Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 03.04.2019

Amriswil im Derby aggressiver und auch cleverer

Im 2.-Liga-Fussball interregional wurde beim 3:1 (1:1) von Amriswil (9.) bei Frauenfeld (13.) je ein Spieler frühzeitig (35. und 70. Minute) unter die Dusche geschickt.

 

 

Etwas abseits sass nach dem Match ein bedrückter Frauenfelder Captain Angst und haderte zu Recht mit dem Schiedsrichter: «Schon die erste gelbe Karte (33.) gegen mich war fragwürdig. Darum musste ich nachher mit äusserster Vorsicht in die Zweikämpfe steigen. Dass ich dann für ein Foul, das mein Teamkollege Schlauri beging, nach 70 Minuten bereits vom Platz musste, hat mich total genervt.»
Enttäuscht über das 1:3 war logischerweise auch FCF-Trainer Exouzidis: «Wir sind viel zu wenig konsequent, in dem was wir auf dem Platz machen. Nicht vergessen darf man aber, dass wir mit dieser extrem dünn besetzten Mannschaft einfach keine Auswechsel-Alternativen haben.» Der neue Frauenfelder Präsident Frei nahm kein Blatt vor den Mund: «Wir waren hinten schlecht und vorne schlecht.»
Bemerkenswert war die Aussage von Amriswils Doppeltorschütze Eggmann: «Wir begannen unglaublich harmlos und erwachten erst so richtig nach dem frühen Platzverweis (35.). Bei meinem ersten Tor konnte ich eine wunderschöne Flanke per Kopf verwerten, beim 1:2 hatte ich den nötigen Riecher und stand halt am richtigen Ort.» Sein Trainer Schenk strahlte: «Eggmann braucht zum Glück nie viele Möglichkeiten, um zu treffen.» Weiter meinte der Gäste-Coach: «Es ging in diesem Match für beide Teams um sehr viel. Doch so vorsichtig wollten wir nicht beginnen. Erst nachdem wir in Unterzahl gerieten, merkte jeder, dass er viel mehr leisten muss. Und der sofortige Ausgleich hat unsere Moral natürlich gestärkt.»
Eine Szene kurz nach dem Schlusspfiff zeigte die Verbindlichkeiten der beiden Teams deutlich. Der frustrierte FCF-Stürmer Kälin malträtierte mit einem kräftigen Tritt den Getränke-Harass, daneben tanzten die Amriswiler johlend im Kreis herum. Der verdiente Erfolg der aggressiveren und im Abschluss cleveren Gäste basierte auf einer äusserst homogenen Equipe. Will man doch zwei Akteure herausheben, sind das der zweifache Torschütze Eggmann (Ex-Frauenfeld) und der omnipräsente Moser, der ebenfalls skorte. Dem FCF war ob der prekären Tabellenlage die Verunsicherung von der ersten bis zur letzten Minute anzusehen.
Beide Mannschaften begannen die Partie enorm vorsichtig. Vor allem Frauenfeld versuchte mit unzähligen Querpässen Ruhe in die eigenen Reihen zu bringen. So war es nicht verwunderlich, dass die erste richtige Torszene ein herrlicher Weitschuss von Stadler war, den aber FCA-Keeper Mirzeloski glänzend parierte (30.). Dann ging es Schlag auf Schlag. Amriswils Verteidiger Muinos sah schon in der 35. Minute zum zweitenmal Gelb. Frauenfeld nutzte diese Überlegenheit beim allerersten Eckball durch ein herrliches Tor von Starcevic (39.) aus. Ob der Freude vergassen die Frauenfelder die Abwehrarbeit und Torgarant Eggmann war zur Stelle und markierte mit wuchtigem Kopfball das 1:1.
Auch nach dem Tee waren die wirklichen Torszenen dünn gesät. Bis in der 59. Minute die im Fünfmeterraum viel zu zögerliche FCF-Abwehr von Eggmann zum zweiten Male überlistet wurde. Als in der 70. Minute Frauenfelds Captain Angst unberechtigterweise gelb-rot sah, war der Match vorentschieden. Wenig später verzog Moser solo vor Frauenfelds Goalie Bretscher. Nach einigen turbulenten Szenen vor dem Amriswiler Gehäuse endete diese kurze Frauenfelder Druckphase mit dem überlegt in die Ecke geschobenen Ball zum 1:3 (84.) durch Moser. Mit diesen drei Punkten schob sich Amriswil ins hintere Mittelfeld vor, der FCF bleibt Zweitletzter.

Ruedi Stettler