Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 10.06.2020

Positiv trotz rauem Wind

Mit dem Ausstieg aus dem Lockdown wird das Reisen wieder aktuell

In der Reisebranche kehrt das Leben zurück. Gerade weil auch in zahlreichen anderen Ländern die Lockerung der Schutzmassnahmen vor dem Corona-Virus fortschreitet, herrscht Hoffnung und Zuversicht.

 

 

Wie in unzähligen anderen Branchen auch hat der Lockdown Mitte März mit dem Herunterfahren des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft auch in der Reisebranche tiefe Spuren hinterlassen. Die Frauenfelder Woche hat drei Reiseveranstalter besucht und sich über deren Situation erkundigt.

Grosse Zuversicht bei Mawi
Mitinhaber Patrick Wirth vom Reise-büro Mawi in der Frauenfelder Vorstadt ist trotz «wochenlangem Stillstand» im Bereich der Ferienvermittlung zuversichtlich. «Es gibt überall positive Signale, weil etliche Länder wieder offen sind, der Flugverkehr wieder aufgenommen und der Tourismus wieder möglich wird», sagt er dazu. Seit 14 Tagen ist das Reisebüro von Mawi in der Vorstadt, das ein Partnergeschäft in Bischofszell hat und gesamthaft 14 Mitarbeitende zählt, von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr wieder geöffnet – im Einsatz stehen dabei jeweils zwei Mitarbeitende.

Deutlich unter Vorjahreszahlen
Nachdem das Team von Mawi in der Vorstadt ab März vor allem wegen den Stornierungen und Umbuchungen alle Hände voll zu tun hatte, gibt es mittlerweile auch wieder neue Buchungen von Ferienreisen. Aus bekannten Gründen ist die Nachfrage aber deutlich
unter den Vorjahreszahlen. Klagen mag Patrick Wirth allerdings nicht – im Gegenteil. «Ich bin ein positiv denkender Mensch. Ausserdem ist deutlich festzustellen, dass sich die Leute darauf freuen, dem Alltag zu enteilen und irgendwo unbeschwerte Ferien verbringen zu können. Ich bin überzeugt, dass dieser Trend weiter zunehmen wird.» Neben den Reisen in die Ferne bietet Mawi seit der Firmengründung vor 35 Jahren auch Reisen in der Schweiz an – was aktuell bei jenen Ferienhungrigen hoch im Kurs ist, die auf Reisen ins Ausland vorläufig noch verzichten wollen.

Züger Reisen in Islikon
Vreni Züger von Züger Reisen im Bahnhof SBB in Islikon hatte ihre ersten Reisebüro-Dienstleistungen vor sechs Jahren als Ergänzung zu ihrer Tätigkeit als selbstständige Stationshalterin angeboten. Seither konnte sie diesen Bereich kontinuierlich ausbauen, auch weil sich die SBB per Ende 2015 aus dem Verkauf von Flugreisen und Badeferien zurückgezogen haben. Nach Jahren des kontinuierlichen Aufbaus – zwischenzeitlich beschäftige Vreni Züger gar zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit, aktuell ist mit Jacqueline Brugger noch eine Reisefachangestellte angestellt – wurde sie von den Auswirkungen des Lockdowns Mitte März mit voller Wucht getroffen. «Von einem Tag auf den anderen wurden alle Aufträge storniert. Die Bearbeitung der Annullationen ist sehr zeitaufwändig, vor allem auch, weil die Fluggesellschaften die Flugkosten nur zögerlich oder gar nicht zurückerstatten. Diese Kostensituation belastet die Liquidität ihrer Unternehmung merklich. Neue Buchungen gab es in dieser Zeit keine», sagt sie rückblickend. «Parallel dazu ging auch der Billettverkauf massiv zurück, weil der Bundesrat die Bevölkerung aufgerufen hatte, ins Homeoffice zu wechseln und die öffentlichen Verkehrsmittel nur im Notfall und sehr zurückhalten zu benutzen», sagt sie weiter.
Mit dem schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown kommen nun – wenn auch zögerlich – die Bahnkunden wieder. Allerdings dürften etliche von ihnen nicht zurückkehren, weil sie zwangsläufig den Billettkauf per Internet nutzen mussten und vermutlich künftig dabei bleiben werden.

Vermehrt Ferien in der Schweiz
Die Buchungen von Ferien sind bei Züger Reisen, wie in der ganzen Reisebranche, ziemlich schleppend angelaufen. «Auffallend ist das gestiegene Interesse an Destinationen in der Schweiz», sagt Vreni Züger dazu. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Jahresumsatz allerdings überdurchschnittlich tief. «Wir hoffen nun auf eine rasche Verbesserung der Situation, zumal auch im Ausland viele Lockerungen vorgenommen werden», verleiht Vreni Züger ihrer Hoffnung Ausdruck. Als Bahnspezialistin sieht sie grosse Chancen, das Reisebüro durch diese schwierigen Zeiten zu steuern. Aber auch Ferienwohnungen-, Hotel-, Camper- und Panoramazug-Buchungen sind im Reisebüro möglich.

Andreas Anderegg