Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.04.2020

Meisterstück wäre möglicherweise noch einmal geglückt

Frauenfeld lieferte im 1.-Liga-Eis-hockey bis zum Abbruch wegen dem Corona-Virus eine beeindruckende Saison. Vor elf Jahren holte sich der EHCF gar den Schweizer Amateur-Meistertitel.

 

 

Der EHC Frauenfeld ging bereits in der Qualifikation 2019/20 praktisch immer als Sieger vom Eis. Als überdeutlicher Gewinner startete er deshalb als logischer Favorit in die Playoffs. Das Team unter dem in seinem ersten Jahr bei den Thurgauern tätigen Kevin Schüepp machte so weiter. Herisau wurde in der Serie gleich mit 3:0 abgefertigt, Burgdorf im Halbfinal mit 3:1. Im Final Ost (schon mit beschränkten Zulassungen wegen dem Corona-Virus) stoppte diese Serie, denn Wetzikon führte 2:0.
Dann kam es nach dem 2. Match zum Eklat und Schüepp wurde wegen Verletzung von ethischen Grundwerten per sofort freigestellt. Neu übernahm Andreas Küng und Frauenfeld gewann daheim 3:2 (dasselbe Ergebnis gab es in den ersten beiden Partien) und sorgte für neue Spannung. Dann allerdings kam der Abbruch.
Gut möglich, dass den Frauenfeldern ein Exploit wie im Jahr 2009 deshalb verwehrt wurde. Darum nachstehend ein paar Highlights aus der Meister-Saison vor elf Jahren.

Noch nie so gut platziert
8. Januar 2009. Frauenfeld war nach der Qualifikation noch nie so gut platziert und freut sich auf die Masterround. Die bisherigen Leistungen unter Trainer Emanuel Marbach waren von Jahr zu Jahr immer steigend. Marbach hat das Team auf Platz sieben liegend übernommen: Fünfter, Vierter und nun sogar Zweiter nach 24 Runden heisst das Fazit. Er äussert sich zum Ziel diplomatisch: «Wir dürfen gegen fünf starke Gegner antreten und möchten dabei so viel wie möglich profitieren. Wir bekommen die Gelegenheit, uns auf hohem Niveau in Richtung Playoffs zu bewegen».

10:0 gegen Weinfelden
18. Februar. In der ersten Playoff-Runde trifft der ehemalige Frauenfelder Spieler Roger Keller als Trainer vom SC Weinfelden auf Frauenfeld und verliert die Serie mit 0:3. Zum klaren Ausscheiden in diesem Viertelfinal meint er: «Über das 10:0 gleich zum Auftakt müssen wir nicht diskutieren. Aber in den restlichen zwei Partien haben wir den Kantonsrivalen leicht nervös gemacht. Schade, dass wir zum Abschluss nicht 2:0 in Führung gegangen sind. Wer weiss, was dann möglich gewesen wäre».
21. März. Frauenfeld greift nach den Sternen. Nach Weinfeldem mussten auch die hoch eingestuften Dübendorf und Winterthur die Klasse der Thurgauer anerkennen. Nun beginnt die Finalpoule gegen den Ersten der Zentralschweiz, Wiki-Münsingen. Marbach ist gut gelaunt: «Wir sind in einer extrem aussergewöhnlichen Situation, an die wir uns zuerst gewöhnen müssen».

Star Lausanne 3:1 geschlagen
30. März. Auf der KEB Frauenfeld wollen sich 1099 Zuschauer den Final gegen Star Lausanne nicht entgehen lassen. Nach dem Abspielen der Schweizer Nationalhymne pfeift der als Schiedsrichter amtende ehemalige Nationalspieler Didier Massy die Partie an. Nach drei Minuten fällt das 1:0, nach nur sieben das 2:0. Kurz vor der zweiten Pause folgt das 2:1. Erst nach 55:55 gelingt Schwyn das erlösende 3:1. Auf der Tribüne fliessen die ersten Freudentränen. Wenig später brennen Wunderkerzen. Nach der Schluss-Sirene ist der Jubel grenzenlos und überall knallen die Champagner-Korken. Noch vor der Medaillenübergabe erklingt das Thurgauer Lied und erstaunlicherweise singen viele Zuschauer - auch einige Spieler - beim Refrain wacker mit.

Erstmals Amateur-Meister
31. März. Der EHC Frauenfeld ist erstmals Schweizer Amateur-Meister geworden und Headcoach Emanuel Marbach strahlt: «Herrlich, dass wir Historisches geschafft haben. Es ist wunderschön, dass uns ein solcher Exploit gelungen ist. Dieser Titel ist ein Erfolg für den ganzen Verein, die treuen Fans und die vielen Heinzelmännchen, welche hinter den Kulissen wirken. Eigentlich könnten wir jetzt in die NLB aufsteigen. An so etwas haben wir nie gedacht und deshalb frühzeitig den Verzicht erklärt. Die nötigen Rahmenbedingungen fehlen in Frauenfeld und dessen waren wir uns immer bewusst. Umso schöner, dass wir jetzt auch den Final gewinnen konnten».
Ruedi Stettler

Zwei Transfers
Der EHC Frauenfeld baut kräftig an seiner neuen Mannschaft und darf zwei namhafte Stürmer-Transfers melden. Elia Mettler verlässt Wil. Nach Stationen in Kloten, Rapperswil, HC Thurgau, Wil sowie den Pikes Oberthurgau kehrt der 26-jährige Flügel zum EHCF zurück. Von Dübendorf kommt ein weiterer Rückkehrer: Fabian Schumann. Er feierte überall Erfolge: 1. Liga Ostschweizer-Meister 2008, 2010, 2017; Schweizer Meister 2010; MySports-League-Meister 2018.
Seit zwei Saisons bei Frauenfeld ist der kräftige Flügelstürmer Andrej Schläppi. Jetzt hat der 23-Jährige (zweitbester Skorer des Teams) für ein weiteres Jahr unterschrieben.(rs)