Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.12.2018

«Einen Plan B gibt es wirklich nicht»

Der Nussbaumer Patrik Wägeli will sich im Marathon für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 qualifizieren. Seinen Unterstützern hat er aufgezeigt, wie er das umsetzen will.

 

 

Patrik Wägeli hat sich in der Lauf-Szene mittlerweile Respekt verschafft. Beim 21 Tage dauernden Trainingslager in Kenia anfangs Jahr wurden ihm aber von den Einheimischen die noch vorhandenen Limiten deutlich aufgezeigt. Zahlreiche Spitzenläufer, immer auch aus der Schweiz, verbringen einen Teil des Winters in Afrika. Das macht der seit kurzem in Frauenfeld wohnhafte Wägeli auch wieder. Er reist vom 3. Januar bis zum 6. Februar 2019 in die Läufer-Hochburg Iten. Obwohl er genau weiss, dass ausser trainieren, essen und schlafen nichts anderes auf dem Tagesprogramm steht.
Trotzdem ist die Vorfreude des Thurgauer gross. Etwas ist ihm beim letzten Afrika-Abstecher besonders eingefahren: «Einer meiner kenianischen Trainingskollegen hat mir gesagt, du musst zum Trainieren mehr zu uns kommen, dann läufst du den Marathon bald in 2:12. Es gibt in Kenia tatsächlich viele Läufer, die das schaffen. Wir aber müssen enorm hart dafür arbeiten.» Die Limite für eine Teilnahme bei Olympia 2020 wird wohl wie zuletzt für Rio de Janeiro bei 2:16 liegen. Fix ist das aber noch nicht.
Beim Apéro vor gut drei Dutzend gut gelaunten Gästen im Brauhaus Sternen in Frauenfeld blickte Patrik Wägeli nochmals auf die vergangene Saison zurück. Sie begann für ihn denkbar schlecht. Just zu seinem 27. Geburtstag am 1. Januar bekam er die Windpocken «geschenkt». Trotzdem machte er sich bald darauf auf nach Kenia und dort plagten ihn sofort Magenprobleme. Auch dieses Malheur verdaute der willensstarke Meisterlandwirt. In eindrücklichen Bildern zeigte er auf, was so alles in Afrika möglich ist. Im Mittelpunkt seiner Power-Point-Vorführung standen zudem seine drei übrigen Highlights des Jahres: Der Halbmarathon in Barcelona mit Bestzeit, die erstmalige EM-Teilnahme am Marathon in Berlin und die Verbesserung seiner Bestzeit am Halbmarathon von Wil nach Frauenfeld.
Im Ausblick für 2019 bleibt einiges offen. Fix ist die Teilnahme am Marathon in Sevilla am 17. Februar und diejenige im September in Berlin. Der Rest der Saison ist darauf ausgerichtet, die Olympia-Limite für 2020 in Tokio zu schaffen. Und wenn das nicht gelingt? «Ich will nicht mit negativen Gedanken unnötig Substanz verbrauchen. Es gibt keinen Plan B. Wirklich nicht.» Wenn Patrik Wägeli weiterhin so zielstrebig vorwärts läuft, dann darf man gespannt auf seine Fortschritte sein.
Sein Trainer Dan Uebersax ist ebenfalls zuversichtlich:«Ich betreue Patrik seit er 13 Jahre alt ist. Er geht sehr fokussiert vor, darum bin ich guter Dinge, dass es auch diesmal klappt.» Hoffentlich mit den dazu nötigen Sponsoren. Ansonsten kann er sein Projekt sowieso kaum verwirklichen.

Ruedi Stettler




Patrik Wägeli Fünfter
Am Zürcher Silvesterlauf absolvierten die 14 Teilnehmer im illustren Elitefeld ein Ausscheidungs-Rennen über 5,3 Kilometer in 14 Runden à 385 Meter. Den Sieg holte sich Matthias Kyburz in 15:21:6. Auf dem guten fünften Platz landete der Neo-Frauenfelder Patrik Wägeli mit 26 Sekunden Rückstand. (rs)