Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.03.2020

Schüler haben keine Ferien

Geschlossene Schulen fördern Ideenreichtum

Der Bundesrat hat im Kampf gegen das Corona-Virus am 13. März alle Schulen in der Schweiz geschlossen. Was bei einigen Schülern Freudenschreie auslöste, stellte Schulen und Lehrer vor eine Herausforderung. Jetzt, fast zwei Wochen später, läuft der Schulbetrieb in Frauenfeld beinahe reibungslos auf allen Stufen via Fernunterricht ab.

 

 

Das Corona-Virus stellt viele Branchen und Institutionen vor grosse Herausforderungen. Im Kampf dagegen schloss der Bundesrat am 13. März vorläufig bis am 19. April alle Schulen des Landes. Am Montag darauf erarbeiteten Schulbehörde, Schulleiter und Lehrer Lösungen, wie der Schulunterricht in Frauenfeld für alle Stufen – rund 3000 Kinder vom Kindergarten bis zur 9. Klasse – geregelt weitergehen kann. Am Dienstag bereits wurde mit diversen Formen des Fernunterrichts gestartet. «Ein Teil des Fernunterrichts findet digital statt, Unterlagen werden aber auch via Post versendet», sagt Andreas Wirth, Präsident der Schulen Frauenfeld. Einige Kinder würden die Aufträge auch einzeln in den Schulen abholen. «Nicht alle haben zu Hause die Möglichkeit, den digitalen Weg zu nutzen», ergänzt Wirth. Je älter die Kinder und Jugendlichen aber seien, umso eher sei die Digitalisierung gewährleistet.

Lerneffekt auf beiden Seiten
Derzeit sei man hauptsächlich daran, Lernstoff zu repetieren. Nach den Frühlingsferien werde sich dies ändern. «Dann werden auch weitere Lernziele angegangen», so Wirth. Wie dies konkret geschehen werde, sei nun Aufgabe der nächsten Tage und Wochen. Er ist sich aber sicher, dass man den Schülerinnen und Schülern das mitgebe, was sie mindestens benötigen. «Es steht im Vordergrund, dass wir alle möglichst gut weiterbringen», so der Schulpräsident. Durch die aktuelle Situation würden zudem nicht nur die Kinder und Jugendlichen dazulernen, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer. Dies vor allem im Umgang mit den zahlreichen digitalen Möglichkeiten. «Die Lehrpersonen werden auch erfinderisch, das ist bewundernswert», sagt Wirth weiter.

Nur wenige in der Schule
Der Bund erteilte den Kantonen und damit den Schulen den Auftrag, Betreuungsangebote für Kinder zu gewährleisten, deren Eltern keine andere Möglichkeit für die Betreuung ihrer Schützlinge haben. Laut Andreas Wirth ist die Zahl der Kinder, die derzeit in den Frauenfelder Schulen betreut werden, sehr gering. In der Oberstufe sind es 0,1 Prozent, also ein bis zwei Schüler. Auf Kindergarten- und Primarstufe sind es 2,5 Prozent. Das entspricht zwischen 40 und 50 Kindern. «Es ist gut und wichtig, wenn die Eltern ihre Kinder zu Hause behalten, um dem Aufruf des Bundesrates auf Abstand halten Folge zu leisten. Die Schule kann so einen wichtigen Beitrag leisten», ist Wirth überzeugt.

Abschlussprüfungen finden statt
An der Kantonsschule Frauenfeld läuft der Betrieb ebenfalls weiter. Auch hier, wie Rektorin Chantal Roth sagt, in allen Fächern auf dem digitalen Weg und mit den unterschiedlichsten Werkzeugen und Programmen. «Die in der ersten Woche gesammelten Erfahrungen sind sehr positiv», so Roth. Teilweise finde Unterricht mit digitaler Anwesenheitspflicht statt. Die Stundenplanzeiten gelten grundsätzlich als Sprechstunden. Die Möglichkeit für asynchrones Lernen werde jedoch bewusst genutzt. Aus diesem Grund werde der Stundenplan nicht eins zu eins aufrechterhalten. Die aktuelle Situation sei eine Chance, neue Lernformen auszuprobieren. «Das kann für Schüler und Lehrer spannend sein», so Roth.
Die Rektorin beruhigt auch mit Blick auf die anstehenden Abschlussprüfungen. Es brauche dafür aber eine einheitliche Lösung. Darum beschäftigt sich die Schweizerische Mittelschul­ämterkonferenz (SMAK) mit diesem Unterfangen. Sie will sicherstellen, dass sich alle Schüler der Abschlussjahrgänge auch in dieser ausserordentlichen Situation fristgemäss an den Institutionen der Tertiärstufe einschreiben können und ihre Maturazeugnisse termingerecht erhalten. Chantal Roth ist überzeugt, dass man die nötigen, zentralen Ziele erreichen werde. «Die Zeit des Fernunterrichts ist im Vergleich zur ganzen Zeit an der Kantonsschule eine vergleichsweise kurze. Ich bin mir sicher, dass die Abschlussklassen die geforderten Leistungen erbringen können», so die Rektorin.

Michael Anderegg




Alle Schulanlagen geschlossen
Die Behörden der Primar-und Sekundarschule Frauenfeld haben ein Nutzungsverbot für die Schulhausplätze erlassen, das seit letztem Donnerstag in Kraft ist. «Wenn Kinder mit dem Corona-Virus infiziert sind, zeigen sie meist keine Symptome. Trotzdem können sie ansteckend sein. Wie hoch die Ansteckungsgefahr ist, ist unbekannt», schreibt sie in einer Mitteilung. Der Stadtrat Frauenfeld hat ein deutliches Zeichen gesetzt: Menschenansammlungen sollen auch im Freien vermieden werden. Die Behörden der Frauenfelder Schulgemeinden haben daher entschieden, die Nutzung der Spiel-und Sportanlagen bei den Frauenfelder Schulhäusern ab sofort bis auf Weiteres zu untersagen. Dieses Verbot gilt auch an den Wochenenden. (mra)