Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.02.2020

Statt Euphorie herrscht Ungewissheit – Schüepp geht

Im 1.-Liga-Eishockey ist Frauenfeld momentan das Mass aller Dinge und peilt deshalb mit vermehrter Zusammenarbeit mit dem HC Thurgau den Aufstieg an. Doch kurz vor den Playoffs war diese Meldung möglicherweise ein Euphorie-Killer.

 

 

Nach Gesprächen mit EHCF-Verantwortlichen beim Match gegen Wetzikon habe ich diesen Text am Montag im Hinblick auf die Playoffs verfasst. Am Dienstagvormittag kam ein Telefon und ich musste den Artikel deutlich überarbeiten. Nun aber der Reihe nach.
Am 11. Februar beginnen für Qualifikations-Gewinner Frauenfeld die Playoffs daheim gegen Herisau (8.). Da müsste nach der glanzvollen Qualifikation mit 20 Erfolgen und nur zwei Niederlagen sowie drei Siegen in fünf Masterround-Partien gegen die Spitzenteams Freude aufkommen. Gedämpft wurde diese Vorfreude vielleicht durch die Bekanntgabe der engeren Zusammenarbeit mit dem HC Thurgau.

Position war bezogen
EHCF-Präsident Michael Hinder schüttelt den Kopf: «Nein, das hat damit nichts zu tun. Weil die Position für uns als Leader vor den Playoffs bezogen war, fehlten beim 1:5 gegen die Pikes (3.) und dem 3:5 gegen Wetzikon (2.) nebst Verletzten angeschlagene Akteure. Gegen die Zürcher kam nach einem Schlag auf die Hand deshalb auch Captain Nino Fehr im letzten Drittel nicht mehr zurück aufs Eis».
Nichts hören von Verunsicherung will auch Headcoach Kevin Schüepp: «Wir sind heiss auf die Playoffs. Die zwei Niederlagen müssen wir akzeptieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Es war für uns in diesem ausgeglichenen Match mit nur drei Linien gegen die vier von Wetzikon eine gute Vorbereitung auf die kommenden Playoffs».

Schüepp hat viel erreicht
Der in seiner ersten Saison beim EHCF erfolgreiche Schüepp verhehlt nicht: «Bisher haben wir die gesteckten Ziele alle erreicht, sogar übertroffen. Die Arbeit mit dem Team bereitet uns Trainern grosse Freude. Über eine weitere Zusammenarbeit entscheidet die neue Sportkommission mit HCT-Geschäftsführer Martin Büsser, Thomas Müller (HCT und Young Lions) und Michael Roth (Sportchef Frauenfeld)».
Schüepp hat in seiner kurzen Zeit Aufbauarbeit für die Zukunft geleistet. Ob diese Zukunft von ihm gestaltet werden darf, weiss er nicht: «Der Aufwand soll gesteigert werden, das würde von mir mehr Präsenz verlangen. Gewisse Ressourcen kann ich frei machen, aber meinen Beruf kann ich nicht vernachlässigen. Aber logisch, ich will weiter im Hockey-Business tätig sein».
Das heisst, Schüepp schaut sich nach Alternativen um? «Es zählen nur die Playoffs. Wir haben seit Beginn dieser Zusammenarbeit hart gearbeitet, fokussieren uns auf Dinge, die wir als Team beeinflussen können. Wie gesagt, ich würde gerne meine Arbeit beim EHCF weiterführen». Auch muss Schüepp vorsichtig vorgehen, was neue Spieler für Frauenfeld betrifft: «Einige Akteure haben sich erkundigt, ob ich sie brauchen könnte».

Team ist bereits informiert
Das alles waren Fakten mit Gültigkeit bis am Montagabend. Am Dienstagmorgen sagte Schüepp am Telefon: «Es hat sich einiges geändert. Ich habe gestern Abend die Mannschaft informiert, dass ich nächste Saison nicht mehr beim EHC Frauenfeld tätig bin. Ich musste mich ganz einfach entscheiden und konnte nicht bis nach den Playoffs warten. Dann sind die Jobs längst vergeben». Auch sein Assistent Ivo Frischknecht verlässt den EHCF.
Wie wird Frauenfeld die 10-tägige Pause überbrücken? Schüepp sagt dazu: «Wir trainieren ganz normal, wollen uns auf Herisau sehr gut vorbereiten. Wir möchten das 1. Spiel gewinnen. Der SCH ist ein starker Gegner und wir müssen unser bestes Hockey spielen, um diese Serie zu gewinnen».

Start daheim gegen Herisau
Der Auftakt zu den Playoffs erfolgt am Dienstag, 11. Februar, daheim. Weiter geht es schon am Donnerstag auswärts und dann am Samstag, 15. Februar, wieder daheim. Natürlich ist Frauenfeld der Favorit. Doch über diese Rolle sind schon einige gestolpert. Auch Frauenfeld, zuletzt ausgerechnet im Playoff-Viertelfinal gegen eben dieses Herisau. Der EHCF war Dritter, die Appenzeller nur Sechste, sie gewannen aber gleich die ersten drei Partien. Aus war der Traum. Und diesmal? Herisau hat im letzten Match Schlusslicht Luzern 10:1 abgefertigt. 

Ruedi Stettler