Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.06.2019

Im Stich gelassen

Er ist wieder da: der Sommer. Und mit ihm lange, lauschige Nächte – das Mitsommerfest hat es perfekt vorgemacht, zumindest wenn nicht gerade ein Unwetter tobte.

 

 

Wo man sich sommers in der Dämmerung gemütlich niederlässt, sind die Mücken garantiert schon da. Mücken sind nicht auszurotten, sie sind die heimlichen Helden der Evolution. Als die Dinosaurier ausstarben, lebten sie fröhlich weiter und quälen uns noch heute. Die kleinen Brummer sind so nervtötend, dass selbst die Wissenschaft kapituliert: «Lästiger Quälgeist» (Aedes vexans) bedeutet der offizielle zoologische Name der Stechmücke.
Inzwischen hat die Mückenschutzindustrie jedoch aufgerüstet: Längst gibt es nicht mehr nur das altbekannte Anti-Brumm, das in meiner Kindheit die Pfadizelte während der Sommerlager derart einhüllte, dass jedes Insekt im Umkreis von einem Kilometer das Weite gesucht haben muss. Heute gibt es neben zahlreichen Sprays auch Pflaster, Roll-on-Stifte, Gels und sogar Mückenarmbänder – kindgerecht mit pinken Prinzessin­nen oder blauen Piraten. Aus einer Mücke lässt sich zwar nach wie vor kein Elefant machen, aber immerhin ein gutes Geschäft.
Wer nach natürlichen Wegen sucht, sich vor Mückenstichen zu schützen, der sollte häufiger duschen, aber besser ohne parfümiertes Duschgel. Mücken reagieren nämlich vor allem auf Duftstoffe: Sie können einen Menschen schon aus 50 Meter Entfernung riechen. Ob Mücken auf einen fliegen, entscheidet vor allem, wie attraktiv der Körpergeruch auf die Tiere wirkt. Dunklere Kleidungsfarben bemerken sie ausserdem eher als helle; warme Haut eher als kühle.
Ob industriell oder natürlich, Mückenschutz ist Sisyphusarbeit. Denn ist eine Mücke weg, kommt schon die nächste: Ein Weibchen kann in seinem vier- bis sechswöchigen Leben alle zwei Wochen mehr als 300 Eier legen. Gegen so viele stichhaltige Argumente ist man machtlos.

Miriam Waldvogel