Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.12.2019

47 Thurgauer Sportler holen immerhin 102 850 Franken ab

Die dritte und letzte Thurgauer Sportlerehrung war eine ganz besonders hochkarätige.

 

 

Das Thurgauer Theaterhaus in Weinfelden platzte buchstäblich aus allen Nähten. 47 Sportler(innen) und Angehörige sowie Gäste durfte Amtschef Martin Leemann begrüssen. Sein Fazit zum Andrang: «Wir ehren 42 EM- und 36 WM-Teilnehmer. Sie waren nicht nur an Grossanlässen dabei, sie haben vier Gold-, neun Silber- und 18 Bronze-Medaillen nach Hause gebracht.» Logisch, dass alle strahlten, als sie das Kuvert mit dem Sportfonds-Beitrag abholten. Das waren 102 850 Franken. Wären alle Eingeladenen anwesend gewesen, hätte der Betrag sogar auf 133 500 Franken gelautet.
Die grössten Delegationen stellten die jungen Faustball-Damen und Herren, die Kanupolo-Athleten, welche im Winter im Frauenfelder Hallenbad trainieren sowie die Segler. Auch der Pferde- und Pony-Fahrsport war gut vertreten.

Naemi Brändles Hoffnung
Alleine auf der Bühne stand Naemi Brändle. Die Wildwasser-Kanutin hat ein hohes Ziel als Vorgabe: «Ich möchte an den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein. Dafür kann ich mich an den Europameisterschaften qualifizieren». Seit Jahren zu den besten der Welt gehören das Gasballon-Team Kurt Frieden/Pascal Witprächtiger und auch die Heissluftballonfahrer Stefan und Simon Zeberli. Die zwei Brüder sind die Nummer 1 der Welt. So weit ist Pistolenschütze Dylan Diethelm nicht: «Für Olympia 2020 in Tokio reicht es kaum». Seine bestbekannte Mutter Heidi hat sich dagegen bereits einen Quotenplatz ergattert.

Die Ziele der Weltmeisterin
Nach einer zweijährigen Pause und dem Abschluss des Studiums ist Rollstuhl-Leichtathletin Catherine Debrunner wieder voll auf Kurs. An der WM in Dubai wurde sie sensationell Weltmeisterin über 400 Meter und liess sich über 800 Meter Silber umhängen. Die Primarlehrerin schielt mit einem Auge bereits Richtung Paralympics in Tokio: «In Japan stehen diese zwei Disziplinen in meinem Fokus». Die ehemalige Schwimmerin Stephanie Baumann hat auf Para-Triathlon umgestellt, was sehr aufwendig ist: «Weil ich drei Disziplinen trainieren muss, komme ich gut auf 20 Stunden pro Woche».
Wer Orientierungslauf sagt, meint Hubmann. Zur Auszeichnung in Weinfelden kamen Daniel, Martin und Nina Hubmann. In Norwegen gewann Daniel bei seinem 50. WM-Rennen bereits die 28. Medaille. Sagenhaft. Martin Leemann meinte dazu: «Es gibt kaum einen anderen Schweizer, der an einem Titelkampf so erfolgreich war». Weniger Glück hatte sein Bruder Martin im ersten Profi-Jahr. Bei der Militär-WM in Wuhan blieb bei einem Sprung ein Ast im Oberschenkel stecken: «Die Chinesen haben hervorragende Spital-Arbeit geleistet. Ich bin wieder fit im Schritt». Cousine Nina holte an der Jugend-EM in Grodno Staffel-Bronze.
Radprofi Stefan Küng findet es schade, dass man bei 80 Renntagen stets nur an den Resultaten gemessen wird: «Macht man das, dann konnte ich immerhin fünf Rennen gewinnen. Die Bronzemedaille an der Strassen-WM war sicher mein Ausrufezeichen».

Hussein bereut nichts
Nach dem Abschluss seines Medizin-Studiums setzt Kariem Hussein auf die Karte Sport. Der Europameister über 400 Meter von 2014 musste zwei Jahre gegen verschiedene Verletzungen ankämpfen. Leemann wollte wissen, ob er es bereue, aus finanziellen Gründen nicht eine Profi-Fussball-Karriere eingeschlagen zu haben? «Nein, überhaupt nicht». Im kommenden Jahr folgen EM, WM und Olympia und Hussein sagte selbstbewusst: «Ich will auf das Podest».

Thurgauer im Schlussgang?
Domenic Schneider war mit neun Kränzen einer der dominanten Figuren bei den Thurgauer Schwingern und er holte am Eidgenössischen in Zug den begehrten Kranz. Wäre gar mehr drin gelegen? «Bis zum 7. Gang durfte ich von einer Schlussgang-Teilnahme träumen, dann verlor ich gegen den späteren König Christian Stucki.» Gibt es am nächsten Eidgenössischen einen Schlussgang zwischen Samuel Giger und Schneider: «Das würde ich sofort unterschreiben».
Im Rahmenprogramm bewiesen die siebenjährigen Mädchen und Knaben der Turnfabrik Frauenfeld, dass es nicht an vielversprechendem Nachwuchs mangelt. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde beim Apéro eifrig diskutiert.

Ruedi Stettler