Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.04.2020

Eine Briefmarke, die lebt

Erste interaktive Briefmarke kommt aus Frauenfeld

Die Frauenfelder Künstlerin Rina Jost hat für die Post eine Briefmarke entworfen. Aber nicht nur das: Die zum 125-Jahr-Jubiläum der Nationalbibliothek entstandene Marke wird durch eine spezielle Technik digital sogar zum Leben erweckt. Das gab es in der Schweiz noch nie.

 

 

Die Nationalbibliothek feiert ihr 125-Jahr-Jubiläum. Zu diesem Anlass wollte die Post eine spezielle Briefmarke gestalten. Dazu lud der «Gelbe Riese» drei Künstler zu einem Gestaltungswettbewerb ein, darunter die Frauenfelderin Rina Jost. «An einem Briefing erfuhren wir, was wichtig ist. Und dann ging es ans Gestalten», erinnert sich Jost. Rund ein Jahr dauerte das Projekt von der Anfrage bis zur Veröffentlichung. Format und Text waren vorgegeben, inhaltlich waren die Künstler sonst frei, «solange der Bezug zur Nationalbibliothek ersichtlich war». Für die 32-Jährige war wichtig, die Medienvielfalt der Nationalbibliothek zu zeigen. «Sie sammelt nicht nur analog, sondern auch digital. Zum Beispiel Lieder oder sogar Webseiten», sagt sie. Ausserdem gebe es in einer Bibliothek viel zu entdecken. «So taucht meine Protagonistin nun wortwörtlich in das Angebot ein.» Denn zu sehen ist nun eine Frau in Badekleidung und Taucherbrille, die in der gefluteten Bibliothek unter Wasser in einem Buch liest.

Der Prozess zum fertigen Bild
Aber warum wurde es am Ende genau eine Taucherin? Rina Jost erklärt ihre Gedanken: «Ich skizzierte am Anfang möglichst ohne Schere im Kopf und habe mir auch überlegt, was man auf keinen Fall in einer Bibliothek haben möchte.» Dazu gehören zum Beispiel Feuer oder eben Wasser. Zuerst sei ihre Entdeckerin noch an Land unterwegs gewesen. Nach und nach habe sich dann aber die Idee der Taucherin entwickelt. Bereits während diesem Prozess machte sich Jost Gedanken, dass man die Briefmarke auch zum Leben erwecken könnte. «Ich interessiere mich für neue Anwendungsbereiche der Illustration und für diesen Auftrag hat sich Augmented Reality (siehe Box) thematisch angeboten», sagt sie weiter.

Eine bewegte Briefmarke
Dank dieser Augmented-Reality-Technik (AR) wird die 28 auf 33 Millimeter grosse Frankatur digital lebendig. Scannt man die Briefmarke mit der Post-App, läuft ein Krebs durchs Bild, und die Taucherin blättert im Buch.
Den technischen Hintergrund bildet eine GIF-Datei mit 44 Einzelbildern. «Ich glaube, damit werden wir der Schnittstelle von analog zu digital und dem innovativen Ansatz der Nationalbibliothek gerecht», so Rina Jost.
«Es ist ein ziemlich cooles Gefühl, die erste interaktive Briefmarke der Schweiz gestaltet zu haben», sagt Rina Jost stolz. Mit dem fertigen Produkt sei sie mehr als zufrieden. «Die Farben der gedruckten Marke sind toll und die AR-Umsetzung funktioniert gut.» Sie selbst habe sich von der Erstauflage auch gleich 400 Marken zugelegt, sowohl online als auch physisch. «250 brauchte ich sogleich, um das Erscheinen mit Kunden und Freunden zu feiern», sagt sie. Neben der Briefmarke selbst war Jost auch für Ersttagsstempel und Ersttagscouvert verantwortlich. «Das war selbstverständlich, denn das ist sowohl für mich als Gestalterin, wie aber auch für Sammlerinnen und Sammler wichtig.»

Michael Anderegg




Augmented Reality
Augmented Reality bedeutet zu deutsch erweiterte Realität. Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. So kann die Briefmarke mit dem Handy und der passenden App der Post gescannt werden und die Illustration erwacht für fast vier Sekunden zum Leben. (mra)

 

 

Eine Briefmarke, die lebt

 

 

Eine Briefmarke, die lebt