Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.09.2018

Berlin, Zürich, Berlin, Chicago und New York

Der Pfyner Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug konnte nach dreimal Gold an der EM in Berlin nur kurz durchatmen, dann folgte bereits Weltklasse Zürich. Und jetzt die Marathons.

 

 

Nationaltrainer Paul Odermatt und Sportler Marcel Hug, das passt seit vielen Jahren wunderbar zusammen. Das Duo eilt von Erfolg zu Erfolg, wohl auch darum, weil sich Hug bereits seit 2010 den Profistatus leisten kann. Von Vielen wird der wohl beste Rollstuhl-Leichtathlet der Welt nur «Silver Bullet» genannt, wegen seinem legendären silbernen Helm. Und trotz der vielen Goldmedaillen, die der 32-Jährige bereits errungen hat, bleibt er eisern: «Der Helm bleibt so.»
Erst am Montag, 27. August, kam die EM-Delegation am Flughafen Kloten an und wurde von den Fans begeistert empfangen. Bereits am letzten Donnerstag fuhr der Thurgauer wieder auf die Bahn des Stadions Letzigrund, bei Weltklasse Zürich. Und für einmal hiess der Sieger nicht Marcel Hug. Im Verfolgungsrennen über 3000 Meter musste er dem Thailänder Tana Rawat (6:39:58) in 6:39:65 knapp den Vortritt lassen. Nachstehend beantwortet Hug unsere Fragen.

Welcher der drei EM-Titel in Berlin war der Wichtigste?
Ich möchte die Frage umdrehen, welcher bedeutete mir – eigentlich ist es dumm, das so zu sagen – am wenigsten. Das war derjenige über 5000 Meter, weil es nur vier Startende gab. Zudem fehlte in Deutschland einer der wichtigsten Gegner, der Brite Richard Chiassaro, krankheitshalber. Für mich waren diese Rennen trotzdem eine gute Standortbestimmung und ich bin natürlich froh, dass ich dreimal gewonnen habe.

Wie wurde regeneriert?
Das war fast nicht möglich, weil drei Tage nach der Rückkehr aus Berlin bereits das 3000-Meter-Verfolgungsrennen in Zürich anstand. Und da hatte die formstarke Manuela Schär angekündigt, dass sie endlich einmal die Männer schlagen möchte. Darum musste ich mich konzentriert vorbereiten. Ich war als Zweiter hinter Rawat nur eine gute Sekunde schneller als Manuela.

Und schon wieder Berlin?
Auf die Marathons, die nun folgen, freue ich mich sehr. Der Auftakt zur prestigeträchtigen und lukrativen World Marathon Major-Serie in Deutschland wird attraktiv. Am 16. September sind nämlich in Berlin viele bekannte Namen am Start. Das wird ein ganz schwieriges Unterfangen.

Wie geht es weiter?
Es folgen dann die Marathons in Chicago und in New York sowie zum Abschluss Oita. Das Rennen in Japan zählt aber nicht zur Major Serie. Die geht erst im 2019 in Tokio, London und Boston weiter. Nach bereits zweimaligem Gewinn dieser Serie möchte ich das natürlich ein drittes Mal schaffen.

Gab es eigentlich in dieser Saison nie irgendwelche Probleme?
In Dubai brach die Achse an meinem Rollstuhl und er war für ein Rennen nicht mehr zu gebrauchen. Jetzt ist er wieder repariert. Da ich bereits einen neuen Rennrollstuhl besitze, weiss ich nicht, ob wir ihn noch einmal in einem Wettkampf einsetzen. Verletzt war ich zum Glück nie, aber ich hatte einmal Magen-Probleme, vielleicht auch wegen der lange anhaltenden Hitze.

Was war das bisherige Highlight?
Natürlich durfte ich auch heuer wieder schöne Erfolge feiern. Aber dass ich Ehrenbürger von Pfyn geworden bin, das hat mich natürlich sehr stolz gemacht.

Interview: Ruedi Stettler