Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.07.2018

Dani Kern: «Russen wollen gutes Bild abgeben»

Der Frauenfelder Dani Kern hat als Sport-Kommentator des Schweizer Fernsehens an der Fussball-Weltmeisterschaft in Russland schon einiges erlebt.

Nebst Flughäfen und Stadien konnte Dani Kern vom Land allerdings noch wenige Eindrücke sammeln. Kern arbeitet seit 1999 beim SRF und feierte Ende Juni in Russland seinen 49. Geburtstag. Wir konnten ihn am Wochenende erreichen und ihm die folgenden Fragen stellen.

 

 

Welcher Match hat Dir bisher am meisten Spass gemacht?
Von den 10 Partien, die ich in der Gruppenphase kommentieren durfte, waren es die Partien Deutschland gegen Mexiko und Argentinien gegen Nigeria. Diese Spiele waren von der Intensität und vom Spannungsverlauf gesehen, die attraktivsten.

Welches war das schwierigste Spiel zum Kommentieren?
Wohl Russland gegen Uruguay. Beide Teams waren schon vor der Partie für die Ko-Phase qualifiziert. Schon bald steht es 0:2, gelb/rot gegen Russland – auf dem Platz läuft 60 Minuten praktisch überhaupt nichts mehr. Da wird es dann auch auf dem Reportersitz im Stadion eher mühsam…

Von welchem Team bis Du extrem enttäuscht?
Mein Weltmeistertipp war Deutschland ... Nächste Frage, bitte!

Wer hat Dich positiv überrascht?
Die kroatische Mannschaft spielt einen feinen Fussball. Das ist nicht ganz so überraschend, aber bisher sind die Kroaten auch gegen Dänemark als echte Einheit aufgetreten, das war in der Vergangenheit nicht immer so.

Wer ist Dir als Einzelspieler besonders aufgefallen?
Dem belgischen Stürmer Romelu Lukaku schaue ich gerne zu. Wuchtig und trotzdem elegant - so einen könnten wir in der Schweizer Nationalmannschaft auch noch gebrauchen.

Gibt es grundsätzlich etwas, von dem Du richtig begeistert bist?
Die Organisation vor Ort ist absolut top und die WM-Stadien sind allesamt Bijous.

Was war das bisher Mühsamste?
Fliegen, Sicherheitscheck, Fliegen, Sicherheitscheck etc. Ich bin froh, wenn ich daheim ohne kontrolliert zu werden in die Küche gehen kann…

Wie ist die Stimmung in- und ausserhalb der Stadien?
Bisher friedlich und freudig. Vor allem bei den Spielen von Argentinien und Brasilien war es in der Stadt und vor den Stadien stimmungsvoll und laut.

Sind Deine zahlreichen Flüge bisher alle bestens verlaufen? Wieviele sind es bis zur Rückreise?
Die Flugzeuge starten pünktlich auf die Minute. Aeroflot ist beinahe pünktlicher als unsere Bahn. Weil die Staus auf den Strassen unberechenbar sind, stehen wir meist sehr früh schon am Flughafen. Ich habe die Stunden nicht gezählt, die ich wartend an den Flughäfen verbracht habe. Bis zur Rückreise fliege ich noch ein Dutzend Mal.

Was ist Dein Eindruck von Russland als Land mit seinen Leuten?
Sehr viele Eindrücke habe ich von Land und Leuten nicht sammeln können. Während den ersten beiden WM-Wochen durfte ich 10 Partien kommentieren, da bleibt keine Zeit für Stadtrundfahrten oder so. Die Leute, die mir begegnen, sind äusserst nett, hilfsbereit und aufgeschlossen. Die Russen wollen ein gutes Bild abgeben und das gelingt ihnen aus meiner Sicht auch.

Oder siehst Du nur Hotels und Stadien und hast gar keine Zeit, Dich etwas umzusehen?
Bei Hotels und Stadien bin ich definitiv Russlandkenner! Flughäfen nicht vergessen! Meinen grossen Koffer habe ich in St. Petersburg abgestellt und dort hat es auch schon für eine Joggingrunde durch die Stadt gereicht. St. Petersburg ist eine Reise wert.

Wie ist Dein Kontakt zu Frau und Kindern?
Ich versuche via Face-Time-Anrufe am Familienleben teilzunehmen. Die Familie fehlt – keine Frage!

Wann kehrst Du wieder in die Schweiz zurück?
Ich kommentiere das Spiel um Platz 3 und 4 am 14. Juli – ich bleibe also noch ein bisschen.

Wann hast Du den nächsten Aktiv-Einsatz mit Deiner FCF-Mannschaft?
Ich habe unser Saisonvorbereitungsprogramm noch nicht erhalten. Nach der WM sind aber erst einmal Ferien angesagt. Die Meisterschaft startet in unserer Altersklasse im August. Es bleibt noch etwas Zeit, um den Rost loszuwerden….

Interview: Ruedi Stettler