Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 31.03.2021

Tobias Krähenbühl ist der Kragen geplatzt

Der Thurgauer Tobias Krähenbühl ist mit dem Entscheid des Eidgenössischen Schwinger-Verbands, dass nur die 120 Besten wieder trainieren dürfen, gar nicht einverstanden. Er sandte deshalb einen Brief an den Zentralvorstand.

 

 

Warum diese Aufregung unter den «Bösen»? Der Eidgenössische Schwinger-Verband (ESV) hatte sich mit Swiss Olympic geeinigt, dass die 120 Besten wieder zum Training zugelassen werden. Genau diese Zweiklassengesellschaft stösst nun vielen sauer auf. Im Nordostschweizer Verband dürften 15 Eidgenossen wieder ins Sägemehl, darunter fünf Thurgauer. Obwohl Tobias Krähenbühl 2016 in Estavayer den begehrten Eidgenössischen Kranz holte und damit einer der Profiteure wäre, wehrt er sich für seine Kollegen.
Der 32-Jährige schneidet in seinem Schreiben an Obmann Markus Lauener und die übrigen Mitglieder im Zentralvorstand einen wichtigen Punkt an: «Der ESV beschliesst, dass Schwingen eine Zweitklassengesellschaft ist. Auch ich würde liebend gerne wieder Schwingen. Aber nicht so. Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich nur daran denke, meinen Kollegen aus dem Verband Unterthurgau zu sagen, dass ich wieder trainieren darf und sie nicht. Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?»

Druck von der Spitze
Der im thurgauischen Wetzikon wohnhafte Krähenbühl schreibt weiter: «Ich verstehe ja, dass der Druck von namhaften Spitzenschwingern immer grösser geworden ist. Es war wahrscheinlich richtig, abzuklären, ob es möglich ist, dass einige wieder trainieren dürfen. Aber dieser Entscheid, das Schwingen nur für wenige zu öffnen, ist zu 100 Prozent falsch. Man hätte problemlos ein paar Wochen warten können. Nur weil zwei Dutzend Spitzenleute darauf pochen, wieder Schwingen zu können, darf man nicht all seine Werte aufgeben».
Sein Ärger ist sicher berechtigt. Vor acht Jahren übernahm er das Amt des Technischen Leiters. Es war für ihn nicht immer ganz einfach, allen gerecht zu werden, war doch die Motivation der einzelnen Schwinger recht unterschiedlich. Trotzdem sagt er: «Ich habe probiert, alle gleich zu behandeln». 2018 wurde er Präsident, mit dem Ziel, den Schwingsport in der Region noch mehr zu verbreiten und möglichst viele eingefleischte Fans zu behalten und neue zu gewinnen.

Seit 23 Jahren dabei
Mit einigem Stolz darf Tobias Krähenbühl vermelden: «Es ist uns immer gelungen, Passivmitglieder und Sponsoren anzuheuern. Wenn man Unterstützung sucht, hat man das Gefühl, der Schwingsport steht immer ein bisschen über anderen Sportarten. Wahrscheinlich, weil wir an Traditionen festhalten, bodenständige Athleten an der Spitze haben und urchige Fester organisieren. Und dann kam Corona, eine Zerreissprobe für jeden Klub». Für einen, der schon seit 23 Jahren diesem Hobby frönt, eine speziell happige Angelegenheit. Durchaus möglich, dass sich Akteure nun anderen Sportarten zuwenden.
Das Palmares von Krähenbühl darf sich sehen lassen. Der Thurgauer hat bisher 53 Kränze ergattert. Einen Eidgenössischen, neun im Teilverband, drei an Bergfesten und 40 Kantonale. Jetzt hofft er natürlich, dass nach dem Totalausfall im 2020 dieses Jahr einige Feste wirklich stattfinden können. Gar nicht optimistisch blickt er dem Thurgauer Kantonalen entgegen: «Dieses Fest in Dussnang muss man wohl abschreiben. Zumindest am 2. Mai. Vermutlich wird es auf später, aber dann vom Hinterthurgau nach Amriswil, verlegt».

Ruedi Stettler