Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 29.01.2020

Panik ist nicht nötig

Am 14. Januar wurde in Thundorf eine Schafherde von einem Wolf attackiert

Die Meldung der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung vom 14. Januar, wonach ein Wolf in Thundorf auf einem abgelegenen Gehöft zwei Schafe getötet und weitere verletzt hat (FW vom 22. Januar 2020), sorgte für Aufsehen und Unsicherheit. Die Vertreter der zuständigen Jagd- und Fischereiverwaltung warnen aber vor einer Hysterie.

 

 

Amtsleiter Roman Kistler nimmt es
vorneweg: «Wir haben kein Wolfsproblem. Wir wissen im Thurgau aktuell von einem einzigen Wolf. Bereits 2017 und 2018 tauchte jeweils ein einzelner Wolf im Thurgau auf. Bei diesen handelte es sich um ein italienisches und ein aus dem Engadin abgewandertes Individuum, wie DNA-Analysen zeigten.»

Seit mehreren Jahrzehnten da
Wie Kistlers Wissenschaftlicher Mitarbeiter Michael Vogel weiss, gibt es in den Alpen seit mehreren Jahrzehnten wieder Wölfe. Trotz dieser langen Zeit wurde bis anhin kein einziger Angriff auf Menschen verzeichnet. Dies relativiert die Gefahr, die von diesem Raubtier ausgeht – wie der Fachmann vom Bereich «Jagd & Biber» betont. Denn die Wölfe meiden in der Regel Menschen. Dies steht ganz im Gegensatz zum Bild vom «menschenfressenden, bösen Wolf», das Märchen und Sagen erzeugen.
Anders ist das Verhalten des Wolfs allerdings gegenüber Tieren wie Schafen – insbesondere wenn diese im Freien gehalten werden. Dort sind sie ungeschützt eine leichte Beute für den Wolf. Denn so muss er keine grossen Jagd-aktivitäten unternehmen, um an Futter zu kommen. «Wenn man eine Schafherde ungeschützt im Freien belässt, ist das für einen Wolf gewissermassen wie ein ‹gedeckter› Tisch. Da muss man sich nicht wundern, wenn es solche Angriffe gibt», sagt Kistler dazu.

Acht Wolfsrudel in der Schweiz
In der Schweiz gibt’s etwa acht Wolfsrudel, bestehend aus mehreren Tieren – wie die DNA-Spuren zeigen – sowie etliche «Einzelgänger». Obwohl sich die Wölfe bevorzugt in den Alpen aufhalten, müssen sich auch die Landwirte im Mittelland auf die permanente Gefahr für ihre Tiere durch Wölfe einstellen. Denn Wölfe sind «Wander-Tiere», insbesondere Jungtiere, die ein Rudel verlassen und sich ein eigenes Territorium suchen müssen. Panik ist allerdings fehl am Platz – sofern Schutzvorkehrungen getroffen werden. Infos dazu gibt’s bei der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung respektive bei der landwirtschaftlichen Beratungsstelle Agridea.

Andreas Anderegg