Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.01.2021

«Es wird enorm schwierig, dass wir überleben können»

Die Frauenfelder Tanzschule «Dance More» leidet wie viele andere unter den einschneidenden Massnahmen des Bundes wegen der Corona-Pandemie. Im Moment ist diese Sparte fast völlig auf Eis gelegt.

 

 

Seit dem 1. November 2011 gehört «Dance More» Michal Vajcik und er ist als Inhaber in der jetzt aussergewöhnlichen Lage überhaupt nicht zu beneiden. Geld verdient er praktisch keines. Der 37-jährige Frauenfelder gibt dazu ein Beispiel: «Bei uns tanzen eigentlich 200 Erwachsene, jetzt null. Statt 120 Kinder kommen jetzt nur 60. Im Normalfall stehen mir 11 Tanzlehrer oder Tanzlehrerinnen zur Verfügung, jetzt sind wir mit mir gerade noch drei».
Die Zukunft sieht wahrlich nicht rosig aus. Darum hält Vajcik auch fest: «Es wird für uns enorm schwierig, dass wir überleben können. Ich sehe schwarz». Einen positiven Aspekt will er aber nicht vergessen: «Natürlich müssen wir für unsere jetzt kaum genutzten Räumlichkeiten an der Hohenzornstrasse 6 Miete bezahlen. Zum Glück dürfen wir aber auf einen extrem kulanten Vermieter zählen».

Am Fernsehen präsent
Michal Vajcik wurde durch die Sendung «Darf ich bitten» des Schweizer Fernsehens national einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt. 2019 war die ehemalige Miss Schweiz Anita Buri aus Berg seine bekannte Tanz-Partnerin. Damals noch vor zahlreichen Zuschauern im schmucken Studio. 2020 ohne Publikum glänzte er an der Seite der Ex-Weltklasse-Skiakrobatin Conny Kissling. Nachstehend beantwortet Michal Vajcik unsere Fragen.

Wie hart trifft die Corona-Pandemie «Dance More»?
Die Tanzschule ist praktisch geschlossen. Wir dürfen nur die Kinder bis 16 Jahre unterrichten und von diesen haben wir auch auf Grund von Corona nicht mehr viel. Die ersten Massnahmen haben bereits Mitte März begonnen. Juni bis September haben wir angefangen, uns zu sammeln. Ende Oktober kamen wieder neue Corona-Massnahmen. Als Beispiel würde ich sagen, dass wenn unser Business im Jahr 2019 auf 100 Prozent gelaufen ist, war es im Jahr 2020 zirka auf 30 Prozent abgesackt. Und der Februar 2020 war ein absoluter Rekordmonat, was den Umsatz anbelangt.

Wer darf überhaupt tanzen?
Kinder bis 16 Jahre. Nur Einzeltänze wie zum Beispiel Hip Hop.

Wie viele Paare sind im Moment so quasi «auf Eis» gelegt?
Alle, da jetzt ja gar kein Paartanz erlaubt ist.

Gibt es überhaupt Perspektiven?
Für Paare eventuell irgendwann im April oder Mai, aber eher nur als Privatunterricht. Wir machen auch viel Hochzeitstanz im Privatunterricht und hoffen, dass die Leute im 2021 wieder heiraten dürfen. Was die Gruppenkurse anbelangt, sind wir sehr skeptisch für die nächsten Monate. Ich gehe davon aus, dass wir im Juni normal arbeiten werden. Im Juli/August sind die Tanzkurse eher leer, da alle lieber im Urlaub, oder am See sind. Dann ist fraglich, ob im Herbst die nächste Corona-Welle mit neuer Mutation kommt.

Was wäre Ihr Wunsch?
Unser Wunsch wäre die Corona-Krise nie zu kennen. Oder sobald die Zahlen steigen, alles für 4 bis 6 Wochen schliessen und sich wundern, warum alle WC-Papier tonnenweise einkaufen. Nein ernsthaft: Sobald die Corona-Zahlen besser sind, hoffen wir wieder normal zu unterrichten. Diese Salami-Taktik in der zweiten Welle macht es noch schwieriger als es in der ersten war. Dieses Mal haben wir bis heute keine Unterstützung vom Staat bekommen und die Schulden von der ersten Welle sind auch noch da. Im Ganzen muss ich aber sagen, dass die gesunde Bewegung und Spass bei uns Tänzer im Vordergrund stehen. Falls wir mit diesen Massnahmen Leben retten können, sind wir voll dabei. Auch wenn es unser seit neun Jahren aufgebautes Business absolut ruiniert. 

Interview: Ruedi Stettler