Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.10.2020

Begleiten zu viel mehr Selbstbewusstsein kann nützen

«Leistungsdruck, Blockaden, Ängste und Vieles mehr können daran hindern, Ziele zu erreichen», macht die Frauenfelder Mental- und Bewusstseins-Trainerin Sabine Beutler Sportlern Mut für eine Veränderung.

 

 

Will man etwas mehr wissen, über die ehemalige beste Dartsspielerin der Schweiz, dann stehen auf der Homepage von Sabine Beutler zu Beginn einige Kernpunkte: «Als dein Coach begleite ich dich in Beruf und Sport zu mehr Selbstbewusstsein und Anerkennung. Ich sehe mich als Horizontöffner für Menschen mit Leidenschaft für ihre Tätigkeit und als Motivator für eine gesunde Life-Balance. Es ist meine Berufung, dich beim Erkennen und Umsetzen deiner eigenen mentalen Stärke zu unterstützen». Um sich zu verbessern kann man bei ihr auch einen Workshop oder Einzelcoaching buchen.

Mit Mut zur Medaille
Vor allem Schweizer Sportler legen oft nicht gerade übermässig Selbstbewusstsein an den Tag. Es gibt Ausnahmen. Als Eishockey-Nationalcoach Patrick Fischer vor der Weltmeisterschaft 2018 in Dänemark keck sagte: «Wir wollen eine Medaille gewinnen», wurde ihm vielfach Arroganz vorgeworfen. Aber seine Jungs beherzigten diese Devise und brachten tatsächlich Silber nach Hause.
Dasselbe gilt für Fussball-Meister Young Boys. Die auswärtsschwachen «Mutzen» zeigten Nervenstärke und holten den Titel dank zuletzt zwei 1:0-Erfolgen sogar in fremden Stadien. Im Cup-Final mit Heimvorteil gegen Basel zeigte YB erneut seine intakte Moral und gewann nach einem 0:1-Rückstand noch 2:1. Erstmals seit langen 33 Jahren holte YB damit wieder den Pokal.
Nachstehend beantwortet Mental- und Bewusstseins-Trainer Sabine Beutler (49) die Fragen der Frauenfelder Woche.

Sind Schützen mental besonders extrem gefordert?
Schiessen, oder in meinem Fall Darts, ist natürlich eine absolut mentale Disziplin, da die körperliche Fitness weniger sichtbar und notwendig ist, wie die geistige. Die kleinste Anspannung im Körper kann hier nicht durch Bewegung kompensiert werden und somit ist auf der Zielscheibe die Auswirkung enorm sichtbar.

Was bedeutet mentales Training?
Mentale Stärke heisst, den Geist und Körper zusammenzuführen, um die optimale Performance abzurufen. Und somit wird im Endeffekt jeder Wettkampf mindestens zur Hälfte, wenn nicht noch mehr, durch den mentalen Zustand entschieden. Also ist jede Sportart extrem mental, oder wer hat schon einmal einen Sieger gesehen, der im Kopf nicht zur Höchstleistung bereit gewesen ist?

Betreuen Sie auch ganz besondere Sparten?
Bis jetzt arbeitete ich vor allem in Teamsportarten wie Unihockey und Fussball, mit Fokus auf Teamstärkung – Teambildung. Daraus ergaben sich auch Einzelcoachings aus diesen Sportarten. Hier unterstützt mich auch meine langjährige Erfahrung aus dem Leadership. Es ist immer eine enge Zusammenarbeit, auch mit dem Staff, was es besonders spannend macht.

Was macht für Sie mentales Training besonders abwechslungsreich und interessant?
Was mir grosse Freude bereitet ist, junge Spieler, die den Übertritt in die erste Mannschaft schaffen wollen, zu begleiten, auch über die Tryout-Phase hinaus. Diesen Sprung schaffen nur wenige, was bedeutet, dass auf einmal auch ein Traum platzen kann. Hier eng mit den Talenten zu arbeiten, finde ich sehr wichtig. Mit Einzelsportler/innen ist es natürlich spannend, da ich selbst auch aus diesem Sektor komme. Dass der Mensch sich möglichst voll entwickeln und entfalten kann, ist meine grösste Motivation für diese Arbeit.

Wie oft muss ein Sportler durchschnittlich zu Ihnen kommen, bis sich der Erfolg einstellt?
Die Frage kann so nicht beantwortet werden, da sie erstens kein konkretes Ziel enthält (was ist Erfolg?) und man zweitens keinen Durchschnitt messen kann, wo man nicht Gleiches mit Gleichem vergleicht. Doch der erste Erfolg stellt sich in dem Moment ein, wenn er entscheidet, sich mental begleiten zu lassen. Das hat weniger mit uns Coaches zu tun als mit ihm selbst. Mentales Coaching ist Persönlichkeitsentwicklung und nur wer sich gut kennt, weiss, wie er sein volles Potenzial im Wettkampf abrufen kann.

Betreuen Sie als ehemalige Darts-Spezialistin auch Personen aus dieser Szene?
Das wäre spannend. Nein bis jetzt noch nicht. Möglich, dass dies in der Schweiz noch nicht üblich ist. Im Ausland ist es da schon etwas anderes, grosses Vorbild zurzeit ist Michael van Gerwen, wer vorne dabei ist, hat auch mentale Unterstützung. Das gab es sogar zu meiner Zeit schon bei ein paar Top-Spielern, wie zum Beispiel Raymond van Barneveld oder Phil Taylor.

Welche Sportgruppen sind während dieser Corona-Phase besonders gefährdet?
Wahrscheinlich gilt es hier zu fragen, welche sind nicht betroffen. Der Sport leidet sehr unter den aktuellen Umständen. Ob die Massnahmen übertrieben sind oder nicht, möchte ich selbst nicht beurteilen. Was ich aus Gesprächen mit verschiedenen Beteiligten entnehme, ist oft Frustration und Resignation.

Was geben sie unzufriedenen/erfolglosen Sportlern für einen Rat?
Ich finde es immer wichtig zu überprüfen, wie viel Freude es einem bereitet, was man macht. Das ist die Grund-voraussetzung, um Erfolg zu haben. Oft sind auch die Ziele falsch gesteckt, entweder zu hoch, oder zu niedrig. Hier reichen meistens ein bis zwei Coachings, um diese Punkte neu zu definieren, es lohnt sich einmal einen Blick auf das Gesamte zu werfen. Besser als Zeit mit Unmut zu verschwenden. Vielleicht gibt es da noch Ressourcen, die gar nicht wahrgenommen wurden.


Interview: Ruedi Stettler


 

 

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