Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.04.2020

Nur digitale Medien nutzen und trotzdem Vollgas geben

Die Rock Academy in Frauenfeld hat in den letzten Jahren viele Grosserfolge gefeiert. Damit das so weiter geht, hat Leiter Dimitri Isenring in diesen schwierigen Corona-Zeiten sofort ein neues Angebot aus dem Boden stampfen müssen.

 

 

Statt in einem Saal «Im Alexander» findet nun das Training der Rock Academy bis auf drei Anfänger-Stunden nur noch online statt. Eine Herkules-übung war dafür nötig. Dimitri Isenring ist besonders stolz auf seine vielen jungen Trainerinnen und Trainer: «Es ist genial, wie sie mitmachen. Ohne sie würde das gar nicht funktionieren. Man darf nicht vergessen, wir mussten das Ganze innert drei Tagen auf die Beine stellen. Einen enormen Aufwand betrieben wir zudem, um die ganze funktionierende Software bei allen zu installieren und verbinden.»
Dieses Programm läuft bereits seit dem 17. März für den Profibereich (60 Mitglieder) und seit dem 23. März für alle. Einen Wermutstropfen gibt es für Isenring: «Schade ist, dass man keine J+S-Gelder für diese Trainings bekommt und wir, die etwas machen, so etwas hängen gelassen werden».
Der 25-Jährige (seit Januar ist das sein Hauptberuf) gönnt sich nur über den Mittag eine kurze Ruhepause und dann gibt er während dieser Zeit der Frauenfelder Woche ausführlich Auskunft über seine neuen und ungewohnten Tätigkeiten. Er freut sich, dass er seine insgesamt 140 Tänzerinnen und Tänzer nun halt aus der Ferne unterrichten kann: «Jetzt nutzen wir die digitalen Medien und geben trotzdem Vollgas. Nur so verlieren wir nicht den Anschluss. Ich bin wirklich enorm stolz auf meine gesamte Crew, denn wir sind der einzige Rock’n’Roll-Verein in der Schweiz, der ein so intensives Programm anbietet».

Falschen Bewegungen vorbeugen
Eigentlich haben die Mitglieder der Rock Academy Frauenfeld nun einen normalen Trainingsplan. Ausführbar einfach aus der Distanz. Warum ist da eine Kontrolle so wichtig? Isenring stellt klar: «Natürlich haben wir am Anfang allen gesagt, dass sie sich trotz allem viel bewegen müssen. Läuft das aber ohne Kontrolle ab, dann sind rasch falsche Bewungen dabei, die wir nur mühsam korrigieren können. Zum Glück ist es mit unserem Digital-System möglich, praktisch allen etwas zu offerieren. Nur die allerjüngsten Anfänger haben einfach ein Programm nach Hause erhalten, das sie nun ausführen müssen. Aber auch ihnen senden wir immer wieder Videos mit Tanzchoreos die sie nachmachen können.». Isenring zählt darauf, «dass die Selbstkontrolle nun enorm wichtig ist. Damit lernen auch die ganz Jungen schon früh diszipliniert zu üben».
Rasch hat Dimitri Isenring gespürt, dass seinen Mitgliedern das kollegiale Umfeld extrem fehlt: «In den Chats sind immer auch einige Minuten da einfach nur zum Plaudern, aber sonst geht es intensiv zur Sache. Insgesamt sind das 72 Stunden pro Woche. Wichtig ist das vor allem für die Turnier-Paare, dass wir zweimal wöchentlich online während neunzig Minuten mit ihnen verbunden sind. Gleich acht Trainer, teils dank Homeoffice, unterstützen mich. Deshalb können 60 Tänzer drei bis fünf Trainings pro Woche absolvieren. Mit den Kleinen sind wir zweimal pro Woche in Kontakt. Wir unterrichten in Gruppenchats bis höchstens 25 TänzerInnen und eben die Turnierpaare auch einzeln».

Schwierig für Akrobatik-Paare
Mit all diesen Massnahmen hofft der seit 2 Jahren in Felben wohnhafte Isenring möglichst viele Begehrlichkeiten zu erfüllen. Trotzdem ist für ihn klar: «Wir sind ein enorm technischer Sport. Da sind Korrekturen aus der Ferne knifflig. Im Normalfall kann man falsche Ausführungen mit einer sanften Berührung korrigieren. Besonders schwierig ist die jetzige Situation für die Paare mit Akrobatik-Elementen. Da fehlt der Partner extrem». Am meisten nagt aber die Ungewissheit: «Wir wissen nicht, wie lange diese Einschränkungen gelten. Dauert das über den 19. April hinaus? Dann wird es speziell für die jüngeren Kinder unangenehm, sie können ein solches Ereignis noch nicht so genau einschätzen. Die Motivation so aufrecht zu erhalten ist sehr schwer».
Natürlich sorgt der immense Aufwand nicht nur für eitel Freude, trotzdem will Dimitri Isenring eines herausstreichen: «So können wir garantieren, dass unsere Mitglieder ihr jetziges Level in etwa behalten können und wir beim effektiven Neustart nicht wieder bei Null beginnen müssen». Der letzte Wettkampf fand übrigens im Dezember statt, jetzt um diese Zeit wäre die neue Saison gestartet worden.

Ruedi Stettler