Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 10.02.2021

Historischer Brunnen soll verschwinden

Ein Brunnen steht nach über 120 Jahren plötzlich zu nahe an der Strasse

Ein sonderbares Bild bietet sich direkt unterhalb des Schulhauses Herten, wo ein öffentlicher Brunnen aus dem Jahr 1894 nach der Strassensanierung immer noch direkt an der Hertenstrasse steht. Stadt und Schule sind erstaunt, der Quartierverein Herten-Bannhalde ist entsetzt.

 

 

Vorausgegangen war der Sanierung der Hertenstrasse im letzten Jahr der Beschluss des Stadtrates vom 26. März 2019, die sanierungsbedürftige Strasse inklusive Strassenentwässerung zu erneuern. Ebenso wurde beschlossen, das gekieste Trottoir auf der Südseite durch ein zwei Meter breites Trottoir mit Belag auszubauen und beim Schulhaus eine Verkehrsinsel zwecks Temporeduktion zu erstellen. Dies mit dem Ziel, den Schulweg sicherer zu gestalten. Bei der öffentlichen Planauflage vom 18. Januar bis 6. Februar 2019 gab es keine Einsprachen. Daraufhin wurde das Projekt im gleichen Jahr umgesetzt, der Einbau des Deckbelags erfolgte Ende Juli letzten Jahres. Soweit so gut.

Ein Sicherheitsrisiko
Wer nun an der besagten Verkehrsinsel vorbei fährt, kommt aber ins Staunen. Denn der Brunnen aus dem Jahr 1894 gleich unterhalb der Verkehrsinsel steht nach Abschluss der Bauarbeiten immer noch nahe an der Strasse – besser gesagt direkt am Randstein. Damit stellt er aus verschiedenen Gründen ein Sicherheitsrisiko dar. Einerseits für Velofahrer, die an der besagten Stelle allenfalls Motorfahrzeugen ausweichen wollen und nahe am Strassenrand fahren, andererseits dürften sich an Hitzetagen im Sommer insbesondere Schulkinder vom kühlen Nass angezogen fühlen. Dieses fliesst allerdings auf der ungesicherten Strassenseite aus der Wasserröhre, wo es für die Kinder ausser der Strasse keinen befestigten Untergrund gibt.
Eigentümerin des Brunnens sind die Schulen Frauenfeld. Wie deren Leiter Betrieb, Markus Herzog sagt, ist dazu im Grundbuch eine Dienstbarkeit aus dem Jahr 1939 eingetragen. Eigentümerin der 47 Quadratmeter grossen Brunnenparzelle ist allerdings die Stadt und diese hatte kurz vor Weihnachten den Schulen mitgeteilt, der Brunnen stehe nach der Sanierung zu nahe an der Strasse und müsse abgebrochen werden. Daraufhin liess die Schulgemeinde aber die Versetzung des Brunnens durch einen Fachmann prüfen. «Er sagte uns jedoch, der Brunnen werde aufgrund seines Alters beim Versetzen auseinanderfallen», sagt Markus Herzog weiter.

Quartierverein entsetzt
Der Quartierverein Herten-Bannhalde ist entsetzt über das, was hier im Gang ist. Präsident Daniel Auf der Maur: «Der Brunnen steht seit über 100 Jahren an dieser Stelle und erfreut Kinder, Velofahrer, Wanderer und Tiere gleichermassen. Aus diesem Grund darf der Hertemer Schulbrunnen nicht entsorgt werden.» Dass der Brunnen nach der Sanierung nun gar zum Sicherheitsrisiko wird, sei unverständlich. Daniel Auf der Maur: «Dabei hätte doch gerade diese Strassensanierung die Chance geboten, die Situation nachhaltig zu verbessern. Ich appelliere deshalb für den Weiterbestand oder eine Verschiebung des Brunnens.»

Stadt will einvernehmliche Lösung
Stadtrat Andreas Elliker versteht den Unmut der Quartierbewohner. Allerdings sei er zu seinem Erstaunen in dieser Sache noch nie vom Quartierverein kontaktiert worden, «obwohl unsere Türen immer offen sind». Auf jeden Fall ist man bestrebt, eine einvernehmliche Lösung zu finden, hinter der alle stehen können. Der Departementsvorsteher hat das Thema «Brunnen Herten» zudem kurzerhand zur Chefsache erklärt.


Andreas Anderegg

 

 

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