Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 16.07.2020

Widerstand in Anetswil ungebrochen

Restaurant mitten im Weiler soll einer Wohnüber­bauung weichen

Auf dem Areal des Restaurant Frohsinn in Anetswil sollen drei Wohnblöcke gebaut werden. Dagegen regt sich schon längere Zeit Widerstand im Weiler. Das jüngste Kapitel sind ein offener Brief an die Gemeinde und ein Rekurs beim Kanton.

 

 

Lange Zeit wurde für das Restaurant Frohsinn im Weiler Anetswil, das zur Gemeinde Wängi gehört, eine Nachfolge gesucht. Vergeblich. Daraufhin wurde das Restaurant an eine Investorengruppe verkauft, die es abreissen und an seiner Stelle drei Wohnblöcke erstellen will. Dagegen regt sich seit Bekanntwerden der Pläne bei den Anwohnern Widerstand. Es hagelte Einsprachen und Leserbriefe in den lokalen Medien. Zuletzt zog die Gegnergruppe ihren Rekurs zum Departement für Bau und Umwelt (DBU) des Kanton Thurgau weiter. Damit verbunden fand Mitte Juni eine Begehung vor Ort mit den beiden Parteien statt. Ein Entscheid ist noch in diesem Jahr zu erwarten.

«Monument der Raffgier»
Das ist der Stand der Dinge. Für die involvierten Parteien heisst es nun abwarten. Gleichzeitig wendeten sich die Projektgegner in einem offenen Brief an dem Wängemer Gemeinderat. Darin machten sie ihrem Unmut gehörig Luft. Sie bezeichnen das im Dezember 2019 vom Gemeinderat bewilligte Projekt als «Monument der Raffgier». Eine von der Gemeinde organisierte Aussprache bezeichnen sie zudem als Farce. Die Gegner fühlen sich nicht ernstgenommen, bezweifeln, dass der Gemeinderat selber einmal für einen Augenschein vor Ort gewesen sei. «Der Widerstand fast aller Einwohner in Form von über 30 Einsprachen hat Sie kaltgelassen», so die klaren Worte im Brief.

Happige Vorwürfe
Das «monströse Bauvorhaben» wird als überdimensioniert betitelt und hätte zur Folge, dass sich die Zahl der Einwohner Anetswils auf einen Schlag verdoppeln würde. Dies trotz der Tatsache, dass das ursprüngliche Projekt um ein halbes Stockwerk und damit um fünf Wohnungen reduziert wurde. Die drei Kolosse würden sich weder harmonisch noch «gut» in das ländlich geprägte Dorfbild einfügen. Im Gegenteil, sie seien eine grobe Verletzung des Orts- und Landschaftsbildes.
Weiter werden dem Gemeinderat Verfahrensfehler sowie Entscheide, die am Gesetzt vorbei zielen, vorgeworfen. «Ein anständiger Gemeinderat nutzt seinen Ermessensspielraum zugunsten der betroffenen Einwohner und kämpft für sie», ist im Fazit am Ende Briefes zu lesen. Schliesslich sei man dem Wohl des Volkes verpflichtet und nicht einem ortsfremden Investor, dem kaum etwas an der Erhaltung von Anetswil liege, so die Meinung der Gegner, die den Brief alle mit ihren Namen unterzeichneten.

Kein Kommentar
Bei der Gemeinde Wängi hat man den offenen Brief zur Kenntnis genommen. Wie Gemeindepräsident Thomas Goldinger sagt, will man diesen aber nicht kommentieren. Zum Bewilligungsverfahren sagt er: «Nach durchgeführtem Baugesuchs- und Einspracheverfahren hat der Gemeinderat das Gesuch nach der Projektänderung als bewilligungsfähig erachtet und die baupolizeiliche Bewilligung erteilt. Gegen diesen Entscheid wurde Rekurs beim Departement für Bau und Umwelt erhoben.»


Michael Anderegg