Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 10.07.2019

Gute Nacht

Eine romantische Sommernacht: Kerzenlicht, ein Glas Wein in der Hand, die Sterne am Himmel... Diese Szene gibt es vielleicht bald nur noch im Film. Denn wer nachts den Blick nach oben richtet, wird oft enttäuscht: Der Himmel gleicht mehr und mehr einem schwarz-grauen Dunst – gegen die enorme Lichtstrahlung der Städte haben selbst helle Sterne keine Chance.

 

 

Die Menschen haben die Nacht ausser Kraft gesetzt. Allein in den letzten zwanzig Jahren haben die gegen oben gerichteten Lichtemissionen um rund siebzig Prozent zugenommen. Das künstliche Licht, das die Nacht zum Tag macht, ist eine der grössten Veränderungen in der Umwelt. Auch in der Schweiz gibt es keinen Ort mehr, an dem in der Nacht natürliche Dunkelheit herrscht, sogar in den Alpen wird der Himmel nachts aufgehellt.
Dass die Sterne in dicht besiedelten Räumen nicht mehr sichtbar sind, mag vor allem Astronomen beunruhigen. Die Lichtverschmutzung hat jedoch viel weiter reichende Auswirkungen und kann ganze Ökosysteme beeinflussen. Die Lebensbedingungen für nachtaktive Tiere verändern sich dramatisch; der Tag-Nacht-Rhythmus der Lebewesen wird durcheinandergebracht – auch der von uns Menschen.
Keine Frage, Licht macht die Strassen sicherer und das Leben angenehmer. Doch nicht immer ist die Beleuchtung auch sinnvoll eingesetzt. Obwohl die Technologien in den letzten Jahren immer besser und energiesparender geworden sind, bleiben die Ausgaben für Leuchtmittel in vielen Gemeindebudgets gleich – der Raum wird einfach stärker ausgeleuchtet.
Um die Lichterflut einzudämmen, sollte man unnötiges Licht in der Nacht vermeiden, Bewegungsmelder sparsam und gezielt verwenden, Beleuchtungsstärken reduzieren. Für mehr romantische Sommernächte unter dem Sternenhimmel.

Miriam Waldvogel

Bild: Chris Stricker, chrisstricker.com