Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.05.2020

«Haben leider keine tragbare Lösung gefunden»

Viele Fussball-Vereine in der Schweiz haben wohl aufgeatmet, dass sie endlich wieder trainieren dürfen. Das ist beim FC Pfyn noch etwas anders.

 

 

Die Hygieneregeln des Bundesamtes für Gesundheit sind enorm restriktiv: Trainieren mit maximal fünf Personen in der Gruppe (die immer gleich bleiben muss) und Wahrung des Mindestabstandes von mindestens zwei Metern. Kein Körperkontakt. Zudem soll jede Gruppe ihr eigenes Trainingsmaterial benutzen. Die Bälle sollen nicht in die Hand genommen werden und Kopfbälle sind ebenfalls untersagt. Da muss man sich schon fragen, was das mit Fussball zu tun hat. All diese Fragen hat man sich beim FC Pfyn logischerweise auch gestellt und Präsident Remo Wettach ist momentan zu keinem positiven Ende gekommen. Nachstehend beantwortet er unsere Fragen.

Trainieren sie ab dem 11. Mai wieder?
Nach intensiver Prüfung der Schutzmassnahmen und vielen Gesprächen in den letzten Tagen, mussten wir feststellen, dass es für den FC Pfyn leider keine tragbare Lösung gibt. Wir werden bis zu einer weiteren Lockerung keinen regulären Trainingsbetrieb für Junioren- und Aktiv-Teams durchführen. Der massive Aufwand und die grosse Verantwortung für jeden einzelnen Trainer wären nicht verhältnismässig. Die strengen Vorgaben ermöglichen auch kein abwechslungsreiches Training und der Spass am Fussball (das Wichtigste!) ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht gegeben.

Was tut Ihnen am meisten weh?
Dieser Negativ-Entscheid fiel uns
enorm schwer. Wir alle haben ein Fussballerherz und möchten so schnell wie nur möglich zurück auf den Fussballplatz. Wir hoffen nun auf Lockerung der Massnahmen ab dem 8. Juni. Wir setzen alles daran, den Trainingsbetrieb auf unserem Kunstrasen baldmöglichst wieder aufzunehmen.

Müssen Sie wegen der Corona-Krise möglicherweise einen Teil der Mitgliederbeiträge zurückzahlen?
Betreffend der Mitgliederbeiträge haben wir noch keinen definitiven Entscheid gefällt. Durch die fehlenden Einnahmen unserer Club-Beiz fällt die grösste Einnahmequelle weg. Die Umsatzeinbussen werden mit jeder Woche grösser. Unsere Mitglieder bezahlen zum Mitgliederbeitrag zusätzlich ihre Arbeitsstunden vorgängig in ein Depot ein. Dieses Depot wird dann bei Arbeitseinsätzen wieder auf Stundenbasis ausbezahlt. Je nach dem wie lange diese Massnahmen anhalten, können eine gewisse Anzahl Stunden nicht geleistet werden. Auch dazu werden wir bis Ende Juni eine konkrete Lösung ausarbeiten.

Brauchen Sie Unterstützung?
Aktuell haben wir (noch) keine finanziellen Nöte und verzichten so lange wie möglich auf Unterstützung aus der öffentlichen Hand. Sollten die Massnahmen noch länger andauern, könnte sich die finanzielle Situation allerdings früher oder später anspannen.

Was ist Ihre grösste Sorge?
Gute Frage. Neben den aktuellen Herausforderungen mit den strikten Massnahmen, beschäftigt mich vor allem die Zukunft des Fussballs. Können wir schon bald wieder spielen wie vorher? Können wir uns unbeschwert und ohne gegenseitige Skepsis zum Beispiel normal begrüssen und zusammen Tore feiern? Können unsere Zuschauer wieder «normal» auf unserem Sportplatz Spiele schauen, etwas essen und trinken und sich mit Freunden unterhalten? Wir bleiben aber positiv und halten als Verein zusammen. Dies spürt man in einer solchen Situation extrem, alle ziehen am gleichen Strick und unterstützen sich auch bei privaten Angelegenheiten.

Interview: Ruedi Stettler