Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 29.05.2019

Rätsel um Bodenkanäle

Beim Umbau des Trompetenhüslis kommt Überraschendes zu Tage

Die Geschichte zum Gebäude an der Thundorferstrasse 18 in Frauenfeld, in dem ab 1880 während 76 Jahren eine Instrumentenfabrikation betrieben wurde, ist um ein Kapitel reicher. Denn im Fundament wurden Kanäle gefunden, in denen einst warme Luft transportiert wurde. Wofür diese genutzt wurde, ist noch ungeklärt.

 

 

Seit kurzem ist Gabriel Müller daran, das «Trompetenhüsli» an der Thundor­fer­strasse 18 zu sanieren und umzubauen. Beim Ausräumen des Kellers des Hauses in der sogenannten Holdervorstadt sind nun Bodenkanäle zum Vorschein gekommen, die den Architekten sofort rätseln liessen. Denn die Kanäle haben einen seltsamen Verlauf und sind so alt wie das Haus, das im Jahr 1563 erbaut worden war. In diesen Kanälen wurde offensichtlich warme Luft geführt und nicht Wasser – worauf nicht nur die Bauweise schliessen lässt, sondern auch die teilweise Verrussung der Kanäle.

Öffentliches Bad?
Stand an jener Stelle zwischen Marktplatz und Thundorferstrasse also allenfalls mal ein öffentliches Bad? Immerhin gab es Badzimmer in Wohnhäusern, wie man sie heute kennt, beim Bau des «Trompetehüslis» vor 450 Jahren noch nicht. Müller: «Damals gab es öffentli­che Badhäuser – wie es auch das Bad Hohenzorn an der Ringstrasse eines war.» In diesen Häusern gab es Bodenkanäle für heisse Luft, um Wasserbehälter aufzuheizen oder die Zimmertemperatur zu erhöhen.

Falls die Luftkanäle im Fundament an der Thundorferstrasse 18 tatsächlich einst für ein Badhaus genutzt wurden, so wäre auch die Stadtgeschichte um ein interessantes Kapitel reicher. Denn bis anhin ging man stets davon aus, wohlhabende Leute hätten im Stadtkern gelebt – also zwischen Zürcherstrasse und der südlichen Stadtkante, wo heute die Promenade beginnt. Diese diente einst als natürlicher Schutz gegen feindliche Angriffe. Den Stadtgraben auffüllen und die Promenade anlegen liess in den Jahren 1813 bis 1816 übrigens der Islikoner Textilfärber Bernhard Greuter, der ab 1805 in Frauenfeld eine Filiale betrieb.

Noch ungeklärt
Gabriel Müller hat nach seinem Fund sofort Kontakt aufgenommen mit dem Amt für Archäologie, das zwecks Bestandesaufnahme umgehend angerückt ist (Verzögerungen hat es für den Bauherr dadurch nicht gegeben). Gemäss Archäologin Iris Hutter wurde durch diese Kanäle einst heisse Luft transportiert, die ausserhalb des Gebäudes von einer Holzheizung erwärmt wurde. Auf diese Weise konnte die Befeuerung der Heizung von aussen her erfolgen und die Räume vom Rauch freigehalten werden. Ungeklärt ist aber noch, wie der beheizte Raum genutzt wurde – wie die Vertreterin des Amts für Archäologie dazu sagte.

Andreas Anderegg