Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.12.2018

Provisorium für immer

Das älteste Provisorium der Stadt steht an der Zürcherstrasse 143

Die schmucke Baute auf der Nordseite der Zürcherstrasse 143 unterhalb der Murgbrücke in Frauenfeld hat eine ebenso lange wie ungewöhnliche Geschichte: Es wurde im Jahr 1904 als Provisorium erstellt – auf Zusehen hin.

 

 

Für Stadtbaumeister Christof Helbling ist das Gebäude an der Zürcherstrasse 143, das der Gerberei Kappeler AG gehört und in dem sich heute das Schneider-Atelier La Donna befindet, ein «Schmuckstück. Es setzt an seinem Standort an der Zürcherstrasse einen besonderen Akzent».

Vor 104 Jahren erstellt
Erstellt wurde das Häuschen im Jahr 1904 als «Hölzernes Ladenlokal und allzeit transportable Baute (auf Zusehen hin bewilligt, weil nur einstöckig) von Architekt Albert Rimle für Coiffeur Fritz Kleeb. Originelles Jugendstil-Kleinbauwerk mit Ausstellungscharakter» – wie dem Inventar der neueren Schweizer Architektur zu entnehmen ist. Der Plan von Rimle, der fast zum gleichen Zeitpunkt die katholische Stadtkirche baute, zeigt den Kleinbau, wie er sich noch heute präsentiert.

Bisweilen als störend empfunden
Damals war der kleine Raum durch eine Mittelwand in zwei gleich grosse Bereiche aufgeteilt. Je ein separater Eingang führte zum einen Bereich mit drei Frisierplätzen für die Frauen und zum anderen Bereich mit zwei Frisierplätzen für Männer. Allerdings hatten nicht alle ihre Freude an dieser Baute. Denn der Kleinbau stand jenen Lastwagen im Weg, die zur dahinter liegenden Gerberei Kappeler fahren wollten. Damit verbunden war der Abbruch des Gebäudes damals nur eine Frage der Zeit.

Im Jahr 2010 restauriert
Allerdings kam es nie dazu, vielmehr erfreute sich die Kleinbaute über die Jahrzehnte hinweg eines wachsenden Interessens von Publikum und Verantwortungsträgern. Schliesslich wurde das Gebäude im Jahr 2010 unter der Federführung von Denkmalpfleger Urs Fankhauser vollständig restauriert. Auf diese Weise wurde aus dem kleinen Ärgernis wieder ein charaktervoller Bau – eben ein Schmuckstück.

Andreas Anderegg