Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.04.2021

Die weite Reise nach Kolumbien hat sich gelohnt

Cédric Butti aus Herdern ist einer der aufstrebenden BMX-Fahrer. Bei den Junioren gewann er alles, was es zu gewinnen gab. Als er zu den Aktiven wechselte, kam schon bald Corona.

 

 

Wie so viele muss sich Cédric Butti momentan nach der Decke strecken. Er darf allerdings als BMX-Fahrer - im Gegensatz etwa zu anderen Sportlern - überall trainieren. Zum Beispiel auf der Bahn in Weinfelden: «Hier bin ich bis zu fünfmal pro Woche anzutreffen. Alles Polysportive kann ich in meiner Umgebung absolvieren und zu Hause habe ich mir ein kleines Fitness-Studio eingerichtet». Eigentlich ist er jetzt Vollprofi, kann aber sein Potenzial wegen den Corona-Einschränkungen längst nicht voll ausschöpfen und so auch kein Geld verdienen. Wenigstens werden ihm gewisse WK-Tage angerechnet, für die er vom Militär Entschädigungen erhält.
Weil es in Sachen Rennen kaum Einsatz-Möglichkeiten gibt, hat er sich vor kurzem die Reise nach Kolumbien nicht entgehen lassen. Für nur eine Woche. Mit einem entscheidenden Hintergrund: «In Bogota findet Ende Mai ein Weltcup-Rennen und zudem Qualifikationsläufe für die Olympischen Spiele in Tokio statt. Darum wollte ich mir die Piste genauer anschauen. Nicht vergessen darf man, Bogota liegt auf 2600 Meter über Meer. Da wird der Atem bei hohen Anstrengungen schon einmal kürzer. Der Abstecher hat sich gelohnt, denn ich konnte mit einem schönen dritten Platz die Heimreise antreten». 12 Stunden sass er im Flugzeug. 10 bis nach Madrid und noch 2 bis Zürich. Die Hinreise ging über die gleichen Strecken und dauerte ebenso lange.

Längere Erholungszeit
Butti hat sich nach einer unendlich langen Rennpause und einer seriösen Vorbereitung im Winter diesen kurzen Abstecher nach Südamerika gut überlegt: «Das Akklimatisieren darf man nicht unterschätzen. Darum waren die ersten Tage recht streng. Man spürt schon eine gewisse Müdigkeit. Nach den Einsätzen dauert die Erholungszeit sowieso einiges länger als bei uns. Das kriegte ich recht gut hin und dann konnte ich Vollgas geben. Diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen, denn jetzt sind bis im Mai wieder alle Rennen verschoben». Vorgesehen ist im Wonnemonat ein Wettkampf in Stuttgart. Doch dafür ist der am 23. Juli 21 Jahre alt werdende Butti nicht so optimistisch: «Wahrscheinlich wird der Anlass abgesagt. Viel zuversichtlicher bin ich da schon für Bogota».
Bereits seit 2004 fährt Cédric Butti BMX. In jungen Jahren mit enormem Erfolg. Sein Glanzjahr war 2017, als er nebst Schweizer- auch Europa- und Weltmeister wurde. Das trug ihm bei der Thurgauer Sportlerwahl die Ehre als Newcomer des Jahres ein. Zu gerne würde der Herdener solche Triumphe auch bei den Aktiven feiern. Wenn da nicht die Pandemie Einspruch erheben würde. Die Hoffnung gibt er aber nicht so schnell auf: «Jetzt tue ich einfach alles dafür, dass ich mich auch unter diesen schwierigen Umständen für die Olympischen Spiele in Japan qualifizieren kann».

Ruedi Stettler