Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.03.2021

Ilgauto AG bleibt wohl auf dem Schaden sitzen

Dach brach im Januar unter Schneemassen zusammen

Die Ilgauto AG in Messenriet muss das Dach ihrer Autovermietung ersetzen. Grund dafür waren Schneemassen Mitte Januar, die zum Einsturz führten. Jetzt ist klar: Die Gebäudeversicherung will den Schaden nicht zahlen und auch die vor 13 Jahren für die Arbeit zuständige Stahlbaufirma sieht sich nicht in der Pflicht.

 

 

Es geschah am 15. Januar. Dieser Freitag ist wegen des heftigen Schneefalls, der auf Strassen und Schienen für Chaos sorgte, sicherlich noch vielen gut in Erinnerung. Auch Livia Ilg kann sich noch gut an den Tag erinnern. Denn gegen 15 Uhr hörte die Geschäftsführerin der Ilgauto AG in ihrem Büro einen lauten Knall. Ein Teil des Dachs ihrer Autovermietung im Messenriet 21 krachte unter der Last von rund 35 Zentimeter dicken Schneedecke zusammen.

Zwei statt vier Schrauben
Die Gebäudeversicherung wird die Kosten aber nicht übernehmen. Sie belaufen sich gemäss Livia Ilg auf rund 120 000 Franken: «Darin enthalten ist auch der Ersatz unseres neusten Personenbusses, an dem Totalschaden entstand». Als Grund für die Ablehnung der Versicherungsleistung wird auf Grundlage einer externen Expertise ein grober Ausführungsfehler beim Bau ins Feld geführt. Denn auf der Ostseite wurden bei der vordersten Stahlstütze entgegen der Planung nur zwei statt vier Schrauben verbaut. Dadurch habe sich die tragbare Last des Daches verringert.

Rekurs, aber …
«Die Reduktion der Schraubenzahl beim Stützenanschluss entspricht nicht den Regeln der Baukunde. Der Schaden war deshalb vorhersehbar und hätte durch rechtzeitige zumutbare Massnahmen verhindert werden können», fasst die Gebäudeversicherung ihren Ablehnungsentscheid zusammen. Dagegen werde man Rekurs einlegen und dann weitersehen. Grosse Chancen auf Erfolg rechnet sich Livia Ilg aber nicht aus. «Für uns ist das sehr frustrierend. Es ist klar, dass damals beim Bau etwas schief lief. Warum man nur zwei Schrauben in der Mitte, statt wie geplant vier Schrauben oben und unten verbaute, ist unklar».

Eigene Verantwortung
Auf Seiten der ausführenden Stahlbaufirma aus der Region stellt man klar, dass die Abnahmepflicht rechtlich bei der Bauherrschaft lag, da nach Obligationenrecht gebaut wurde. Darum hätten die zwei statt vier Schrauben als offensichtlicher und sichtbarer Mangel innert üblicher Frist von der Familie Ilg gemeldet werden müssen. Denn auf den Bauplänen seien vier Schrauben eingeplant gewesen. Man räumt aber indirekt ein, dass damals wohl etwas nicht wie vorgesehen verlief, weil am Ende nur zwei Schrauben eingebaut wurden.

Neues Dach in Planung
Weil das Dach 13 Jahre alt war, sind auch jegliche Garantieansprüche bereits verwirkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ilgauto AG also auf den 120 000 Franken sitzen bleiben wird, ist daher gross. Zwar hätten Gespräche mit der Stahlbaufirma stattgefunden, es wurde aber keine Einigung erzielt. Dies, weil man die Firma für den Wiederaufbau nicht erneut engagieren wolle, wobei die Abbruchkosten erlassen worden wären. Ein weiteres Entgegenkommen sah eine Übernahme von etwas mehr als fünf Prozent der Schadensumme für die Abbrucharbeiten vor, sollte keine Wiederherstellung des Dachs erfolgen. «Für uns ist klar, dass wir nicht mehr mit dieser Firma zusammenarbeiten werden», sagt Livia Ilg dazu. Das Dach werde aber garantiert wieder aufgebaut. Dazu befinde man sich derzeit in der Planung. «Wir haben schon länger über eine Photovoltaikanlage nachgedacht. Das lassen wir in die aktuelle Planung einfliessen», sagt sie weiter. Sie hofft auf einen Baubeginn im Sommer.

Michael Anderegg