Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.08.2019

Der «Runggle Buur» stampft durch Mammern

Am Wochenende feierte das Musical «Runggle Buur» von David Lang Premiere. Der Applaus war gross und mehr als verdient.

 

 

«Willkomme uf em Land, do git me enand no d Hand», singt die Truppe auf der Bühne gelöst. Das tönt doch ganz gut, trotz den Wirrungen, die im Musical «Runggle Buur» allen das Leben schwer machen. Doch der Schein trügt, denn wenig später folgt der Nachsatz: «Am Rand vo de emotionale Wüesti.» Diese zu erkunden und zu entflechten drängt sich im Verlauf des Musicals allen in der Dorfmusicaltruppe auf. Einfach ist das nicht, auch das Publikum muss zeitweise mitdenken. Am härtesten trift es Jack, den Protagonisten des neuen Musicals. Seine Rolle des im Dorf verspotteten «Runggle Buurs» konfrontiert den Rübenbauer mit seiner Vergangenheit. Mitten in den Proben wirft er plötzlich den Bettel hin und verschwindet spurlos. Damit geht im Theater mit Theaterstück ein weiteres Theater los. Zum Teil mit Zeter und Mordio. Nicht nur Jacks Leben ist ins Wanken geraten, auch die anderen kommen in emotionale Nöte.

Geschichte mit vielen Geschichen
So ist plötzlich nichts mehr, wie es war, und das ursprünglich auf den «Runggle Buur» fokussierte Musical wird zur Geschichte der ganzen Truppe. Darin geht es um Mankos und blinde Flecken, Respekt und Vorurteile, Rache und Unsicherheit. Zum Glück aber auch um die Liebe. Die Laientruppe wird in Mammern von acht professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern glanzvoll in Szene gesetzt. Allen voran Chasper-Curò Mani in der unattraktiven Rolle des grollenden und sturen «Rung-gle Buurs». Der Bündner verkörpert jedoch diese knorrige Gestalt mit Bravour. Nicht zuletzt wegen seinem
Dialekt. Bündner sind einfach eine Wucht auf der Bühne, besonders wenn sie wütend sind. Aber auch die anderen zeigen ihre Stärken, sei dies in Tanz und Beweglichkeit, Gesang oder beim Schauspielern. Das Publikum verdankte dies am Samstagabend mit lang anhaltendem Applaus. Am stärksten ist das Musical dann, wenn alle zusammen singen und dazu vom sechsköpfigen Orchester mit David Lang am Klavier begleitet werden. Dann nämlich entwickelt sich eine Energie, die letztlich auch das Publikum spürt. Es ist die Kraft, die aus stimmigen Texten und guter Musik kommt.

Evi Biedermann

Weitere Vorstellungen bis Freitag, 6. September.
Daten sind auf www.mammernclassic.ch aufgelistet.