Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 10.03.2021

«Der Wolf wird uns nicht so schnell wieder verlassen»

«Der Wolf – wieder unter uns» im Naturmuseum

Die neue Ausstellung im Naturmuseum beschäftigt sich mit dem Wolf. Das Raubtier wurde vor 25 Jahren nach über 100 Jahren Absenz wieder in der Schweiz gesichtet. Bis dahin galt er als ausgestorben. Vor drei Jahren wurde dann auch das erste Exemplar des faszinierenden wie auch umstrittenen Wildtieres im Thurgau gesichtet.

 

 

Letzten Montag startete im Naturmuseum die Ausstellung «Der Wolf – wieder unter uns» im Naturmuseum. Sie geht der Lebensweise des Wolfes auf den Grund und thematisiert Wissenschaftliches, zeigt historische Fakten und aktuelle Herausforderungen. Denn gerade im Thurgau galt der Wolf fast 200 Jahre als ausgestorben. «Darum müssen wir wieder lernen, wie man mit dem Tier umgeht. Uns fehlt die Erfahrung mit ihm», sagt Museumsdirektor Hannes Geisser. Dabei sei das doch nicht unbedingt so schwierig, stecke doch in jedem Hund heute ein Stück Wolf. «In manchen mehr, beispielsweise in Schäferhunden – und in anderen weniger, wie in Chihuahuas», so Geisser.

Dreisprachige Ausstellung
Die Ausstellung wurde grösstenteils vom Musée d’histoire naturelle Fribourg übernommen. Die Texte sind dreisprachig in Deutsch, Französisch und Englisch. Hannes Geisser stellt klar, dass man weder für das Tier Werbung machen, noch es verharmlosen oder Angst schüren will. Sondern man will den Wolf aus der Distanz betrachten. Bedeutet: Man soll sich eine differenzierte Meinung machen können. Denn die Gesellschaft muss sich mit dem Wolf befassen. «Der Wolf ist Wolf und bleibt es auch. Und er wird uns nicht so schnell wieder verlassen», sagt Hannes Geisser dazu. Denn das Wildtier schaffe es, auch in der heutigen Welt Fuss zu fassen und für ihn passende Lebensräume zu finden.

Fokus auf den Thurgau
Lebensechte Präparate, vielfältige Exponate und eindrückliches Filmmaterial vermitteln die verschiedenen Facetten dieses Wildtieres. Die Ausstellung, die bis zum 31. Oktober im dritten Obergeschoss des Naturmuseums zu finden ist, legt auch einen Fokus auf den Wolf im Thurgau. Aufgezeigt werden Begegnungen mit dem Tier im Kanton. Allerdings ist die Aufzeichnung sehr lückenhaft. Auf das frühere Vorkommen weisen nebst archäologischen Funden schriftliche Quellen, unter anderem Dorfchroniken, hin. Die Ausstellung gibt erstmals einen Überblick über den aktuellen Wissensstand.

Über 5 000 Jahre alte Überreste
Zu sehen sind in dieser Ausstellung unter anderem auch die frühesten bis heute bekannten, rund 5 400 Jahre alten Überreste eines Wolfes aus Arbon. Ebenfalls ausgestellt ist der Schädel von M109. Der Wolfsrüde war im Jahr 2020 mehrmals auf Thurgauer Boden nachgewiesen worden, musste dann aber aufgrund seines zunehmend schlechter werdenden Gesundheitszustandes erlegt werden.


Michael Anderegg


Ausstellung «Der Wolf – wieder unter uns», Naturmuseum, Freie-Strasse 24, Frauenfeld
Di. bis Fr. 14 bis 17 Uhr sowie Sa. und So. 13 bis 17 Uhr