Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.12.2020

«Weniger, aber bessere Qualität»

Stadtpräsident Anders Stokholm zum Jahreswechsel 2020/2021

Stadtpräsident Anders Stokholm zieht trotz Corona eine positive Bilanz zum Jahr 2020. Ein Höhepunkt war das klare Ja zum Hallenbad-Neubau. Aktuell läuft wegen Corona alles zwar langsamer, dadurch rücke aber die Qualität in den Vordergrund.

 

 

Anders Stokholm, wo steht Frauenfeld zum Jahreswechsel 2020/2021?
Uns geht es den Umständen entsprechend gut. Stadtrat und Gemeinderat hatten und haben schon in der Vergangenheit stets weitsichtig gehandelt und gute Grundlagen geschaffen, um auch Krisenzeiten zu bewältigen. Davon können wir nun profitieren. Mit dem Covid-19-Fonds, den der Gemeinderat an der letzten Sitzung genehmigt hatte, können wir zudem mithelfen, die negativen Auswirkungen von Covid-19 auf die örtliche Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben in der Stadt zu mindern. Allerdings werden uns die Auswirkungen des Corona-Virus sicher noch eine ganze Weile beschäftigen.

Und das wohl auch in finanzieller Hinsicht, oder?
Ja, das wird auch in finanzieller Hinsicht erhebliche Auswirkungen haben. So werden die budgetierten Steuereinnahmen nicht erreicht werden können und andererseits haben wir erheblich höhere Ausgaben. Unter dem Strich wird das ein Loch in die Kasse reissen und damit verbunden wird der Spielraum enger. Man wird weniger machen können, weshalb die Qualität in den Vordergrund rücken wird.

Was war für Sie der Höhepunkt im Jahr 2020?
Zum Einen war das sicher die Disziplin der Bevölkerung betreffend Schutzmassnahmen vor dem Corona-Virus. Allerdings ist das ein Marathon à la Frauenfelder und wir sind auf der 42 Kilometer langen Strecke erst etwa bei Kilometer 25. Und jeder Marathonläufer weiss, dass die härtesten Kilometer nun erst kommen. Auf der anderen Seite war die klare Zustimmung zum Neubau des Hallenbads ein absoluter Höhepunkt. Positiv waren auch die privaten Engagements zur Belebung des öffentlichen Raums. Sei es zum Beispiel durch Gastwirtin Brigitte Bianchi in der Altstadt oder durch Schausteller Hanspeter Maier mit dem Riesenrad bei der Stadtkaserne.

Was hat Sie persönlich am meisten betroffen gemacht?
Neben den Auswirkungen des Corona-Virus war dies sicher der Vorwurf der Wahlfälschung bei den Kantonsratswahlen, die das Funktionieren unserer Demokratie in Frage stellte. Bekanntlich haben wir mittlerweile die Vorkehrungen getroffen, damit solche Dinge nicht mehr möglich sind.

Wie nehmen Sie den Puls der Bevölkerung wahr?
Klar spürbar ist einerseits die zunehmende Skepsis gegenüber behördlichen Verfügungen. Auf der anderen Seite ist das Mitenand-Gefühl aber nach wie vor vorhanden – auch will man sich gegenseitig helfen. Ein Zeichen für diesen guten Willen ist die RestEssBar im Kurzdorf, wo zum einen das Wegwerfen von einwandfreien Lebensmitteln verhindert, zum anderen Menschen mit kleinem Budget geholfen wird.

Welches werden die grössten Herausforderungen im Jahr 2021 sein?
Es gibt etliche Planungen, die wir zügig vorantreiben wollen. Dazu gehört das Gesamtbild der Stadt inklusive Verkehr und Freiraumplanung. Dabei ist gerade der Verkehr eine Porzellankiste. Man kann kaum etwas berühren ohne Gefahr zu laufen, etwas zu zerschlagen. Zudem gilt es auch noch die Veränderung im Mobiliätsverhalten zu beachten. Auch benötigen wir zwingend Bundesgelder, wenn wir ein grösseres Projekt realisieren wollen. Und dazu braucht es eben eine Gesamtplanung – ein Gesamtbild. Bei dessen Erarbeitung müssen wir möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner mitnehmen, damit das dann auch mitgetragen wird, wenn es an die Umsetzung geht. Daneben wird’s im Jahr 2021 auch gesellschaftliche Anlässe geben, beispielsweise die Aktivitäten zu «250 Jahre Stadtbrand» und hoffentlich auch wieder ein Open Air.

Wie lautet Ihr Wunsch an die Bevölkerung für 2021?
Weniger ist mehr. Es ist jetzt eine Zeit, in der wir wenig Kontakte haben können und das bietet auch die Möglichkeit, Dinge aus einer anderen Warte zu betrachten. Und für die wenigen Begegnungen bleiben uns mehr Zeit, um uns auch in ein Gespräch zu vertiefen. Ich wünsche mir, dass wir gute Begegnungen haben, in denen zu- und hingehört wird und wo nötig geholfen. Und ganz zum Schluss: Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr – und bleiben Sie gesund!

Interview: Andreas Anderegg