bevölkerung der Region beispielsweise liebevoll als «Zuckerstädtli» bezeichnet, wie Aarbergs Gemeindepräsident Adrian Hügli sagt. Die «Zuckeri» in Frauenfeld geniesst unter anderem als Eventlocation für Messen einen hohen Stellenwert. «Es ist also klar, dass die Zuckerfabrik mit seiner Wahrnehmung nicht nur einen emotionalen Wert für die Region besitzt, sondern auch einen sehr wichtigen Wirtschaftlichen», sagte Anders Stokholm.


Michael Anderegg